hörtest
ohne DSP-Modeling abgegriffen wer-den
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und das DSP erst nach einer Auf-nahmesession
angewendet werden
(um vollkommen latenzfrei und ana-log
abhören zu können). Natürlich
kann das L22 Mikrofon dadurch auch
ohne DSP ‚ganz normal‘ funktionie-ren
und verwendet werden. Der Na-me
‚L22‘ ist eine firmeneigene Klassi-fizierung
des Mikrofontypus und weist
es als ‚Large Diaphragm‘ Großmem-branmikrofon
mit 2 Membransyste-men
und 2 Verstärkerausgängen aus.
Diese Bezeichnung deutet darauf hin,
dass es in Zukunft weitere Sphere Mi-krofontypen
geben dürfte, die jeweils
bestimmte Mikrofonbauarten opti-miert
simulieren. Denn obwohl bereits
ein Bändchen- und Tauchspulenmikro-fonmodell
enthalten sind, weist Town-send
Labs darauf hin, dass die Simu-lation
dieser Mikrofonbauarten nicht
vollständig mit runden Kondensator-mikrofon-
Kapseln möglich ist. Das
L22 Mikrofon wird phantomgespeist
betrieben und bietet ein am Mikrofon
schaltbares elektronisches Pad mit
entweder -10 dB oder -20 dB Dämp-fung
sowie einen zuschaltbaren Ka-librierungsmo-dus,
damit dann
zwei analoge
Mikrofonvorver-stärker
einheit-lich
eingestellt
werden kön-nen.
Es handelt
sich beim L22
nämlich um ein
Großmembran-kondensatormi-krofon
mit zwei
Nierensystemen,
die fest Rücken
an Rücken in
einer Doppel-membran-
Kap-sel
angeord-net
sind, welche
aber über zwei Ausgänge separat ab-gegeben
werden, wie dies beispiels-weise
auch bei den Mikrofonen Micro-tech-
Gefell M930 Twin oder Sennhei-ser
MKH 800 Twin der Fall ist. Nor-malerweise
werden in Mikrofonen die
beiden Nieren intern abgegriffen und
entsprechend zusammengemischt, um
an einem Ausgang verschiedene Richt-charakteristiken
bereit zu stellen. Nur
mit einem Sphere L22 Mikrofon auf-genommene
Stereodateien können
als Basismaterial für das Sphere Mo-deling
dienen, da nur dieses Mikro-fon
das Schallfeld so erfasst, wie es
die Sphere DSP zur richtigen Verarbei-tung
benötigt. Das L22 ist in seinen
mechanischen und elektrischen Ei-genschaften
speziell für diesen Zweck
entwickelt und umgesetzt worden.
Ziel war hierbei die Simulation von
Großmembranmikrofonen. Die Dimen-sionen
von Körper und Mikrofonkorb
sowie die Kapselgröße sind stark am
Vorbild U47 angelehnt, welches im
besonderen Fokus dieser Entwick-lung
stand. Der nackte Frequenzgang
des L22 Mikrofons erinnert nach Aus-sage
von Chris Townsend an ein Neu-mann
U47 FET, mit einer leichten Sen-ke
bei 6 bis 8 kHz und einer gerin-gen
Anhebung bei 10 bis 11 kHz. Für
die Serienproduktion und DSP Pro-zesse
wurde das Mikrofon entspre-chend
auf möglichst kohärente Kan-algleichheit
und geringe Toleranz op-timiert,
damit das DSP Modeling ein-wandfrei
funktioniert. Gefertigt wird
das Mikrofon in China, laut Town-send
Labs in Fertigungsanlagen, in
denen auch etablierte Firmen ihre Mi-krofone
oder Mikrofonteile produzie-ren
lassen. Es wird mit einer sehr ge-ringen
Pegeldifferenz zwischen beiden
Ausgängen gefertigt, die mit kleiner
0,05 dB angegeben wird. Diese Präzi-sion
ist möglich, da eine Präzisions-
Operationsverstärker-Schaltung sowie
Widerstände mit 0,1 % Toleranz zum
Einsatz kommen. Die Ausgangsimpe-danz
des Mikrofons ist mit 200 Ohm
angegeben. Mit einem Äquivalenten
Eigenrauschen von 7 dB(A) und einem
maximalem Schalldruckpegel bis zu
120 dB (0,5 % THD) stellt es ein mo-dernes
und übersteuerungsfestes Mi-krofon
dar. Durch die Pad-Dämp-fung
können entsprechend auch 130
dB (-10 dB Pad) und 140 dB SPL (-20
dB) übertragen werden. Das Mikrofon
steuert bereits einen bestimmten An-teil
an analogen nichtlinearen Eigen-schaften
bei, welche die Sphere DSP
nutzt und in seiner Struktur erweitert,
um die verschiedenen Modelle mög-lichst
authentisch simulieren zu kön-nen.
Das digitale Modeling aller nicht-linearen
Eigenschaften durch die Elek-tronik
wurde zwischen 80 dB und 110
dB SPL möglichst authentisch nachge-bildet.
Übersteuerungen werden be-wusst
nicht simuliert.
Das Townsend Labs Mikrofon wird
im abschließbaren Koffer ausgelie-fert,
im Lieferumfang enthalten ist ei-ne
Mikrofonspinne, eine Mikrofonhal-terung
und eine Mikrofonsocke, um
es außerhalb des Koffers vor Staub zu
schützen. Ab Werk enthalten ist ein
zehn Fuß langes Stereokabel, durch
welches die 5-polige XLR-Mikrofon-ausgangsbuchse
auf zwei 3-polige
XLR Stecker gesplittet wird.
Funktionsprinzip
Bekanntlich wird bei fast allen elek-trisch
umschaltbaren Kondensator-richtmikrofonen
die Richtcharakteri-stik
durch die Zusammenschaltung
und Mischung zweier im Mikrofon
verbauter, um 180 Grad gegensätz-lich
angeordneter Druckgradienten-
Empfänger (Nieren) realisiert. Da-bei
handelt es sich technisch mei-stens
um Doppelmembran-Mikrofone
mit zwei Druckgradienten-Systemen,
bei dem dann eine elektrische Schal-