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Audiodatei. Kein Studio kann sich heute noch einen Ser-vicetechniker leisten, der sich um diese Dinge regelmä-ßig kümmert, besonders deshalb, weil der Einsatz ana-loger Bandmaschinen die Ausnahme geworden ist. Na-türlich ist in diesem Fall gute digitale Qualität schlech-ter analoger Qualität vorzuziehen. Ein anderer Nachteil einer analogen Bandmaschine ist natürlich der Zeitauf-wand, denn man muss oft Bänder wechseln und jeden Arbeitsschritt in Echtzeit vollziehen. In diesem Fall ist das Zusammenschneiden eines Master-Bandwickels na-türlich die bevorzugte Methode. Ein wesentlicher Vorteil der Wiedergabe einer guten Analogaufzeichnung ist, dass sehr häufig weniger Bearbeitung und Aufwand im Ma-stering- Prozess vonnöten sind. In vielen Fällen ist man beim Mastering auf der Suche nach Wärme und Intimi-tät, die das analoge Band aus seiner Natur heraus auto-matisch liefert. Daher ist in vielen Fällen weniger zu tun, um das gewünschte Ziel zu erreichen: Ein wenig EQ für die feinen Details und vielleicht etwas mehr Kompressi-on. Man hat jedenfalls Basismaterial, dass bereits so viel Freude macht, dass die wenigen Verbesserungen sehr schnell eingestellt sind. Das ‚Steely Dan‘ und ‚Donald Fa-gen‘ Material, das ich mastern durfte, kam von analogen Bändern sowohl in Stereo als auch in Surround. Das ist für jeden Mastering-Ingenieur ein Traum. Du bekommst Mischungen, die so wahnsinnig gut klingen, dass man eher Angst hat, etwas kaputt zu machen. Das Vergnügen, seine Konzentration auf wirklich feine Details lenken zu können, die den Hörer noch etwas näher an die Mu-sik heranbringen, hat man nicht jeden Tag. Man glaubt es kaum, aber auch Mastering-Ingenieure sind Menschen mit Emotionen und es ist ein tolles Gefühl, sich während der gesamten Session nur mit positiven Dingen beschäf-tigen zu dürfen. Analoge Geräte sind nicht automatisch gut, nur weil sie analog sind, sondern lediglich eine erlesene Auswahl von Mastering-Werkzeugen kann uns klanglich und mit einer intuitiven Einfachheit der Bedienung begeistern. Wir sprechen hier über die Formel 1 der Analogtechnik. Es hat in früheren Jahren natürlich auch Geräte gegeben, deren Einsatz man schon damals nicht ernsthaft in Erwä-gung gezogen hätte und die auch heute nicht durch ihr Alter besser geworden sind. Ein anderes Argument für den Einsatz analogen Equip-ments ist seine Eigenschaft eines universellen Abta-stratenwandlers. Sehr oft bekomme ich Audiodateien, die in einer anderen Abtastrate als meiner Zielabtastrate aufgenommen wurden. Wann immer es für das Projekt Sinn ergibt, mastere ich direkt auf die Zielabtastrate. Wenn ich 96 kHz bekomme und das Zielmedium eine CD 10 | 11 Darcy Proper ar-beitete zunächst als leitende Ma-stering- Ingeni-eurin in den Ga-laxy Studios im belgischen Mol, bevor sie die-se Rolle in den Wisseloord-Stu-dios in Hilversum übernahm. In der Zeit davor war sie in gleicher Position mehr als sieben Jah-re lang in den Sony Music Stu-dios in New York City beschäftigt. Ihre Arbeit umfasst ei-nen weiten Bereich musikalischer Stilrichtungen von Wie-derveröffentlichungen früher akustischer Mono-Aufnah-men bis hin zu aktuellen 5.1 Surround-Produktionen hoher Auflösung auf Blu-Ray. Nach ihrem Abschluss in Musik-technologie an der New Yorker Universität verbrachte Dar-cy einige Jahre als Tonmeisterin für klassische Musik und kann heute auf diese Erfahrung bei ihrer Tätigkeit als Ma-stering- Spezialistin zurückgreifen. Über die Jahre wurde Darcy, auch ganz aktuell, mit eini-gen Grammy Awards und verschiedenen Nominierungen geehrt. Außerdem gewann sie diverse TEC und Surround Awards. Ihre Referenzliste beinhaltet historische Wiederveröffent-lichungen renommierter Künstler wie Billie Holiday, Louis Armstrong, Frank Sinatra, Tony Bennett, Johnny Cash und André Hazes. Sie arbeitete außerdem an Stereo- und Sur-round- Projekten vieler international bekannter Musiker wie Steely Dan, The Eagles, Loggins & Messina, R.E.M., Donald Fagen, Porcupine Tree, Peter Maffay, Manowar, Toots Thielemans, Anouk, Within Temptation und Söhne Mannheims. mastering


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