Bei aller Kuriosität der Vorgeschich-te
wollen wir uns jedoch lieber fach-lichen
Inhalten widmen und un-ser
‚Schwergewicht‘ HEDD 30 unter
die Lupe nehmen, das nicht nur auf-grund
seiner knapp 23 Kilogramm zu
dieser Headline gelangte, sondern
auch aufgrund seiner zukünftig mög-lichen
Marktbedeutung. HEDD Audio
legte mit seiner Series One, zu der
vom Start weg drei Studiomonitor-Mo-delle
gehörten, eine Firmengründung
bis zur Lieferfähigkeit in Rekordzeit
hin. Type 05 ist das kleinste Modell
der Serie, wie man sich denken kann,
mit einen 5-Zoll-Tieftöner und einem
neu gestalteten Air Motion Transfor-mer,
jetzt in der individuellen Entwick-lungsstufe
HEDD AMT genannt. Type
07 (7-Zoll-Tieftöner und HEDD AMT)
nimmt die mittlere Leistungsklasse als
aktiver Kompaktmonitor für sich in An-spruch.
Unser Testkandidat Type 30 ist
ein außergewöhnlich leistungsstarkes
Midfield-Modell mit zwei 7-Zoll-Tief-tönern,
einem 4-Zoll-Mitteltöner und
dem HEDD AMT. Allen drei Monitoren
gemeinsam ist die HEDD-Bridge, ein
modulares Kartensystem für eine fle-xible
und vor allem nachrüstbare digi-tale
Konnektivität. Fünf Karten werden
derzeit angeboten, die allerdings noch
nicht ausnahmslos verfügbar sind,
was vor allem die USB- und die Wire-less-
Anbindung betrifft. Die drei weite-ren
Karten ermöglichen den Anschluss
von Dante-, AES67 und AES3 (AES/
EBU) Signalen. In unserem Testmodell
war keine dieser Karten verbaut, also
arbeiteten wir mit einem klassischen
Analogsignal.
Präambel
Es scheiden sich die Geister darüber,
was einen guten Tracking-, Mixing-
oder Mastering-Monitor ausmacht,
vielmehr noch, ob eine solche Unter-scheidung
überhaupt zulässig ist. Mo-nitore
nach Musikrichtungen zu klas-sifizieren,
ist mir noch nie in den Sinn
gekommen. Ob sich ein Monitor für
Orchesteraufnahmen oder Heavy Metal
besonders gut eignet, wäre vergleich-bar
damit, ob man mit einem Küchen-mixer
besonders gut Möhren schnip-peln
oder Mürbeteig kneten kann.
Was einen Tracking- oder Mixing-Moni-tor
gut macht, ist vor allem seine Lei-stungsentfaltung
und seine klangliche
Stabilität über einen größeren Laut-stärkestellbereich.
Für einen Maste-ring-
Monitor ist vielleicht besonders
wünschenswert, ob er eine analytische
Abbildung mit vielen Details liefern
kann, denn neben der musikalischen
Bearbeitung ist vor allem wichtig, ob
Störartefakte besonders gut auszuma-chen
sind, problematische dynamische
Regelvorgänge leicht offenbart oder
räumliche Tiefe und Farbe mühelos er-kennbar
werden. Grundsätzlich bin
ich aber der Meinung, dass ein Laut-sprecher
transparent sein muss, egal,
zu welchem Zweck man ihn einsetzt.
‚Transparent‘ heißt, dass der Lautspre-cher
nichts hinzufügt oder weglässt.
Wichtiger ist vielmehr, mit welchen
Lautstärken man in welchem Hörab-stand
arbeiten möchte. Je weiter man
sich aus dem Nahfeld wegbewegt, de-sto
mehr offenbaren sich durch das
Verhältnis zwischen Direkt- und Diffus-schall
Schwächen in der Raumakustik,
die sich außerhalb der Verantwortlich-keit
oder Zuständigkeit des Lautspre-chers
bewegen. Ein guter Raum ist im-mer
Voraussetzung für eine gute Abhör-situation,
egal, in welchem Hörabstand
man arbeiten will. Wenn man sich die
Übertragungsfrequenzgänge frühe-rer
und heutiger Lautsprecherentwick-lungen
ansieht, muss man eigentlich
zu der Ansicht kommen, dass es kei-ne
nennenswerten Fortschritte gegeben
hat. Der Frequenzgangschrieb ist eh
und je linealglatt. Es gibt aber ande-re,
wesentliche bedeutsamere Kriterien,
von denen hier eines besonders he-rausgestellt
werden soll – das Zeitver-halten.
Anomalien in der Übertragungs-funktion
auf der Frequenzebene kann
man mit ein wenig Anstrengung ‚weg-hören‘
und sich daran gewöhnen, wie
falsch es im Studio klingen muss, da-mit
das Ergebnis in der Außenwelt Be-stand
haben kann. Probleme beim Zeit-verhalten
zeigen sich unter anderem
durch mangelnde Lokalisierungspräzi-sion,
unzureichend dargestellte Räum-lichkeit
oder verschmierte beziehungs-weise
schlechte Transientenabbildung.
Niemand möchte mit solchen Ein-schränkungen
arbeiten und beurteilen
oder kann es über einen längeren Zeit-raum
ertragen darüber hinweghören,
ohne fürchterlich hörmüde zu werden.