hörtest
Im Dual-Modus (welche quasi auch die Expertenansicht bietet) können zwei Mikro-fonmodelle
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an der gleichen Position gemischt angewendet und Aligned werden.
Aber Sphere bietet durch die DSP-Pro-zesse
vieles mehr, ist kreativ durch-dacht
und stellt dem Anwender pfif-fige
Möglichkeiten in der Nachbear-beitung
einer Aufnahme bereit, die
es in dieser Form bisher noch nicht
gegeben hat. Haben Sie nicht auch
schon davon geträumt, verschiedene
Takes einer Gesangaufnahme mit le-diglich
einem Regler in ihrer Nah-besprechung
aneinander anzuglei-chen
zu können, wenn der Sänger bei
der Aufnahme den Abstand variiert
hat? Das geht in Sphere zum Beispiel
mit dem Regler ‚Proximity‘, der den
Druckgradienten-Anteil variiert. Auch
kann die Sphere DSP das Polarmu-ster
eines Modells auf Wunsch opti-mieren,
wodurch dann aus allen Rich-tungen
einfallender Schall geebneter
übertragen wird, unter Beibehaltung
des typischen Frequenzgangs eines si-mulierten
Modells auf der Mikrofon-hauptachse.
Das komplette Sphere
DSP Modeling wird erst nach der Di-gitalisierung
in einem Plug-In umge-setzt.
Und dadurch lassen sich mit
dem Townsend Labs L22 Mikrofon
aufgenommene Dateien auch im Nach-hinein
beliebig im Plug-In bearbei-ten.
Sie oder ihr Kollege können also
auch später in der Tonmischung ent-scheiden,
welches Mikrofonmodell in-nerhalb
der Mischung am besten ge-eignet
ist und welche Richtcharakte-ristik
optimal ist – ohne den Künst-ler
bei der Aufnahme abzulenken oder
technische Kompromisse einzugehen.
Zudem lassen sich alle Parameter von
Sphere innerhalb der DAW automati-sieren.
In Echtzeit und ohne hörbare
Artefakte. Eine faszinierende Sache,
oder? In Kombination mit dem zu-sätzlichen
DSP Modeling aller nicht-linearen
Eigenschaften und der Mi-krofonelektronik
eines erfassten Mo-dells
verspricht Townsend Labs auch
eine bisher unerreichte Präzision und
Klangqualität. Als Modelle enthalten
sind Exemplare so hochkarätiger Mi-krofonklassiker
wie Neumann U47,
U67, M49 oder AKG C12 – weitere fol-gen.
Im Rahmen des Artikels erläutern wir
die Funktionsweise, gehen auf die
Möglichkeiten ein und berichten im
Praxistest auch, wie nah die Quali-tät
des Sphere Modelings an ein ori-ginales
und im exzellenten Zustand
befindliches Neumann U47 mit VF12
Röhre und K47 Kapsel reicht. Ein
traumhaftes Exemplar dieses Mikro-fonklassikers
wurde uns für den Ver-gleichstest
von Carsten Lohmann
freundlicherweise bereitgestellt, des-sen
Firma Echoschall aus Berlin sol-che
und andere Mikrofonschätze im
Toppzustand vermietet.
Überblick
Einleitend folgen nun grundsätzliche
Betrachtungen. Dem Leser sollte klar
sein, dass der ausgewiesene Fre-quenzgang
eines Mikrofons im Daten-blatt
nur für die Null Grad-Mikrofon-hauptachse
(On-Axis) im Freifeld gilt,
also unter Laborbedingungen. In der
Regel finden sich hier, was den wirk-lichen
Frequenzgang der anderen Ein-strahlrichtungen
auf das Mikrofon be-trifft,
keinerlei weitere Angaben. Ins-besondere
bei gerichteten Mikrofonen
gilt der dargestellte Frequenzgang
auch nur bei einem bestimmten Mi-krofonabstand
zu einem Schallereig-nis.
Ferner ist auch das, was anwen-derseitig
am Mikrofon als Richtcha-rakteristik
ausgewählt wird – bei-spielsweise
die Niere – nur in einem
schmalen Frequenzbereich gegeben.
Es lässt sich im Datenblatt also nur
auszugsweise das tatsächliche ‚Po-larmuster‘
eines Mikrofons ablesen.
Bei einer herkömmlichen digitalen Mi-krofonsimulation
wird der gemessene
On-Axis Frequenzgang einer Vorga-be
auf ein anderes bekanntes Mikro-fon
übertragen. Die Frequenzampli-