ist es der amerikanische Hersteller Van-guard
Audio Labs, in Deutschland durch
das Vertriebshaus For-Tune mit Sitz in
Esslingen vertreten. Vanguard hat sich
zum Ziel gesetzt, außergewöhnliche Mi-krofone
in hochwertigem Design zu
einem fast lächerlich geringen Preis an-zubieten.
Zurzeit gibt es zwei Modelle
– das V13 Röhren-Großmembran-Mikro-fon
und das V44S FET-Stereo-Großmem-bran-
Mikrofon, das wir im nächsten Ab-schnitt
behandeln (ein Kleinmembran-
Mikrofon ist in Vorbereitung, aber noch
nicht lieferbar). Das V13 ist ein mit ei-ner
Röhre europäischer Herkunft (mehr
mag der Hersteller nicht verraten) be-stücktes
Doppelmembran-Kondensa-tor-
Mikrofon mit 34 mm Membranfläche
und einer goldbedampften 3μ dünnen
Mylar-Folie. Die aus ausgewählten Kom-ponenten
zusammengesetzte Verstär-kerelektronik
schließt mit einem hand-gewickelten
Übertrager ab. Am mitgelie-ferten
Netzteil ist die Richtcharakteristik
9fach umschaltbar. Auf der Rücksei-te
des Gehäuses sind zwei Schalter für
Tiefen-Rolloff und -10 dB Pad ange-bracht.
Dort befindet sich auch ein in
das Design integriertes ‚Schlitzmuster‘,
um die Röhre effektiv zu belüften und
ihre Lebensdauer zu verlängern. Das
Messing-Gehäuse ist in tiefrot hoch-glanzbeschichtet
und verleiht diesem
Mikrofon zusammen mit dem nostal-gischen
Firmenlogo ein sehr attraktives
und wertiges Erscheinungsbild, das un-sere
Sängerin auf Anhieb begeisterte.
Zum Lieferumfang gehören neben ei-ner
Holzschatulle für das Mikrofon ei-ne
nach vorne offene Spinne, das Spei-seteil,
das Verbindungskabel zum Spei-seteil
und ein Transportkoffer. Grün-der
und Inhaber des Unternehmens ist
Toningenieur und Service-Spezialist De-rek
Bangaehr, der den Chefdesigner für
seine Mikrofone ‚unter Verschluss‘ hält
und nur so viel verrät, dass dieser ‚na-menlose‘
Veteran schon seit vielen Jah-ren
Audioentwicklungen für Top-Ingeni-eure
und erfolgreiche Künstler auf der
Uhr hat. Das V13 klingt, wie es aus-sieht.
‚Vintage‘ wird hier allerdings an-ders
definiert, als beim Manley Refe-rence
Silver: Das V13 klingt sehr rund
und warm in den unteren Mitten, lie-fert
ein starkes Tiefenfundament, geht
gutmütig mit Transienten um, hat aber
trotzdem einen sehr sauberen Mittenbe-reich,
gepaart mit silbrigen weichen Hö-hen.
Einen direkten Vergleich mit einem
Klassiker möchte ich nicht wagen, aber
wenn, dann geht es vielleicht in die
Richtung eines ELA M 251. Mit seinem
weichen Grundcharakter wirkt das V13
stets sehr elegant und ‚schön‘, auch
bei problematischen Stimmen oder In-strumenten.
Als Overhead fürs Schlag-zeug
konnten wir es nicht testen, aber
ich glaube, dass hier wirklich die Sonne
aufgehen wird. Und das bei einem Preis
von knapp 1.000 Euro brutto im Han-del.
Ein echter Kracher für Vintage-Fans,
die kein Vermögen für einen solchen
Sound ausgeben können oder wollen,
wenn Sie mich fragen.
Vanguard V44S
Das V44S ist ein umschaltbares Groß-membran-
FET-Mikrofon, mit dem al-le
gängigen Stereo-Aufnahmetechniken
wie X/Y, M/S und Blumlein realisierbar
sind. Die im Zubehör mitgelieferte Split-terbox
ermöglicht die Ausgabe der ent-sprechenden
Einzelsignale. Das Mikro-fon
beinhaltet zwei der im V13 einge-setzten
Kapseln, der obere Teil des Mi-krofonkopfes
ist erwartungsgemäß bis
90 Grad in rastenden 15 Grad Schrit-ten
drehbar. Die Verstärkerelektronik ba-siert
auf einem High-Grade-Feldeffekt-
Transistor (FET). Pro Kapsel sind die drei
Richtcharakteristiken Kugel, Niere und
Acht direkt am Mikrofon wählbar. Die
Optik ist identisch zum V13 und daher
auch in dieser Hinsicht eine wahre Freu-de
und ein echter Hingucker. Ob schöne
Mikrofone auch in diesem Fall gut klin-gen,
werden wir gleich feststellen. Auf-grund
der imposanten Form und der
Hörerfahrung mit dem V13 hatten wir ei-gentlich
ein ganzes Lagerfeuer voll Wär-me
erwartet. Ganz im Gegenteil zeich-net
sich dieses Stereomikrofon durch ei-ne
sehr neutrale Abbildung, saubere of-fene
Mitten, definierte, feste Tiefen und
einen sehr körperlichen, griffigen Klang
aus. Wenn überhaupt, gibt es nur ei-ne
minimale Tendenz zur Wärme und ei-hörtest
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