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Studio eMagazin 03-2012

hörtest ein großes Angebot von Bühnenmikrofonen, deren älteste Tauchspulen-Vertreter wie etwa ein MD 421 oder 441 bis heute zu den Klassikern des Studioalltags gezählt werden. Mit dem MK4 dringt Sennheiser erstmals in den Markt der klassischen Kondensatormikrofone vor, jedoch nicht, um mit der eigenen Tochter Neumann oder anderen großen Namen in einen Wettbewerb zu treten, sondern um zu zei- gen, das ‚deutsche Wertarbeit‘ sich gegenüber der fern- östlichen Konkurrenz und der dort produzierten Massen- ware spielend behaupten kann, nicht nur hinsichtlich des Preises, sondern auch der Klangqualität. Das MK4 ist ein ‚echtes‘ Großmembran-Kondensator-Mikrofon mit 48 Volt Phantomspeisung und einer goldbedampften 1-Zoll-Mem- bran. Die Kapsel ist intern elastisch gelagert, um Körper- schall effektiv zu kontrollieren. Die von einem hochwer- tigen Metallgehäuse bestimmte Verarbeitung macht ei- nen extrem soliden Eindruck und stellt durchaus preislich ne oder auch für eine Gesangsaufnahme einsetzen kann. deutlich höher angesiedelte Mitbewerber in den Schatten, Roswellite ist extrem leicht und dennoch bei weitem nicht auch aus unserem Testportfolio. Die Kapsel wurde kon- so empfindlich wie beispielsweise Aluminium, das in vie- struktiv aus dem ‚Edel-Gesangsmikrofon‘ e 965 abgeleitet len frühen Bändchen-Mikrofonentwicklungen als Mem- und für Studioanwendungen optimiert. Gefertigt wird das branmaterial verwendet wurde und diesem Mikrofontyp MK4 im selben Reinraum, in dem auch die MKH-Mikrofone auch zu seinem Ruf einer sehr zerbrechlichen Angelegen- hergestellt werden. Als Zielgruppe werden bescheidener- heit verholfen hat. Das ‚preiswertere‘ Modell KSM313 lie- weise Projekt- und Homerecording-Studios ins Visier ge- fert dank seines Dual-Voice-Designs zwei Klangfarben in nommen, doch kann man sich eine Anwendung in profes- einem Mikrofon. Die für Bändchenmikrofone typische Ach- sionellen Studiobetrieben durchaus vorstellen, auch wenn tercharakteristik bietet bei diesem Mikrofon zwei unter- ein solches Produkt für rund 300 Euro brutto den Besit- schiedlich klingende Einsprechrichtungen – die eine mit zer wechselt. Das MK4 lieferte in unseren Tests mit Ge- einem ansteigenden, erweiterten Höhenfrequenzgang, die sang und Saxofon sehr überzeugende Ergebnisse, mit andere mit einem moderat abfallenden Verlauf zu den Hö- einem fertigen Klang, der in punkto Auflösung, Homoge- hen. Dadurch ist der Einsatz des KSM313 natürlich für ei- nität oder Tonalität auf Anhieb überzeugen konnte. Dieses ne klassische Anwendung der Acht nicht geeignet, bie- Mikrofon liefert ein Klangbild auf der Höhe moderner Pop- tet aber auf der anderen Seite mehr Einsatzmöglichkeiten Produktionen und ist als Allrounder im professionellen im Bereich der Pop- und Rockproduktion. Das auf höchs- Studioalltag ohne Probleme vorstellbar. Wenn ich anfangs tem technologischem Niveau angelegte Mikrofon hat al- von einem Überraschungskandidaten in Sachen Preis/Lei- lerdings mit rund 1.500 Euro brutto einen stolzen Preis. stungsverhältnis sprach, so haben wir diesen mit dem Das Schwestermodell KSM353 repräsentiert das Optimum MK4 eindeutig gefunden. Das MK4 hat das Zeug zu einem eines modernen Bändchenmikrofons und ist ganz puri- mehr als bezahlbaren Standardmikrofon – gar keine Frage! stisch als echte Acht angelegt, einhergehend mit einer ef- fektiven seitlichen Unempfindlichkeit. Auch hier kommt Shure KSM313 und 353 natürlich das Roswellite-Bändchen zum Einsatz, mit den gleichen hochwertigen mechanischen Eigenschaften und Die Übernahme des amerikanischen Mikrofonherstellers einem exquisiten, polierten Metallgehäuse. Das KSM353 Crowley & Tripp im Jahre 2009 mit allen Rechten und Pa- verfügt über einen für ein Bändchenmikrofon ungewöhn- tenten bescherte Shure zwei exquisite Bändchenmikro- lich linearen Frequenzgang, auch im Bereich der Tiefen, fone der Spitzenklasse, die Modelle KSM313 und KSM353. und verträgt einen extrem hohen Schalldruck bis 146 dB, Ein besonders belastbares Material aus der Medizintech- was übrigens auch für das KSM313 gilt, das zu Tiefen in nik namens ‚Roswellite‘ diente den Erfindern Bob Crowley beiden Einsprechrichtungen stärker abfällt. Um es gerade- und Hugh Tripp dereinst als Basis für ein besonders ro- heraus zu sagen: Wir haben uns in das KSM353 verliebt. bustes Bändchen-Mikrofon, das man getrost auf der Büh- Es ist ein fantastisches Mikrofon mit einer phänomenalen 54 | 55


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