hörtest Microtech Gefell M 930 Ts rend Royer Labs erst 1998 gegründet wurde und sich aus- schließlich mit der Entwicklung und Vermarktung von Dieses Mikrofon ist eine ‚Sonderform‘ des Bändchen-Mikrofonen beschäftigt. Mojave Audio startete bekannten und von uns bereits getesteten mit der Entwicklung von Röhrenmikrofonen, Mikrofonvor- M 930 in transformatorlosem Design. Das verstärkern und Kompressoren als Geheimtipp für Tonin- Modell Ts verwendet im Gegensatz dazu genieure im Großraum Los Angeles. Insofern ist es auch einen großen Übertrager mit entsprechend nicht besonders verwunderlich, dass sich die Mojave-Pro- optimierter Schaltung. Dies ermöglicht ei- duktlinie in erster Linie aus ‚klassischen‘ Groß- und Klein- ne sehr hohe Aussteuerbarkeit bis zu 144 membran-Kondensator-Röhrenmikrofonen zusammensetzt. dB und einen weiten Dynamikbereich. Die Das MA-300 ist eine Erweiterung des sehr erfolgreichen sehr kompakten Abmessungen des Mikro- MA-200 mit fest eingestellter Nierencharakteristik zu fons ließen das Ts im Vergleich zu den an- einem umschaltbaren Universal-Röhrenmikrofon. Über das deren Großmembran-Testkandidaten wie natürlich zum Lieferumfang gehörende Speiseteil kann einen Zwerg aussehen. Doch Größe ist be- stufenlos zwischen Kugel, Niere und Acht variiert werden. kanntlich nicht alles. Mit einer recht deut- Das MA-300 trägt die individuelle Signatur seines Desig- lichen Anhebung von zweieinhalb dB im ners mit einer handselektierten Doppelmembran-Kapsel, Bereich der oberen Mitten und Höhen klingt das M 930 einem Jensen-Übertrager und einer JAN 5840 Röhre in Mi- Ts bei der Nahbesprechung extrem ausgeglichen und klar. litärspezifikation. Zur technischen Ausstattung gehört ei- Die hohe Auslöschung rückwärtig einfallenden Schalls und ne schaltbare Tiefensperre bei 100 Hz mit 6 dB pro Okta- das dezente Erscheinungsbild machen dieses Mikrofon mit ve, ebenso wie ein 15-dB-Dämpfungsglied. Das Mikrofon Nierencharakteristik auch zu einem idealen Stützmikro- klang bei unseren Gesangs- und Saxofon-Aufnahmen sehr fon bei Orchesteraufnahmen. Wir waren einhellig begeis- rund, warm und cremig in den Höhen – sehr überzeugend tert von der Ehrlichkeit, der Transparenz und der Wärme und sehr attraktiv. Stimme und Instrument klangen sehr dieses kleinen Wunderwerks. Die Transientenabbildung ist ‚teuer‘, transparent und luftig. Im Vergleich zu den voran- außergewöhnlich, die Tiefen klingen sehr definiert und rei- gegangenen Testkandidaten nimmt es die geschmackliche chen weit herunter. Bei den Gesangsaufnahmen rückte die Mitte ein, das heißt, weicher als das M 930 Ts und höhen- Sängerin einen großen Schritt näher an den Bühnenrand reicher als das C 715, allerdings trotzdem dezent ‚zurück- und auch das Saxofon hatte eine warmen runden Ton mit genommen‘, also auch ein wenig gegen den vorherrschen- einem angenehmen Anteil an Luftgeräuschen, der das In- den Höhentrend. Der zurückhaltende Vintage-Charakter strument besonders plastisch abbildete. Im Vergleich zum verleiht dem Mikrofon gleichermaßen Eleganz und Durch- M 930 wirkten die Tiefen noch etwas runder und die Mit- sichtigkeit – Eigenschaften, die jedem Instrument und je- ten und Höhen gleichzeitig klarer und betonter, ohne er- der Stimme einen fast ‚aristokratischen‘ Charakter aufprä- kennbare Übertreibung oder gar Lästigkeit. Insgesamt be- gen. Wenn man so will, veredelt das Mikrofon mit seinem trachtet ein tolles Universalmikrofon, das seinem Anwen- Wohlklang jedes Schallereignis. Der deutsche Vertrieb Au- der kaum Beschränkungen beim Einsatz auferlegt, sich dio Import nannte uns einen Preis von 1.090 Euro netto aber gleichzeitig auch als ein ideales Nahbesprechungsmi- plus Mehrwertsteuer, der uns gemessen an der Klangqua- kron für Solisten- und Gesangsaufnah- lität positiv überraschen konnte. men präsentiert. Viel Mikrofon für ver- gleichsweise wenig Geld: rund 1.600 MikTek C7 Euro brutto. MikTek ist ein in Nashville ansäs- Mojave MA-300 siges Unternehmen, das bislang im deutschen Markt völlig unbe- Obwohl David Royer vor allem durch kannt war und erst dank der seine Bändchen-Mikrofone weltweit Vertriebsübernahme durch bekannt wurde, wissen nur wenige, Sound Service auch hierzulan- dass seine ursprüngliche Firma Moja- de langsam Fuß zu fassen be- ve Audio schon wesentlich länger exi- ginnt. Das Lieferprogramm stiert, nämlich bereits seit 1985, wäh- umfasst bislang drei Mikrofon- 52 | 53
Studio eMagazin 03-2012
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