hörtest
Sphere Dokumentation weist zwar da-rauf
hin, dass im Notfall selbst ei-ne
Pegeldifferenz von einem Dezi-bel
brauchbare Simulationen erzielt,
fordert aber für den optimalen Ein-satz
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eine Abweichung im Bereich von
0,1 dB. Townsend Labs empfiehlt des-wegen
auch den Einsatz digital ge-steuerter
Mikrofon-Vorverstärker, wie
sie heute auch in vielen Audio-Inter-facesystemen
und Mehrkanalvorver-stärkern
verbaut sind. Neben präzi-ser
Steuerung und sehr geringen Ka-naltoleranzen
verfügen diese mei-stens
auch über eine Stereo-Link
Funktion, wodurch sich zwei benach-barte
Verstärker dann stets mit glei-chem
Verstärkungsmaß einstellen las-sen.
Es spricht prinzipiell nichts da-gegen,
ein beliebiges und genau ab-geglichenes
Verstärkerpaar mit analog
stellbarer Verstärkung anzuwenden,
beispielsweise mit gerasterten Pe-gelstellern.
Das Sphere L22 Mikrofon
bietet zum Abgleich analoger Vorver-stärkersysteme
einen speziellen Kali-brierungs-
Betriebsmodus (Cal). Ist das
Mikrofon in den Kalibrierungsmodus
geschaltet, blinkt die verbaute blaue
LED, die den Mikrofonkorb von in-nen
beleuchtet. Beide Ausgänge füh-ren
dann das Signal der Front-Mem-bran,
wodurch im digitalen Aufnah-mesystem
und im Sphere Plug-In die
Kanaldifferenzen genau abgelesen
werden können. Das Sphere Plug-In
bietet ebenfalls einen Kalibrierungs-modus
im Setup-Menü. Ist eine Ka-nalangleichung
auf 0,1 dB Genauigkeit
in der analogen Ebene nicht möglich,
kann im Plug-In notfalls mit einem di-gitalen
Offset-Regler nachjustiert wer-den
oder mit einem automatischen di-gitalen
Abgleich (Auto-Cal) behilflich
sein. Möchte man mit externen analo-gen
EQs oder Dynamikprozessoren ar-beiten,
muss natürlich alles in zwei-kanaliger
identischer Ausführung vor-handen
sein und ebenfalls so perfekt
wie möglich gleichgestellt sein. Als
weitere Grundvoraussetzung dürfen
die Kanäle nicht übersteuern, damit
die DSP richtig funktioniert. Auf Plug-
In Ebene sollte Sphere zuallererst an-gewendet
werden.
Simulierte Mikrofone
Der Hersteller begibt sich auf die Su-che
nach idealen, ‚goldenen‘ Mikro-fonexemplaren
für die Sphere DSP
Modelle. Alle Eigenschaften eines Mi-krofons
werden von Townsend Labs
messtechnisch erfasst und dann in
die Sphere DSP-Ebene übertragen.
Wie man sich vorstellen kann, ist ein
solcher Such- und Messprozess auf-wändig.
So wurden bisher sechs U47
und sieben C12 Mikrofone gehört und
gemessen (Stand Dezember 2016).
Wie mir Chris Townsend berichtet, ha-ben
diese Mikrofone sich stellenwei-se
so stark voneinander unterschie-den,
dass sich unter den ‚goldenen
Einheiten‘ definitiv auch welche im
schlechten technischen Zustand be-funden
haben müssen. Beispielswei-se
wiesen einige der AKG C12 Mikro-fone
eine starke Resonanz bei 10 kHz
auf, welche vermutlich auf eine repa-raturbedürftige
Membran zurückzufüh-ren
ist, während die anderen C12 Ex-emplare
eine solche Resonanz nicht
aufzeigten und einfach nur fantastisch
klangen. Wer ein so teures Vintage
Mikrofon kaufen möchte, muss laut
Townsend danach suchen und sollte
in jedem Fall nachmessen.
Hier eine Liste der im Moment enthal-tenen
Sphere Mikrofonmodelle. Die
Namen entsprechen aus rechtlichen
Gründen im Sphere Plug-In und Hand-buch
nicht der Originalbezeichnung.
Die Buchstaben LD stehen für Groß-membran,
SD für Kleinmembran, RB
für Bändchen und DN für dynamisch:
LD-47K (Neumann U-47 mit VF12 und
Das Sphere Plug-In in der überschaubaren Single Ansicht mit dem LD-47K Modell,
das ein Neumann U47 Exemplar mit VF12 Röhre und dem späteren Kapselmodell
K47 simuliert. Man erkennt im Polar Meter das typische Polarmuster des U47 in sei-ner
Schaltposition als Niere, welches in Wirklichkeit den Schall bei ungefähren +/-
130 Grad effektiv ausblendet