hörtest
zu den Überraschungen unseres Test-tages
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gezählt werden. Es glänzt durch
eine sehr klare Neutralität, sehr gut
dosierte Energie auf der Frequenze-bene
und liefert trotzdem die woh-lige
Wärme eines Klassikers, mit nicht
übertriebener bulliger Kraft und sehr
naher, intimer Abbildung und drei-dimensionalem
Mittenbereich. Unse-re
beiden Sängerinnen mit ihren sehr
unterschiedlichen Stimmfarben konn-te
das Mercury extrem überzeugend
einfangen, weich und sanft oder auch
laut und kräftig, das Mikrofon blieb in
allen Pegelbereichen sehr durchsichtig
und offen, ohne Übertreibung in den
Mitten und stets ganz nah am Gesche-hen.
Während es sich klanglich kei-neswegs
zurückhält, bleibt es auf der
Preisebene sehr schüchtern, mit knapp
1.600 Euro beim Handel und einem
vom deutschen Importeur Audiowerk
empfohlenen Verkaufspreis von 1.785
Euro brutto. Die Verarbeitung des Mer-cury
ist ausgezeichnet und der Klang
eine spannende Mischung aus ‚Alter-tum
und Moderne‘. Auch noch für die-sen
Preis ein echter Hammer und ei-ne
deutliche Empfehlung von meiner
Seite.
Miktek MK300
Der in Nashville an-sässige
amerikanische
Mikrofonhersteller
Miktek konnte in ver-gleichsweise
kur-zer
Zeit ein beacht-liches
Portfolio von
Kondensator- und dy-namischen
Gesangs-
und Percussion-Mikro-fonen
auf die Beine
stellen. Obwohl Mik-
Tek sich mit seinen
Produkten im Bud-get-
Preissegment be-wegt,
wird an hoch-wertigen
Bauteilen aus USA, Europa
und Asien nicht gespart. Der Herstel-ler
hat sogar seine eigenen paten-tierten
Kapseln entwickelt. Ich will
das an dieser Stelle einmal vorweg-nehmen:
Zu einem Preis von rund
350 Euro brutto ein zunächst schon
einmal optisch professionell anmu-tendes
Großmembran-FET-Kondensa-tor-
Mikrofon mit dreifach umschalt-barer
Richtcharakteristik auf die Bei-ne
zu stellen, grenzt ja doch fast an
ein kleines Wunder. Das phantomge-speiste
MK300 verfügt über eine Tie-fensperre
bei 100 Hz und ein schalt-bares
10-dB-Pad. Die 1-Zoll-Doppel-membran-
Kapsel wird mit einem vom
Hersteller selbst entwickelten Verstär-ker
und einem Übertrager aus eigener
Herstellung kombiniert. Das Lieferpa-ket
enthält eine elastische Halterung,
einen Drehgelenkadapter und wird in
einem Samtbeutel aufbewahrt. In der
Testsession empfahl sich das Mikro-fon
mit einem sehr warmen Charakter
und starker Mittenpräsenz und eher
zurückhaltenden Höhen, die aber den-noch
nicht unterrepräsentiert schei-nen.
Mit dem MK300 gelingen Aufnah-men
von hoher Durchsetzungskraft
und mit recht dicken Tiefen, insgesamt
etwas kerniger im Klang, mit guter De-tailzeichnung.
Der Preis von 350 Euro
kann angesichts der positiven Eigen-schaften,
des hohen Klangniveaus und
der Universalität im täglichen Studio-einsatz
mit umschaltbarer Richtcharak-teristik
nur als ‚erstaunlich‘ bezeich-net
werden. Wir sprechen hier nicht
von einem typischen ‚Chinamikrofon‘,
dass jeder Hersteller und jedes große
Handelshaus in den dort angesiedel-ten
Fabriken für fünf Euro achtzig ein-kaufen
kann.
Soyus SU-019
Mit dem Soyuz SU-019 erhielten wir
vom deutschen Vertrieb Audiowerk
zum dritten Mal ein Mikrofon aus der
in Russland angesiedelten Mikrofon-
Manufaktur. Der Begriff ‚Manufaktur‘
ist hier keinesfalls zu hoch gegriffen,
denn der russische Hersteller fertigt
seine Mikrofone tatsächlich von Hand
– auch die Kapseln sind komplette Ei-genentwicklungen.
Das SU-019 ist
nach erfolgreicher Vorstellung von
zwei Röhren-Mikrofonen das erste FET-Modell
mit einer von der berühmten
K67-Kapsel inspirierten Doppelmem-bran-
Konstruktion mit 34 mm Memb-ranen.
Die Kapsel mit Nierencharakte-ristik,
die uns zum Test zur Verfügung
stand, ist gegen Kapseln mit Kugel-
oder Achtercharakteristik austausch-bar.
Das unverkennbare, elegante und
gleichzeitig exotisch daherkommende
Produktdesign schafft einen sehr ho-hen
Wiedererkennungsgrad und das
hochwertige Gehäuse ist tatsächlich
ein erfülltes Versprechen für die in-neren
Werte. Alles, was Sie sehen, ist
auch wirklich Handarbeit und selbst
entwickelte Technologie. Das SU-019
kommt in einer Holzschatulle und ei-ner
ebenfalls selbst gefertigten elasti-schen
Aufhängung zu einem Preis von