Im Kontrast zwischen Produktion und
Hörgenuss stellt sich immer wieder die
Frage, ob ein Lautsprecher zu Hause
auch eine mäßige Musikaufnahme ver-schönern
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und zum besonderen Erlebnis
machen sollte, oder ob man dem Hö-rer
die Aufnahme so zumuten darf, wie
sie tatsächlich klingt. Der Idealfall ist na-türlich,
beide, Toningenieur und Musik-hörer,
erleben das Gleiche. Wenn bei-de
‚richtig‘ hören, ist eine gemeinsame
Grundlage geschaffen, die eine ‚Kommu-nikation
auf Augenhöhe‘ ermöglicht. Die
Unterschiede zwischen der Raumakus-tik
in einem kontrollierten Abhörraum
oder dem heimischen Wohnzimmer wer-den
sich jedoch nie gleichziehen lassen,
weshalb die Idee, den Lautsprecher für
Raumeinflüsse unempfindlicher zu ma-chen,
einen wichtigen Schritt zum Höri-deal
darstellt. Ehrliche Lautsprecher ha-ben
mir nicht nur einmal den Spaß an
einer musikalisch geliebten Produktion
verdorben und das könnte mit der Kii
Three im Wohnzimmer auch den stolzen
Besitzern eines so ausgeklügelten Laut-sprechersystems
passieren. Wie wir wis-sen,
hat sich die Studiolandschaft über
zwei Jahrzehnte dramatisch verändert.
Beinahe jeder kann heute ein Produk-tionssystem
auf Rechnerbasis bezahlen
und dank Preset-Vielfalt auch bedienen.
Das muss aber nicht heißen, dass die
ein solches System umgebende Raum-akustik
nach professionellen Gesichts-punkten
geplant und gebaut wurde. So
ist auch in diesem Fall ein Lautsprecher,
der Raumeinflüsse zu minimieren im-stande
ist, eine großartige Hilfe. Raum-akustische
Probleme treten vor allem im
Bereich tiefer Frequenzen und bei der
Schallführung für eine präzise Lokali-sierung
innerhalb des Stereobildes auf.
Während Letzteres vergleichsweise leicht
und mit einfachen Mitteln optimiert wer-den
kann, sind die tiefen Frequenzen
nur mit sehr viel Aufwand zu bändigen
(siehe auch unser Raumakustik & Stu-diobau
Special vom Juli dieses Jahres).
Hier setzt der Kii Three konzeptionell an
und bietet ein Schallfeld, das bis ‚kurz
vor‘ 50 Hz als Niere arbeitet. In Wandnä-he
aufgestellt, also in einem für die ku-gelförmige
Abstrahlung bei 50 Hz und
darunter ‚ungefährlichen‘ Abstand, las-sen
sich die zu erwartenden Pegelüber-höhungen
mit einem Kompensationsfil-ter
berücksichtigen.
Vorgeschichte
Die Kii Audio GmbH wurde im August
2014 gegründet, ein gutes halbes Jahr
später erfolgte die Markteinführung der
Kii Three im Mai 2015, zunächst nur für
den audiophilen Bereich. Das Kii Au-dio
Team besteht aus fünf Mitgliedern,
die in unserer Szene keinesfalls unbe-schriebene
Blätter sind: Chris Reichardt
(CEO) arbeitete schon unter der Flagge
namhafter Herstellermarken und gründe-te
später das Vertriebsunternehmen Au-dio
Import, Bruno Putzeys (CTO) gehört
zu den Pionieren der Class D Verstärker-technologie
und hat, um ein weiteres Bei-spiel
zu nennen, maßgeblichen Anteil an
der Entwicklung der vielgelobten LS1 von
Grimm Audio, Bart van der Laan (COO)
verfügt über umfangreiches Fachwissen
auf dem Gebiet der Entwicklung von Em-bedded
Software und DSP Programmie-rung,
Wim Weijers (Production & QC Ma-nager)
führte ein Unternehmen, das sich
auf Modifikation und Tuning von Audio-geräten
spezialisiert hatte und Tom Jan-sen
(Product Manager) betätigte sich als
Akustik- und Studioplaner, organisier-te
die Pro Audio Gear in Köln und Ham-burg
in Privatinitiative und war schon bei
Audio Import im Bereich des Product Ma-nagements
erfolgreich tätig. Verschie-dene
Qualifikationen von echten Leiden-schaftstätern
werden also gebündelt, um
das gesamte Feld der Entwicklung, Her-stellung,
Vermarktung und des Vertriebs
abzudecken.
Überblick
Die Kii Three wurde entwickelt, um ei-ne
extrem tiefreichende Basswiederga-be
in einem verhältnismäßig kompakten
und auch erstaunlich leichten Lautspre-chergehäuse
zu ermöglichen. Gleichzeitig
sollte trotz schmaler Gehäusefront ein Ab-strahlverhalten
erreicht werden, das dem
eines in eine Boxenfront eingelassenen
Lautsprechers gleichkommt. Je kleiner die
Lautsprecherfront, desto früher (höher) im
Frequenzspektrum setzt ein kugelförmiges
Abstrahlverhalten ein. Studioplaner be-treiben
sehr viel Bauaufwand, um ein sol-ches,
ungünstiges Verhalten bei Lautspre-chern
zu vermeiden. Das vergleichsweise
schmale Gehäuse besteht aus zwei Halb-schalen,
die aus einem speziellen, reso-nanzarmen
Kunststoff gegossen sind. Hier
wird praktisch die Masse eines schweren
Grundstoffs durch ein leichtes Material
mit günstigen Resonanzeigenschaften er-setzt.
Ein erster Blick offenbart den groß-zügigen
Umgang mit der Zahl der verwen-deten
Lautsprecherchassis, vier Tieftöner,
hörtest