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interview Nick Litwin: Es war schon optimal in akustischer Hinsicht, aber für das neue Studio gab ich dem Bedienungskomfort nach, obwohl wir den Mastering-Tisch natürlich messtech-nisch 28 | 29 nachweisen konnten. Aber die Gesundheit meines Rückens war mir in diesem Fall wichtiger. Der Einfluss der Konsole ist überdies leicht verschmerzbar. Ich habe übri-gens versucht, Kleinigkeiten in der Übertragungsfunktion mit einem linearphasigen Korrekturentzerrer von Algorith-mix zu optimieren, aber die Abweichungen sind so gering, dass es die Sache nicht wert war. Also blieb es bei einem jungfräulich puristischen Abhörsystem. Selbst ein einziges dB Korrektur verschlechterte die Stereobühne in einem für das erhoffte Ergebnis unvertretbaren Maße. Irgendwann habe ich mich gefragt, was zum Teufel ich da eigentlich mache. Fritz Fey: Da kann ich Euch beide eigentlich nur beglück-wünschen… Ich würde gerne noch etwas über den spa-nischen Studiomarkt erfahren, denn ich weiß herzlich we-nig darüber… Nick Litwin: Da hast Du auch nicht viel verpasst, Fritz (lacht). Ich würde den Status auch heute noch mit ‚dritte Welt‘ be-schreiben, im Vergleich zu anderen Märkten, speziell dem deutschen. Aber die Dinge verändern und entwickeln sich. Man darf nicht vergessen, dass ein großer Teil der Entwick-lung einer Musikkultur in Spanien behindert wurde, schlicht aufgrund der 40 Jahre bis 1975 währenden Diktatur in die-sem Land. Natürlich kennt man Flamenco und spanische Volksmusik – ich meine jedoch die Entwicklung einer spa-nischen Pop- und Rockkultur. Musikalisch gesprochen befin-det sich Spanien diesbezüglich noch in den Kinderschuhen. In gleichem Maße beginnt die Audio-Industrie langsam zu wachsen. Spanien ist sicher keine typische Rock’n’Roll-Hei-mat und herausragende Produktionen dieses Genres sind immer noch selten. Aber es wird besser, was auch positive Auswirkungen auf meine Arbeit hat. Es ist sehr schön zu verfolgen, wie sich die Qualität von Mischungen, die ich in den acht Jahren meiner Tätigkeit in Spanien zu bearbei-ten hatte, gesteigert hat. Die spanischen Toningenieure ler-nen zu hören. Die Musikindustrie ist aber immer noch sehr klein, was sich in der heutigen Zeit mit einer weltweit rück-läufigen Entwicklung nicht gerade wachstumsbegünstigend auswirkt. Das bedeutet, es gibt mehr und mehr selbstpro-duzierende Musiker und Bands mit interessanten musika-lischen Ideen, aber eingeschränkter Aufnahmequalität. Fritz Fey: Ist Deine Hauptaufgabe dementsprechend in er-ster Linie ‚Reparatur-Mastering‘? Nick Litwin: Ich würde sagen, zu etwa 80 Prozent. Ich be-rate meine Kundschaft sehr intensiv, bessere Mischungen abzuliefern und helfe dabei, wann immer sich die Gelegen-


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