hörtest
Hz bilden. Über 250 Hz wird die Wellen-länge
zu kurz. Will man den gleichen Ef-fekt
bei höheren Frequenzen erreichen,
müssen die Chassis dichter beieinander
stehen. Die zweite Beam-Steering-An-ordnung
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bildet sich daher aus den seit-lichen
und den frontalen Chassis. Da-raus
ergibt sich eine nierenförmige Ab-strahlung
bis hinauf zu etwa 700 Hz.
Darüber sind die frontalen Chassis prin-zipbedingt
richtungsgebündelt. Also ent-steht
aus der gesteuerten Richtwirkung
bei tieferen Frequenzen und der ‚natür-lichen‘
Richtwirkung bei mittleren und
hohen Frequenzen ein nierenförmig ab-strahlendes
Gesamtsystem bis hinun-ter
zu 80 Hz, das darunter (bei ca. 50
Hz) schlagartig zu einer Kugel wird. Auf
diese Weise arbeitet die Kii Three bei
kürzeren Wanddistanzen wie ein in die
Wand eingebautes System. Die Tiefen-überhöhung
bei sehr tiefen Frequenzen
kann mit einem eingebauten Shelving-
Filter kompensiert werden (Boundary-
Schalter). Was Seitenwandreflexionen
auf die Abhörposition betrifft, verhält
sich die Kii Three nicht viel anders als
ein herkömmlicher Lautsprecher. Inso-fern
sind für den Studiobetrieb auch hier
geometrische oder absorptive Maßnah-men
zu ergreifen, um einen sauberen Di-rektschallweg
an der Abhörposition zu
realisieren. Das digitale ‚Filternetzwerk‘
des Kii Three hat mehrere Aufgaben zu
bewältigen: Die Auslöschung von Fre-quenzanteilen
innerhalb des Gehäuses,
die durch die beiden Beam-Steering-An-ordnungen
entstehen, die immer not-wendige
Chassis-Korrekturfilterung, die
Bereitstellung von Filtern für das Be-am-
Steering, den Aufbau der Frequenz-weiche
für den Mittel- und Hochtöner
und die Phasenentzerrung für eine mög-lichst
optimale Impulsantwort, die natür-lich
abhängig von allen anderen Filter-maßnahmen
komplex abgestimmt wer-den
muss. Diesen Aufwand muss man
als Anwender ‚teuer‘ bezahlen, nicht mit
Geld, sondern mit einer Latenz von 90
Millisekunden. Damit sich der Kii Three
durch diese Eigenschaft nicht für jegli-che
Echtzeitarbeit in der Regie disquali-fiziert,
findet man auf dem Bedienpanel
eine weitere, mit ‚P/R‘ bezeichnete Ta-ste,
mit der man den Monitor durch kur-ze
Betätigung in den Low-Latency-Mo-dus
versetzt, der sich aus Wandlerlatenz
und ein paar Samples DSP zusammen-setzt
und sich im Bereich von etwa einer
Millisekunde bewegen dürfte. Im Low-
Latency-Modus verändert der Monitor
natürlich nicht sein komplettes Klangver-halten,
sondern die normalerweise auf-wändig
zu rechnenden Filter bei tiefen
Frequenzen werden durch eine ‚redu-zierte‘
Filterung ersetzt. Nachteil hier ist
lediglich die reduzierte Präzision bei tie-fen
Frequenzen, die sich aber in einem
sehr vertretbaren Rahmen bewegt, der
die gehörmäßige Beurteilungsfähigkeit
lediglich etwas einschränkt. Wer die Flö-he
husten hören will und keine zeitrele-vanten
Aufgaben im Studio zu verrich-ten
hat, siehe Mastering oder Mischung,
wird die 90 ms Latenz liebend gerne in
Kauf nehmen.
Kii Remote
Aktuell noch nicht, aber in absehbarer
Zeit verfügbar sein wird eine Remote-
Einheit mit der Bezeichnung Kii Control,
die nicht nur als Lautstärkeregler fungie-ren
wird, sondern weitere digitale Schnitt-stellen
und einfache Monitor-Controller-
Funktionen wie Mute, Dim oder Stand-by
bieten wird. Zu den erweiterten In-puts
werden Formate wie digital optisch
und koaxial und auch USB gehören. Da-mit
werden auch Quellen mit 24 Bit und
384 kHz Abtastrate oder DSD64/128 wie-dergegeben
werden können. Die Lautstär-keregelung
erfolgt verlustfrei auf der DSP-Ebene.
Kii Control wird auch über eine In-frarot-
Konnektivität verfügen und Presets
sowie weitere Funktionalität beinhalten,
die über das Software-Menü und OLED-Display
erreichbar ist. Ein mit XLR be-zeichneter
Taster ermöglicht die Umschal-tung
des XLR-Eingangs an den Lautspre-chern
zwischen analog und AES. Der Preis
für diese Systemergänzung wird bei etwa
1.300 Euro inklusive Steuer liegen.
Hören
Für den Hörtest hatte ich im Vorfeld wie-der
einmal meinen Freund Klaus-Diet-er
Keusgen um Unterstützung gebeten.
Die Enge meines eigenen Regieraums
ließ einen komfortablen Aufbau der Laut-sprecher
nicht zu, so dass wir uns in der
großzügigen Regie des Keusgen Tonstu-dios
mit Produktmanager Tom Jansen am
schönen Niederrhein in Haldern trafen,
der ein ausgewiesener Fan des Haldern
Popfestivals ist, das alljährlich vor den
Toren des Studios stattfindet. Mittlerweile
ist das Keusgen Tonstudio festinstanzlich
in das Festival-Programm integriert, da im
großen Aufnahmeraum Teile des Konzert-programms
vor kleinem Publikum stattfin-den.
Der Aufbau ging schnell und unkom-pliziert
vonstatten, so dass wir praktisch
den ganzen Tag Zeit für unsere Hörsit-zung
hatten, durch kleine von 19-Zoll-erotischen
Gesprächen gekennzeichnete
Hörpausen unterbrochen. Die Regie des
Keusgen Tonstudios ist mit zwei in die
Wand eingebauten Genelec 1039A (Dop-
Grafische Darstellung der Innenansicht
des Kii Three Pro