Die ‚Nach-Entwicklung‘ der MS-Serie
brachte einige grundlegende, sofort ins
Auge fallende Veränderungen mit sich,
die nicht nur für unseren Testkandidaten
MS6, sondern auch für die größeren Mo-delle
MS8 und MS10 gelten. Die Modell-bezeichnungen
beziehen sich auf die
Größe des eingesetzten Tieftonchassis in
Zoll. Dementsprechend ist die MS6 mit
einem 6.5 Zoll großen Chassis bestückt,
das als Membran materialseitig eine
Glasfaser/Papier-Kombination verwendet.
Die Lautsprecher der MS-Serie glänzen
nun in weißem Klavierlack und haben
das unscheinbare, matte Dunkelblau der
M-Serie hinter sich gelassen. Die größ-te
augenfällige Veränderung ist, dass die
Verstärker- und Weichenelektronik nicht
mehr in einer separaten 19-Zoll-Einheit
wohnt, sondern Bestandteil des Laut-sprechergehäuses
geworden ist. Weg-gefallen
sind dadurch der mehrbandige
Korrektur-EQ mit festen Frequenzen und
auch die über HDMI anschließbare Fern-bedienungseinheit.
Eine verschmerz-bare
Einschränkung, da fast alle Stu-dios
über einen Monitorcontroller verfü-gen.
Eine MS6 kommt also inzwischen
als ‚ganz normaler‘ Aktivmonitor daher,
völlig ohne EQ-Schnickschnack, sondern
mit einem Pegelsteller für die Eingangs-empfindlichkeit
für den analogen XLR-Si-gnaleingang.
Das Gehäusekonzept wur-de
auf Bassreflex umgestellt, allerdings
nicht mit Reflexports und Rohrsystem,
sondern mit einer 8-Zoll-Aluminium-Pas-sivmembran,
die dem System nun eine
deutlich höhere Leistungsentfaltung er-möglicht.
Wie viele andere Hersteller un-terschiedlicher
Provenienz setzt auch Au-dio
Optimum darauf, mit einem Produkt
oder einer Produktserie zwei Märkte
zu bedienen, nämlich den Studiomarkt
ebenso wie den audiophilen Markt der
Heimanwender und Genusshörer. Ich
bin der Meinung, dass man einem Mu-sikhörer
ruhig zumuten darf, dass ei-ne
schlechte Aufnahme auch schlecht
klingt, so, wie man es von einem Stu-diomonitor
erwartet. So schärfen sich
auch die Sinne des Genusshörers, bei
der Auswahl seiner Lieblingsmusik wäh-lerischer
zu werden und in einem Zuge
auch die Arbeit des Tonmeisters wieder
angemessener wertzuschätzen. Wie man
in meinem ersten Test nachlesen konn-te,
hat Entwickler Stefan Wehmeier ei-ne
eigene, in Schlüsselmärkten zum Pa-tent
angemeldete PWM-Endstufe ent-wickelt,
weshalb ich hier nicht mehr in
aller Tiefe darauf eingehen will. Grund-lage
dieser Verstärkertechnologie ist ein
selbstschwingender PWM-Leistungsver-stärker
mit einer vom Modulationsgrad
unabhängigen Eigenfrequenz. Dieses
TWM (Time Wave Modulation) genann-te
Verfahren basiert auf einem Sinus-Co-sinus-
Modulator (Herstellername = Sin-cos).
Praktische Vorteile liegen im ge-ringen
Anteil nichtlinearer Verzerrungen,
der auch ohne Gegenkopplung erreicht
wird. Ein Sincos-Verstärker klingt bis zu
seiner Aussteuerungsgrenze vollstän-dig
unangestrengt und man profitiert
als Entwickler in einem Lautsprecherge-häuse
natürlich auch von der eher un-tergeordneten
Wärmeentwicklung. In al-len
MS-Modellen wurde zudem ein neu-er
Operationsverstärker eingesetzt, der
geringere Übernahmeverzerrungen pro-duziert
und sich durch eine hohe Klang-reinheit
auszeichnet. Dieses Feintuning
wurde von extensiven Hörtests beglei-tet.
Nicht verändert hat sich das Kon-zept
der phasenparallelen Weiche, die
die akustischen Zentren der Chassis ab-gleicht
und im Abstrahlverhalten einer
Punktschallquelle gleichkommt. Durch
den Einsatz der Passivmembran muss-te
das Prinzip des geschlossenen Ge-häuses
aus der M-Serie abgewandelt
werden. Ein Bassreflex-System mit Luf-taustritt
steht zumindest im Verdacht,
parasitäre Strömungsgeräusche zu ver-ursachen
und ist außerdem abhängig
von der Gehäusegröße nicht beliebig
tief abstimmbar. In der MS6 wird da-her
erstmals eine Linkwitz-Transforma-tion
mit einem aktiv gefilterten Bassre-flex-
System mit Passivmembran zum Ein-satz
gebracht, um eine tiefer herunter-reichende
Wiedergabe tiefer Frequenzen
zu erzielen. Bei einem Gehäusevolumen
von nur 14.5 Litern wird durch diese Ab-stimmung
eine untere Grenzfrequenz von
33 Hz (-3 dB) erreicht. Damit gehört die-ser
kompakte Nahfeldmonitor zu den Re-kordhaltern,
was die Wiedergabe tief-er
Frequenzen angeht. Der Tief/Mitteltö-ner
spielt bis zur Übernahmefrequenz
von 1.060 Hz, ab dort übernimmt eine
30 mm Seitenkalotte des chinesischen
Herstellers Wavecor, der ohne Schallfüh-rungselement
in einer fast ebenen Ba-sisplatte
sitzt. Die Lautsprecherfront ist
mit 35x23x30 mm (HxBxT) nicht viel grö-ßer
als ein A4-Blatt. Dass ein solch kom-pakter
Nahfeldmonitor keine Subwoofer-
Unterstützung braucht, ist doch wirklich
erstaunlich.
Hören
Mit der Hörerinnerung von vor einem
Jahr ist das ja so eine Sache. Also ging
ich relativ unkonditioniert ins Rennen ei-ner
recht langen Hörsitzung, allerdings
mit der Erwartung, dass sich die Klang-