sidentische Rekreation des legendär-en
Neumann U47 darstellt, beschrei-tet
Grosser nun in Kooperation mit
Eckehard Dux, einem nicht minder be-kannten
Mikrofonexperten, mit dem
U49 individuelle klangliche Wege. Das
Schaltungsdesign mit zweistufigem Ver-stärkerteil
wurde schon einmal in den
40er Jahren im Neumann CMV4 umge-setzt.
Der Vorteil einer solchen Schal-tungskonzeption
mit zwei Röhren liegt
in der Rückwirkungsfreiheit der ersten
Röhre. Es wurde die Gehäuseform des
U47 beibehalten, jedoch ist das Gehäu-serohr
wegen der beiden eingesetzten
Stahlröhren etwas länger. Technisch ge-sehen,
vor allem in Bezug auf den Dy-namikbereich,
kratzt das U49 an den
Grenzen des Machbaren. Das Mikro-fon
verträgt sehr hohen Schalldruck,
kann aber aufgrund seiner Rauscharmut
auch mit sehr leisen Schallquellen ver-wendet
werden. Im Gegensatz zum U47
wird die Richtcharakteristik am Mikro-fonkopf
zwischen Niere und am Netz-teil
erfolgender stufenloser Umschal-tung
gewählt. Mit der flexiblen Wahl
der Richtcharakteristik des Doppelmem-bran-
Mikrofons verändert sich auch der
Übertragungsfrequenzgang, was man im
Aufnahmebetrieb vorteilhaft als klang-gestalterischen
Faktor nutzen kann. Am
Netzteil befindet sich ein schaltbares 20
dB Dämpfungsglied, um pegelempfind-lichen
Mikrofonvorverstärkern das Le-ben
leichter zu machen. Die Kapsel des
U49 stammt aus deutscher Fertigung
und weist neben einem linearen Ver-halten
eine leichte, gleichmäßige Hö-henanhebung
auf, die sich bei Schall-quellen
aller Art und natürlich auch bei
Gesangsstimmen sehr vorteilhaft aus-wirkt.
Auf Wunsch kann das U49, das,
wie schon erwähnt, ausschließlich auf
Bestellung gebaut wird, auch mit einer
anderen Kapsel, zum Beispiel einer M7,
ausgestattet werden. Erwartungsgemäß
darf man sich mit 7.500 Euro plus Steu-er
auf eine Investition einstellen, die
sich im Bereich sehr hochwertiger Röh-ren-
Großmembran-Kondensator-Mikro-fone
bewegt, aber immer noch deut-lich
unter dem Preis, zu dem heute ein
Originalklassiker wie ein U47 am Markt
gehandelt wird. Mit dem U49 erhält
man Neuware mit Garantie, die ein gan-zes
Audioleben lang Klangfreude ver-spricht.
Damit kommen wir zum Klang
dieser außergewöhnlichen Mikrofonent-wicklung.
Wir hatten hohe Erwartungen
an dieses Mikrofon, was vielleicht auch
etwas auf den imposanten Auftritt des
Mikrofons zurückzuführen ist. Bei un-seren
Vocal- und Sprachaufnahmen
glänzte das U49 mit einer unfassbaren
Präsenz. Es klingt rund und warm, bie-tet
aber gleichzeitig eine sehr ‚breite‘
Mittenabbildung mit hoher Durchset-zungskraft.
Die Stimmen klangen sehr
fest und definiert im Mittenbereich, mit
sauberen, kontrollierten, dynamischen
Höhen. Nach unten liefert das Mikrofon
einen sehr konturierten Tiefenbereich mit
wunderbarer Wärme, die allerdings nicht
‚vintagemäßig‘ übertrieben dargestellt
wird, sondern eher vorsichtiger dosiert
daherkommt. Ein wirklich tolles Mikro-fon,
das, wenn man es so sagen darf, al-le
Vorzüge der berühmten Mikrofonklas-siker
in sich vereint und trotzdem einen
hohen Grad an Wiedererkennung und Ei-genständigkeit
liefern kann. Knorrig, ker-nig,
nah und nach oben weich und an-genehm.
Vielleicht ein neuer Klassiker
am Mikrofonhimmel in der Zukunft, der
aufgrund der wahrscheinlich eher gerin-gen
Stückzahlen ein Geheimtipp bleiben
wird. Eine großartige Arbeit von Andreas
Grosser und Eckehard Dux!
Manley Reference Silver
Mit dem Silver erweitert der amerika-nische
Hersteller Manley aktuell seine
bislang aus ‚Gold‘ und ‚Cardioid‘ beste-hende
Mikrofonlinie um ein weiteres Mo-dell
in Röhrentechnik. Die C-3-Kapsel
des Silver wurde von David Josephson
entwickelt, die Elektronik von Manley.
Wie der Hersteller verkündet, orientiert
sich das Silver am Klang des Sony C-
37A. Die Umschaltung der Richtcharakte-ristik
erfolgt auf der Rückseite des Kap-selkopfes
mittels mechanischem Wahl-schalter,
der mit einem Schlüssel (sieht
aus wie ein Briefkastenschlüssel) be-dient
wird. In der Praxis ist dies etwas
‚fummelig‘ und man muss auf den klei-nen
Schlüssel natürlich gut aufpassen.
Im Innern des Mikrofons arbeitet eine
Kombination aus 5670 Röhre und Man-ley
Iron-Übertragern, die einen ganz be-sonderen
Klang generiert. Das nieder-pegelige,
hochohmige Signal, das die
Kapsel liefert, wird zunächst von einem
FET vorverstärkt und dann an die Röh-renschaltung
weitergegeben. Die Strom-hörtest
26 | 27