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Der SCM20ASLPro MKII, im weiteren Ver-lauf
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dieses Beitrags auf SCM20 redu-ziert,
repräsentiert ein klares, fast tradi-tionelles
analoges Konzept mit über ei-nen
langen Zeitraum neu entwickelten
Chassis und klassischen MOSFET Class
A/B Endstufen. Die englische Sprache
bietet hierfür einen sehr treffenden Be-griff
‚straight forward‘, mangelhaft über-setzt
mit ‚einfach geradeaus‘. Das ist
weder langweilig, noch veraltet, son-dert
folgt dem puristischen Ansatz eines
‚so wenig wie möglich, so viel wie nö-tig‘
vor dem Hintergrund jahrzehntelan-ger
Erfahrung im Lautsprecherbau. Das
äußere Erscheinungsbild fügt sich naht-los
in diesen Gedankengang ein: Ein
schwarzes schlichtes Gehäuse mit leicht
abgerundeten Ecken, kein DSP, kein Dis-play,
kein Schnickschnack, einfach nur
zwei Chassis mit rückwärtig angebrach-tem
Elektronikblock, der in erster Linie
durch einen großen Kühlrippenkörper
in Erscheinung tritt. Vorne leuchtet ei-ne
kleine grüne LED, die die Betriebsbe-reitschaft
anzeigt und rot wird, wenn der
Lautsprecher an seine Leistungsgrenzen
gerät und der Schutzlimiter zu arbeiten
beginnt. Der Limiter arbeitet transpa-rent,
das heißt, er befindet sich physika-lisch
nicht im Signalweg, wenn er nichts
zu tun hat.
Überblick
Der SCM20 in der Version 2 ist ein ak-tiver
Zweiwege-Studiomonitor für kur-ze
und mittlere Abhördistanzen. Der 150
mm Tieftöner eigener Entwicklung ist
mit einer 75 mm Kurz-Schwingspule aus-gestattet,
die sich in einem vergleichs-weise
langen Magnetspalt bewegt. Diese
Bauweise steht für hohe Belastbarkeit
und impulstreue Wiedergabe. Dazu ge-sellt
sich eine 1-Zoll- oder 25-mm-Hoch-ton-
Gewebekalotte, natürlich ebenfalls
eigener Entwicklung, die von einem sehr
starken Neodym-Magneten angetrieben
wird und einen erweiterten Frequenz-gang
bis deutlich über das Hörspektrum
hinaus ermöglicht. Die Verstärkerelek-tronik
stützt sich auf eine diskret aufge-baute
MOSFET Class A/B Schaltung und
liefert eine Dauerleistung von 200 Watt
für den Tieftöner und 50 Watt für den
Hochtöner. Abstimmungsmöglichkeiten
beschränken sich auf die stufenlose Re-gelung
der Eingangsempfindlichkeit in
zwei schaltbaren Bereichen von einem
Volt (=+2.2 dBu) und zwei Volt (=+8.2
dBu). Zusammen mit dem Regler kann
ein Empfindlichkeitsbereich von +2.2 bis
+14.2 dBu abgedeckt werden. Als ‚Raum-korrekturmaßnahme‘
steht ein einfaches
Shelving- oder Neigungsfilter zur Ver-fügung,
das bei einer Ansatzfrequenz
von 80 Hz in einem Regelbereich von
-2 bis +3 dB arbeitet. Der Hersteller ver-tritt
hier die Ansicht, dass man schlech-te
Aufstellpositionen nicht elektronisch
kompensieren sollte, so dass dieses Fil-ter
eher als Angebot für den persön-lichen
Geschmack betrachtet werden
kann. Die Frequenzweiche schafft einen
Übergang bei 2.1 kHz mit einem speziell
gestalteten, phasenkompensierten Filter
2. Ordnung mit einer Steilheit von 12 dB
pro Oktave. Das Ganze bringt trotz der
kompakten Größe 28 Kilogramm auf die
Waage, was vor allem dem extrem mas-siven
MDF-Gehäuse mit aufwändigen in-ternen
Verstrebungen zu verdanken sein
dürfte. Die Innenseiten sind darüber hi-naus
zur Erzielung weiterer Resonanzar-mut
mit Elastomer verkleidet, einem Ma-terial,
das normalerweise zur Schwin-gungsentkopplung
schwerer Bauele-mente
zum Einsatz kommt. Interessant
ist die Auslegung des Abstrahlverhal-tens,
das in der Horizontalen +/-80 Grad
erreicht und in der Vertikalen auf +/-10
Grad reduziert ist. Besonders im Nahfeld-betrieb
sollte dies zur Vermeidung von
Reflexionen auf Mischpulten und Arbeits-tischen
und daraus resultierenden Kamm-filtereffekten
beitragen, obwohl die Kon-struktion
von Arbeitstischen für den Stu-dioeinsatz
grundsätzlich nach akustischen
Gesichtspunkten, gerade in Bezug auf die
Lautsprecherpositionen, ausgelegt sein
sollte. Prominente Beispiele für einen sol-chen
Arbeitsplatztisch stammen von Ster-ling
Modular oder Zaor, um nur zwei ty-pische
Kandidaten herauszugreifen.
Hören
Eigentlich haben wir den SCM20 in der
Keusgen-Regie etwas ‚artfremd‘ aufge-baut.
Das akustische Konzept des Raums
mit schallharter Front zwang uns zu ei-ner
wandnahen Aufstellung, die aller-dings
sehr gut funktionierte, mit einem
etwas erweiterten Tiefenbereich, den wir
mit dem integrierten Filter recht wirk-sam
ausgleichen konnten. Wir erzielten
so einen weitgehend linearen Frequenz-verlauf,
der den Lautsprecher unter gu-ten
Bedingungen spielen ließ. Der SCM20