hörtest
stellte BPT fällt angesichts der Art unserer Tests deutlich
aus der Rolle, weshalb eine Bewertung, die über eine Be-stätigung
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von sehr neutralen Klangeigenschaften hinaus-geht,
wenig Sinn ergibt. Das BPT basiert auf einem Design
von Dr. Edwin Pfanzagl-Cardone, seines Zeichens Leiter der
Akustikabteilung der Salzburger Festspiele. BPT steht als
Abkürzung für das Blumlein-Pfanzagl-Triple. Mit dieser Auf-nahmetechnik,
die kurz gesagt eine Weiterentwicklung des
sehr bekannten Blumlein-Stereo-Systems darstellt, machte
Dr. Pfanzagl zahllose erfolgreiche Aufnahmen. Meine Mög-lichkeiten,
dieses Mikrofon ausführlich zu testen, waren im
Nachgang zu unserem Testtermin im Keusgen Tonstudio sehr
begrenzt, weshalb ich ein wenig spekulieren muss. Das Ne-vaton
BPT erzeugt, wie ein kleiner Test in meinem eigenen
Studio bewies, ein sehr überzeugendes Stereo- oder Sur-round-
Image mit, besonders bei tiefen Frequenzen, stark de-korrelierenden
Signalen des Achterkreuzes. Durch das Hin-zufügen
einer dritten Kapsel für den Center-Kanal kann der
Tonmeister nach Geschmack so viel ‚Mitten-Fokus‘ wie nötig
bei seinen Aufnahmen bilden. Die klassische Blumlein-An-ordnung
generiert ein sehr natürliches Stereo-Image, ‚leidet‘
aber prinzipiell unter einer weniger ausgeprägten Mitten-Lo-kalisation.
Das BPT verfügt über eine schaltbare Richtcha-rakteristik,
so dass die Center-Kapsel auf Niere, breite Niere,
Acht und Kugel umgeschaltet werden kann. Die ‚Seiten-Kap-seln‘
können ebenfalls Achter- oder Nieren-Charakteristik ha-ben.
Das BPT zeichnet sich durch ein besonders geringes Ei-genrauschen
von 7 dBA aus, kann hohe Schalldruckpegel
bis zu 142 dB verarbeiten und empfiehlt sich nicht nur aus
diesem Grund nach meiner unmaßgeblichen Einschätzung
für eine neue Dimension der Stereo- und Surround-Aufnah-me.
Der Preis für dieses außergewöhnliche Mikrofonsystem
wird vom deutschen Vertrieb mit 3.650 Euro netto angege-ben.
Für diesen sehr attraktiven Preis erhält man ein kom-paktes,
sehr hochwertiges Blumlein-System mit einer dritten
Kapsel und einer ‚Center-Zoom‘-Funktion und über eine Ka-belpeitsche
separat herausgeführten Signalen.
Abspann
Über die DynaMount und Latch Lake micKing Stativsysteme
werden wir in der kommenden Ausgabe einen separaten Be-richt
bringen, da der Umfang dieser Testfolge selbst für hart-näckige
Leser sonst unverdauliche Dimensionen annehmen
würde. Ich möchte mit einem herzlichen Dank an Klaus-Die-ter
Keusgen und alle beteiligten Akteure nebst kurzer Zu-sammenfassung
zum für mich und Sie wohlverdienten En-de
kommen. Die 2017er Mikrofon-Sitzung hat gezeigt, dass
Preis und Mikrofonklang nicht mehr in einem festen Verhält-nis
zueinander stehen. Allen voran Aston Origin und Spirit
haben uns bewiesen, dass es, wenn auch selten, tatsächlich
hervorragend klingende Mikrofone für extrem wenig Geld
gibt. In diese Kategorie fallen auch das MikTek MK300 und
das WA-87 von Warm Audio. Vergleichsweise wenig, aber na-türlich
deutlich mehr Geld muss man an der Kasse lassen,
wenn man sich im Olymp der Mikrofonklassiker bewegen
will, die uns immer wieder das Herz mit einem umwerfenden
Klang aufgehen lassen. Hier sind vor allem das Flea 49, das
Sontronics Mercury mit besonderer Empfehlung wegen des
günstigen Preises, das einzigartige Chandler REDD und das
Soyuz SU-019 zu nennen. Eine weitere Kategorie der ‚Vin-tage-
Moderne‘ eröffnen das Mojave MA-1000 und das Man-ley
Reference Cardioid. Ein wieder einmaliges Klangerlebnis
bescherte uns das Neumann M49 aus dem Privatbesitz von
Vintagecity-Inhaber und Flea-Vertrieb Matthias Flache. Unse-re
beiden ‚Minderheits-Exoten‘, das Coles 4038 und das Ne-vaton
BPT spielen in einer anderen Liga der Anwendung,
bieten aber hier einen klassischen, hervorragenden Bänd-chenklang
respektive ein neues, innovatives Aufnahmever-fahren
als Erweiterung der Blumlein-Stereoaufnahmetechnik
mit gekreuzten Achten durch eine umschaltbare Richtcharak-teristik
und Hinzufügen einer dritten Kapsel als Center-Ka-nal.
Vielleicht lesen wir uns im Spätsommer an dieser Stel-le
noch einmal, denn es gibt noch einige Mikrofone, die aus
Platz- und Kapazitätsgründen in dieser Folge nicht berück-sichtigt
werden konnten. Mein besonderer Dank geht noch
einmal an unsere beiden wunderbaren Sängerinnen Eva Lö-ser
und Jenny Winter und meine Gäste Max Schmitz und Ed-die
Tapp, die nicht nur tatkräftig beim Aufbau mitwirkten,
sondern uns auch ihre guten Ohren liehen. Danke zum An-schluss
auch an Manuel Jelen, der uns bei der Arbeit eine
große Hilfe war, die uns wie immer sehr großen Spaß ge-macht
hat.