hörtest
den Modellen C715 und C716, von uns
inzwischen liebevoll als ‚Astronauten-schaum‘
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bezeichnet, der für einen me-chanischen
und elektrischen Schutz des
Kapselkopfes sorgt und durch seine of-fenporige,
zufällige Struktur für mini-mierte,
diffuse Reflexionen im Korbinne-ren
und einen hohen Grad an Popschutz
und Klangklarheit sorgt. Die Kapsel ist
entkoppelt aufgehängt und benötigt da-her
keine elastische Mikrofonhalterung.
Die Verstärkerelektronik ist vergleichbar
zu anderen Josephson-Mikrofonen an-gelegt,
mit einer kaskadierten Topolo-gie
für bestmögliche Linearität. Anstel-le
von zwei FETs, die normalerweise die
Kaskade bilden, wurden für die Strom-verstärkung
ein Low-Noise-FET und für
die Spannungsverstärkung eine Pento-de
aktueller Fertigung verwendet. Di-es
kombiniert Rauscharmut mit den dy-namischen
Eigenschaften einer Röhre.
Am Ausgang sitzt ein Nickelkern-Über-trager,
der zusätzliche Windungen für
Ausgang und Pegelsteuerung besitzt.
Hier verbirgt sich auch die Funktionali-tät
des Kalt/Warm-Wahlschalters. In der
‚Sonnen‘-Stellung arbeitet die Elektronik
mit voller Verstärkung und hoher Emp-findlichkeit
(40 mV/Pa), was die Ent-wicklung
eines warmen Röhrenklangs
zulässt, der schallpegelabhängig dyna-misch
reagiert. In der ‚Mond‘-Stellung
wird ein kleiner Betrag negativen Feed-backs
aus für diesen Zweck vorhan-denen
Windungen des Ausgangsüber-tragers
auf den Eingang des Verstär-kers
zurückgeleitet. Diese Maßnahme
reduziert die Empfindlichkeit um 12 dB
auf 10 mV/Pa und linearisiert die Schal-tung,
um einen natürlicheren Klang
auch bei hohen Pegeln zu ermögli-chen.
Die Umschaltung am Netzteil be-dient
ein Reed Relais innerhalb des Mi-krofons.
Das ganze Paket mit Zubehör
wird in einem robusten Transportkof-fer
zusammengefasst. Das mitgeliefer-te
Verbindungskabel zwischen Speise-teil
und Mikrofon ist im Großtuchel-For-mat
ausgeführt. Nach der Theorie nun
die Praxis. Das C725 ist ein Statement
für sich. Es macht eine klare Aussa-ge,
die eine Verwechslung mit anderen
Röhrenmikrofonen eher ausschließt. Es
hat eine ganz eigene Ästhetik mit leicht
warmen, griffigen unteren Mitten, neu-tralen,
fast unauffälligen Tiefen und
einem cremigen Mittenbereich, der ir-gendwie
‚saftig‘ klingt. Details und Far-be
der Stimme werden fantastisch he-rausgearbeitet.
Das Signal scheint
aus den Lautsprechern herauszurü-cken,
sehr nah und intim, als würde
‚der Doktor in den Hals schauen‘. Die
Höhen sind seidig und offen, niemals
übertrieben und dabei doch sehr frisch.
Vielleicht hat es mit dem Mikrofonkorb
aus ‚Astronautenschaum‘ zu tun, dass
so ein leichter weicher Film über dem
Signal liegt, nicht unscharf, sondern
eher elegant und ‚teuer‘. Auch starke
dynamische Sprünge wirken noch ent-spannt
und ‚entkrampft‘. Der Unter-schied
zwischen ‚Sonne‘ und ‚Mond‘
liegt vor allem in der Wärme der ‚Son-ne‘,
die den Klang etwas knorriger und
robuster macht, während der ‚Mond‘ ei-ne
stärkere Natürlichkeit und Neutra-lität
generiert. Die Unterschiede sind
nicht gewaltig, aber im Detail eben
doch sehr vorteilhaft nutzbar. Joseph-son
Mikrofone werden in Deutschland
von Roland Storch, Adebar Acoustics,
vertrieben. Von dort kommt auch die
Preisangabe von 6.990 Euro plus Mehr-wertsteuer.
Sobald Sie wieder Luft be-kommen…
dieses Mikrofon klingt gran-dios
und für grandios muss man eben
auch mehr Geld ausgeben.
Royer R-10
Mit dem R-10 erweitert Royer, in
Deutschland durch S.E.A. vertreten,
sein Bändchen-Portfolio nun auch um
ein preiswerteres Einsteigermodell, oh-ne
Zugeständnisse an die Klangquali-tät
zu machen. Auch dieses Modell wird
vom Hersteller handgefertigt und ver-fügt
über ein nur 2.5μ dünnes Bänd-chenelement
aus reinem Aluminium,
das ebenfalls im R-121 zum Einsatz
kommt. Dazu gesellt sich ein von Da-vid
Royer entwickelter Übertrager inklu-sive
Brummkompensation. Das R-10 ist
für einen Schalldruck von 160 dB bei
1 kHz gewappnet und kann daher so-wohl
im Studio als auch auf der Bühne
an den Start gehen. Das Mikrofon bein-haltet
einen dreischichtigen Windschutz
sowie eine elastische Aufhängung für
das Wandlerelement, die ursprüng-lich
für das Royer R-101 entwickelt wur-de.
Mit diesem Schutz können Poplaute
wirksam eliminiert und der Nahbespre-