Der erste LS1-Test fand im Jahre 2010
statt – auch damals schon im idyllisch
ländlich gelegenen Keusgen Tonstudio
in Haldern am Niederrhein, das die per-sönliche
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Begegnung mit einer Kuh be-kanntermaßen
nicht ausschließt. Ich
war schon in der ersten Runde voll des
Lobes über einen Lautsprecher, der sich
uns als Vorbild für Präzision und Trans-parenz
präsentierte. Die eigenwillige
Form des nur 16 cm flachen Gehäuses
wurde auch anlässlich des zweiten Tests
im Jahre 2012 beibehalten, den wir uns
gezwungen sahen durchzuführen, da
der LS1 um den Subwoofer LS1s ergänzt
worden war und darüber hinaus auch
Optimierungen bei der Abbildung hoher
Frequenzen stattgefunden hatten. Das
Bessere war nochmals besser geworden
und auch jetzt ist dies der Grund dafür,
sich mit diesem Lautsprecher noch ein-mal
zu beschäftigen.
Präambel
Es ist, auch in diesem Magazin, schon
viel über das Ideal eines Lautsprechers
theoretisiert und diskutiert worden,
mit dem Ergebnis, dass eine über Laut-sprecher
wiedergegebene Tonkonser-ve
prinzipbedingt niemals dem ech-ten
Schallereignis entsprechen kön-nen
wird. Man kann aber alle Anstren-gungen
unternehmen, diesem Ideal
unter den nun einmal gegebenen phy-sikalischen
Rahmenbedingungen mög-lichst
nahe zu kommen. Der Vor-teil
dieser an sich virtuellen Laut-sprecherrealität
ist, dass immer neue
Musikrichtungen entstehen, deren In-strumentarium
elektronischen oder di-gitalen
Ursprungs ist. Umso wich-tiger
ist, dass die Lautsprecher sich
dem Ideal des natürlichen Schallereig-nisses
nähern und damit einen Refe-renzpunkt
für die ‚Richtigkeit‘ der Wie-dergabe
jedweder Schallquellen bil-den.
Das Dumme an der Lautsprecher-wiedergabe
ist, dass der Schallwandler
niemals ohne den Einfluss des ihn um-gebenden
Raums spielen kann, wes-halb
die Bedeutung der Raumakustik
auch immer mehr in den Fokus rückt.
Der LS1 wurde schon damals unter der
Prämisse entwickelt, gleichermaßen ein
Instrument für die Produktion und den
Hörgenuss im heimischen Wohnzim-mer
zu sein. In der audiophilen Szene
gibt es aber auch Strömungen, von der
authentischen Transparenz einer Laut-sprecherwiedergabe
abzurücken und
Lautsprecher zu bauen, die grundsätz-lich
‚schön‘ klingen, egal ob der Ton-meister
seine Arbeit gut oder schlecht
gemacht hat. Mit diesem Gedankengut
mag sich Grimm Audio aber nicht be-schäftigen.
Die gleichen oder zumin-dest
ähnliche Abhörbedingungen für al-le
scheint auch mir der richtige Weg zu
sein, denn das spornt die produzieren-de
Zunft an, bei jedem Tonprodukt ihr
Bestes zu geben. Auf diese Weise wird
nicht nur die musikalische Darbietung
selbst, sondern auch die technische
Umsetzung zu einem Qualitätsaspekt,
auch für den Hörer zu Hause.
Überblick
Angesichts von zwei Vorgängertests wol-len
wir nicht noch einmal in die Detail-tiefe
einer vollumfänglichen Produktbe-schreibung
abtauchen, sondern die we-sentlichen
Punkte zusammenfassen. Ein
flaches Gehäuse verlagert die dominie-rende,
interne Gehäuseresonanz in ei-nen
Bereich deutlich oberhalb der Über-gangsfrequenz
der Weiche und reduziert
damit beim Hören den Eindruck einer er-kennbaren
Gehäusegröße, schon vor der
Korrektur durch die Filter. Diese Denkwei-se
geht auf Erkenntnisse aus den 30er
und 40er Jahren zurück. Die Breite des
Gehäuses begünstigt die erforderliche
Schallwandentzerrung, die aufgrund der
Abmessungen erst bei etwa 250 Hz ein-setzen
muss, was zu einem homogenen
Abstrahlverhalten im kompletten Mitten-bereich
führt. Der Lautsprecher bleibt al-so
unidirektional bis hinab zu 250 Hz.
Abrissreflexionen an den Gehäusekan-ten
werden durch die halbrunden, direkt
am Lautsprechergehäuse ansetzenden
Standfüße wirksam verhindert. Tief- und
Hochtöner sind ‚auf dem Kopf‘ angeord-net,
damit der Hochtöner möglichst weit
von der oberen, nicht abgerundeten Ge-häusekante
entfernt positioniert werden
kann. Aufgrund dieser mechanischen Vo-raussetzungen
können trotzdem not-wendige
Filterkorrektur-Eingriffe deutlich
in ihrer Wirktiefe reduziert werden. Die
in einem der Standfüße untergebrachte
Elektronik basiert auf einem DSP mit 48
Bit Rechenwortbreite und einem 76 Bit
Register. Alle Filter- und Korrektureingriffe
wie Chassis/Korrekturentzerrung und Wei-che
werden hier komplett gerechnet. Die
A/D- und D/A-Umsetzung für die analo-gen
Eingänge erfolgt mit einer Wortbrei-te
von 24 Bit, die Verstärkung erfolgt mit
Class-D-Endstufen neuester Ncore-Ge-neration.
Die digitalen Eingänge akzep-tieren
Abtastraten von 44.1 bis 192 kHz,
über den USB-Port und das optional er-hältliche
USB-Interface sind auch 384
hörtest