Positionen auf der Stereobasis sind ex-trem
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gut abgegrenzt, einhergehend mit
einer tiefen, sehr überzeugenden räum-lichen
Darstellung und impulsschnel-len
Abbildung von Transienten. Die Li-nearität
dieses Monitors ermöglicht ei-ne
sehr gute Beurteilung der Dosierung
mittlerer Frequenzen. Ist die Produktion
nur etwas zu scharf angelegt, wird das
Klangbild schnell unangenehm, glei-chermaßen
‚geht die Sonne auf‘, wenn
Mischung und Mastering sehr offen und
ausgeglichen sind. Dann macht es auch
sofort Spaß zu hören. Hier kann man
dem KH 420 auch eine besondere Neu-tralität
und Transparenz bescheinigen.
Gute Produktionen klingen gut und tief,
schlechte Produktionen gehen auf die
Nerven oder belästigen das Ohr mit ei-ner
flachen Stereobühne. Der Moni-tor
spielt also nicht sich selbst, mit ei-ner
typischen Farbe, sondern das Pro-gramm,
das er angeboten bekommt.
Nicht hinzufügen und nichts weglassen,
das ist es, was wir von einem guten
Abhörwerkzeug erwarten. Hier macht
der KH 420 eine außerordentlich gu-te
Figur. Der Bereich der Tiefen ist kon-turiert,
trocken und ‚schnell‘, und er-möglicht
eine sehr klare, abgegrenzte
Bewertung der tonalen Struktur. Die
Phantommitte, hier insbesondere So-logesangsstimmen
sind korrekt in das
Stereobild eingebettet, wenngleich man
eine gelungene Stimmpräsenz mit fron-taler
Abbildung auch heraustretend hö-ren
kann. Für die Mischung und die Be-urteilung
von Balance eine perfekte Vo-raussetzung.
Vielleicht kann man die-sem
analogen Monitor tatsächlich eine
Form von ‚digitaler Präzision‘ nachsa-gen,
obwohl wir es mit einem analogen
Monitor zu tun haben und auch über
die analogen Eingänge abhörten. Er
ist sehr schnell mit markanten Transi-enten,
aber auch rund und warm, wenn
die Produktion so angelegt ist. Das Ab-strahlverhalten
ist über den gesamt-en
Frequenzbereich sehr homogen, so
dass man auch nennenswert außerhalb
der Hörachse noch sehr gut bewerten
kann. Die Signale kleben nicht an den
Lautsprechern und man hört tatsächlich
mehr Musik als Lautsprecher, was in
vielerlei Hinsicht für diese Entwicklung
spricht. Die Impulstreue und Linearität
des KH 420 ermöglicht auch bei gerin-gen
Abhörlautstärken eine sichere Pro-grammbewertung.
Obwohl ja doch re-lativ
viel ‚Masse‘ in diesem recht groß-en
Studiomonitor bewegt werden muss,
verhält er sich ‚leicht und schnell‘, wie
ein kleiner.
Fazit
Es gibt nicht mehr viele große oder
größere Monitorsysteme im Markt der
professionellen Audiotechnik, nicht zu-letzt
aus eingangs geschilderten Grün-den
und Marktrahmenbedingungen.
Aber es gibt sie natürlich noch, die
großen Regieräume, die mehr Lei-stung
und größere Hörabstände erfor-dern
beziehungsweise ermöglichen. Hier
kann der KH 420 seine Vorteile ausspie-len,
mit ausreichenden Leistungsreser-ven
und einer sauberen Linearität auf
der Zeit- und Frequenzebene. Angebo-ten
wird dieses Abhörwerkzeug bei ver-schiedenen
Händlern für einen Stück-preis
von rund 4.500 Euro inklusive der
Mehrwertsteuer. Das ist, wenn man ver-schiedene
hochwertige Studiomonitore
auch kleinerer Abmessungen vergleicht,
außerordentlich konkurrenzfähig. Der KH
420 spielt definitiv in der Oberliga und
eignet sich daher auch für anspruchs-volle
Surround-Installationen in Kombi-nation
mit einem Subwoofer aus dem
Neumann-Programm. Wer nicht so tief
in die Tasche greifen möchte, könnte
die rückwärtigen Surround-Lautspre-cher
auch mit dem kleinen KH 120 be-stücken,
die klanglich gut ins Gesamt-bild
passen. Allerdings definiert dann
das leistungsmäßige ‚schwächere Glied‘
die erzielbaren Abhörlautstärken. Da
das laute Abhören bei professionell ar-beitenden
Kollegen eher verpönt und
auch nicht sonderlich zielführend ist,
kann man hier durchaus von einer rea-listischen
Lösung sprechen. Mit dem KH
420 führt Neumann die ‚Überarbeitung‘
der Erzeugnisse des ehemaligen Tradi-tionsherstellers
Klein + Hummel erfolg-reich
fort, auf einem Preis- und Quali-tätsniveau,
das man schon als beeindru-ckend
bezeichnen muss. Der Übergang
zu einem echten ‚Neumann-Lautspre-cher‘,
der nicht mehr viel mit dem ‚Ori-ginal‘
zu tun hat, ist hier wirklich gelun-gen.
Der KH 420 ist ein eigenständiges
Produkt, das sich in der recht ausge-dünnten
Sparte der großen Hauptmoni-torsysteme
sehr gut behaupten können
wird. Ich komme aus einer Zeit, in der
große Monitorsysteme vor allem laut
waren. Mit dem KH 420 von Neumann
steht ein Werkzeug zur Verfügung, dass
nicht nur laut, sondern auch ‚richtig‘
spielt und eine verlässliche Entschei-dungsgrundlage
bieten kann.
hörtest