qualität auf ähnlich hohem Niveau ab-spielen
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würde. Die Lautsprecher ma-chen
einen hochwertig verarbeiteten
Eindruck und sehen mit der hochglän-zenden,
weißen Oberfläche und schwar-zen
Chassis nicht so unscheinbar wie
die schwarzen Kisten aus, die man üb-licherweise
in den Studios findet. Die
erste Frage, die sich mir stellte, war die
Ausrichtung der seitlich angebrachten
Passivmembranen – nach innen oder
nach außen gerichtet. Ein geringer Ab-stand
zu den Seitenwänden schien
mir nicht logisch, also zeigten die Pas-sivmembranen
nach innen in den Raum.
Bei den Abhörlautstärken, die ich für
meine Arbeit als angenehm empfinde,
bewegt sich die Passivmembran kein
bisschen. Erst bei höheren Lautstärken
kommt sie mechanisch in Fahrt. Klang-lich
macht das jedoch keinen Unter-schied.
Auffällig war sofort die beeindru-ckende
Räumlichkeit und Tiefe, die der
MS6 abzubilden imstande ist. Sehr gute
Distanzwahrnehmung, hohe Detailauflö-sung
und auch ein sehr homogenes Ab-strahlverhalten
außerhalb der Abhörach-se,
waren die ersten Testergebnisse.
Der Monitor besticht durch seine Klar-heit
und extrem saubere Darstellung.
Die Höhen sind… einfach da – sehr un-angestrengt
und offen, mit vielen fei-nen
Transientendetails, die mit schar-fer
Lokalisierung und einer genau ab-gegrenzten
Phantommitte einhergehen.
Die Tiefen sind, bis hinab ins unterste
Geschoss bei circa 30 Hz auch einfach
da. Ich würde sagen, eher ‚drucklos‘, da-für
aber in feinen Nuancen unterschied-licher
Tonlagen gestaffelt. Man hört tie-fe
Töne mit dem gleichen Pegeleindruck
wie im mittleren und oberen Spek-trum
und kann daher auch genau dosie-ren,
entzerren und abstimmen. So stelle
ich mir lineares Abhören vor. Alle Tonla-gen
sind gleichermaßen vorhanden, oh-ne
dass man im Tiefenbereich einen be-sonderen
Druck verspüren würde. Dieser
stellt sich ein, wenn höhere Abhörlaut-stärken
ins Spiel kommen, jedoch verän-dert
sich die tonale Balance dabei nicht.
Man kann also in allen Abhörlautstärken
arbeiten, ohne dass das Klangbild ver-schoben
werden würde. Es ist überaus
beeindruckend, aus einem solch kom-pakten
Monitor so tiefe Töne zu hören.
Was die Lautstärke betrifft, war ich wirk-lich
mutig und hab gegen jede Überzeu-gung
aufgedreht. Wenn das nicht laut
genug ist, dann weiß ich es wirklich
nicht mehr. Wer im Nahfeld noch lau-ter
abhören möchte, muss auf eines der
größeren Modelle zurückgreifen. Bei ei-ner
Basisbreite und einem Abhörabstand
von gut 1.6 Meter war ich jedenfalls
komplett bedient. Interessant ist, dass
der gehörte Qualitätsabstand zwischen
guten und schlechten Aufnahmen sehr
groß und auffällig ist, aber nicht mehr
ganz so brutal wie noch bei der M6, die
ich nach wie vor für einen sehr präzi-ses
Werkzeug halte, auch wenn sie nicht
mehr angeboten wird. Orchesteraufnah-men,
Klavieraufnahmen, Rock, Pop, was
auch immer, der MS6 macht seine Arbeit
sehr transparent und unaufgeregt. Man
hört jedes Detail, kann die tonale Ba-lance
sehr gut abstimmen und auch ex-trem
sauber Distanzen und Räumlichkeit
bewerten. Für den einen oder anderen,
der ‚untenrum‘ Druck hören will, mag es
etwas gewöhnungsbedürftig sein, dass
man einfach nur tiefe Töne vernimmt,
aber genauso stelle ich mir ein analy-tisches
Werkzeug vor, das auch noch un-geheuer
viel Spaß macht, wenn man ei-ne
gute Aufnahme auflegt.
Fazit
Dieser kleine Lautsprecher spielt in der
Bundesliga, allerdings auch bei der
Preisgestaltung. Mit einem Paarpreis von
5.990 Euro brutto ist man dabei. Das
ist nicht gerade ein Schnäppchen, aber
man bekommt für dieses Geld auch ein
Abhörwerkzeug, das nichts verschweigt
und zur klanglich besseren Aufnahme
oder Produktion herausfordert. Schlech-te
Arbeit wird von diesem Lautspre-cher
rücksichtslos geahndet und – man
hört es auch sofort. Man bekommt ei-nen
guten Abhörmonitor auch schon für
die Hälfte dieses Preises, aber leider
wird die Luft in Richtung einer möglichst
idealen Abbildung auch sehr dünn und
man muss sich entscheiden, ob die letz-ten
Schritte nicht auch die wichtigsten
sein könnten. Wirtschaftlich gesehen
zahlt es sich unbedingt aus, schneller
bei der Entscheidungsfindung beim Mi-schen
oder Mastern zu sein. Der M6 ist
trotz seiner kompakten Abmessungen
ein Vollbereichslautsprecher, der keinen
Subwoofer braucht. Seine auffällig gu-te
räumliche und Transientenabbildung,
die klaren Mitten, der sehr aufgeräumte
Bass bis hinunter zu 30 Hz und die ent-spannten,
feinen Höhen machen die Oh-ren
nicht so schnell müde und die Arbeit
zu einem Vergnügen. Erneut eine unbe-dingte
Kaufempfehlung von mir, jetzt
auch mit Abhörlautstärken, die ich mir
ganz persönlich im Nahfeld nicht antun
würde. Der Hersteller verzichtet ganz be-wusst
auf Geschmacks- und Raumanpas-sungsentzerrung,
das heißt, die Raum-akustik
und eine korrekte Aufstellung
müssen es richten. In diesem Lautspre-cher
stecken sehr viel Innovation, tech-nologische
Raffinesse und liebevolle De-tailarbeit,
die man am Ende dann viel-leicht
doch sehr gerne bezahlt…
hörtest