tung die beiden Nieren durch die an-gelegte
Polarisationsspannung unter-schiedlich
mischt und das resultieren-de
Signal als fertige Richtcharakteri-stik
am Ausgang bereitstellt. Es gibt
aber auch Mikrofonmodelle mit zwei
Ausgangsverstärkern, die beide Kanä-le
der Druckgradienten-Systeme sepa-rat
abgeben. Sie bieten dadurch dem
Anwender die Möglichkeit, sich nach
der Aufnahme zu entscheiden, mit
welcher Richtwirkung das Signal wie-dergegeben
werden soll: In der Sum-me
ergänzen sich die Systeme zur Ku-gel,
wird eine Niere in ihrer Polarität
getauscht ergibt sich eine Acht. Unter-schiedliche
Mischverhältnisse liefern
alle Richtcharakteristiken erster Ord-nung,
wie die Breite-, Super- und Hy-perniere.
Das L22 Mikrofon kann genauso ge-handhabt
werden und durch solche
einfachen mathematischen Prozesse
verschiede Polarmuster erzeugen, die
durch das Mikrofon vorgegeben sind.
Dafür gibt es im Plug-In auch ein ‚Mo-dell‘
das sich Sphere L22 nennt, bei
dem die DSP über einfache Verschal-tungen
und Berechnungen alle ‚na-türlichen‘
Polarmuster des L22 bie-tet.
Die Sphere DSP ist aber auch in
der Lage, mit den beiden Druckgra-dienten-
Systemen im L22 alle Schall-druck-
und Druckgradienten-Informa-tionen
zu erfassen und das Schallfeld
um das Mikrofon herum als Ebene zu
erfassen. Dieser Prozess ist mit den
Ambisonic Mikrofonen verwandt. Ein
Ambisonic Mikrofon (wie beispielswei-se
das Soundfield Mikrofon) ist durch
vier verbaute Kapseln in der Lage, die
Schalldruck- und Druckgradienten-In-formationen
auf drei Achsen (vorne/
hinten, links/rechts und oben/unten)
als Schallfeld zu erfassen. Dadurch
kann ein solches Mikrofon die Höhe,
Tiefe und Breite einer Aufnahme en-kodieren.
Das L22 Mikrofon mit sei-nen
zwei Membranen kann dies nur in
der vorne/hinten Ebene, also streng
genommen nicht in dem beworbenen
‚3D‘. Jedoch reicht die zweidimensio-nale
Messung und Polarmusterberech-nung
für das Sphere Modeling aus,
da die meisten von der Seite bespro-chenen
Mikrofone runde Kapselsy-steme
mit runden Membranen nutzen,
die sich in den Ebenen links/rechts
und oben/unten symmetrisch verhal-ten.
Der Mikrofonkorpus trägt laut
Chris Townsend zwar in der vertikalen
Ebene zu einer Asymmetrie bei, je-doch
sei dieser Effekt gering, solange
eine Schallquelle nicht aus der Rich-tung
direkt über oder unter dem Mi-krofon
auf die Kapsel strahlt. Um die-se
Asymmetrie in der Sphere Simula-tion
zu minimieren und bestmögliche
Ergebnisse mit möglichst vielen simu-lierten
Großmembran-Kondensatormi-krofonen
zu erreichen, wurde der Kör-per
und der Kapselabstand im L22
darauf hin zusätzlich optimiert. Das
Sphere Plug-In beinhaltet bereits in
seiner jetzigen Version auch Modelle,
die nicht Großmembran-Kondensator-mikrofone
simulieren: Ein Kleinmem-bran,
ein Bändchen und dynamisches
Mikrofon. Diese Modelle nennt der
Hersteller ‚Hybrid‘-Modelle, da sie mit
einer solchen Kapsel nicht optimal si-muliert
werden können. Sie bieten
die erfassten Polarmuster, beinhalten
technisch bedingt aber immer auch
die Eigenschaften eines Großmem-brankondensatormikrofons.
Sphere DSP Modeling
Die Sphere DSP im Plug-In wendet
Spatial-Filtering Impulsantworten auf
die beiden Signale des L22 Mikrofons
an, um das erfasste Schallfeld mit
einem neuen Polarmuster zu verrech-nen.
Neben der Amplitude beinhalten
die komplexen Impulsantworten auch
Phaseninformationen, wodurch auch
das Transienten-Verhalten mathema-tisch
berücksichtigt wird. Das Mode-ling
bietet in weiteren Rechenschrit-ten
auch die Nachahmung subtiler Ei-genschaften,
die bei Mikrofonen durch
Spulen, Röhren und weitere diskrete
elektronische Bauteile zum Klang bei-tragen.
Wie schon erwähnt, steu-ert
das L22 Mikrofon laut Chris Town-send
bereits einen Teil bei, das digi-tale
Modeling im Plug-In nutzt diese
Signalanteile und erweitert sie um die
jeweils notwendigen Eigenschaften.
Ein mit dem Originalmikrofon aufge-nommener
Schalldruckpegel zwischen
80 dB und 110 dB SPL wird dadurch
möglichst annährend nachgebildet.
Übersteuerungen eines Originalmikro-fons
werden bewusst nicht simuliert:
Sphere bietet immer die erreichbaren
Spezifikationen des L22 Mikrofons mit
bis zu 140 dB Schalldruck und ein ge-ringes
Eigenrauschen. Das schaltbare
-10 Pad und -20 dB Pad am L22 Mi-krofon
verändert nicht die Mikrofo-nimpedanz,
es wird elektronisch in
der Verstärkung des Mikrofons um-gesetzt.
Wird im Plug-In eine simu-lierte
Pad-Schaltung aktiviert, wirkt
sich dies auch nicht auf den Audiope-gel
aus, sondern bietet lediglich die
beigesteuerten Klangattribute der Ori-ginalschaltung.
Es stehen neben den
Hochpassfiltern auch die Pad-Schal-toptionen
zur Simulation bereit. Pro
Modell bietet Sphere auch dann drei
wählbare Hochpassfilter-Frequenzen,
wenn das simulierte Original über kei-ne
oder weniger Filter verfügt. Die op-tionalen
Filter bieten dann zusätzliche
Eckfrequenzen.
Aufnahme-
voraussetzungen
Damit die Sphere DSP das L22 um-gebende
Schallfeld auch richtig er-fassen
kann, müssen die Ausgangssi-gnale
mit einem identischem Verstär-kungspegel
aufgezeichnet werden. Die