Page 55

EM_21_03-16

Abbildung 10 Abbildung 11 teilung ermöglicht die Hüllkurvenformung in drei Frequenz-bändern mit Attack, Release und Verstärkung, praktisch als dreibandiger Transientenformer in bekannter Art und Weise. WaveLab bietet für diesen Zweck ein weitaus komplexer an-gelegtes, neues Plug-In, auf das wir später noch sehr kurz zu sprechen kommen. Im MasterRig hat Steinberg versucht, sämtliche Prozessmöglichkeiten einer Masteringbearbeitung auf einfache und intuitive Art und Weise umzusetzen. Die Reihenfolge der Prozessmodule und deren Parametrisierung kann für einen direkten Hörvergleich in Szenen abgespei-chert werden. Mit einer Kopier-Funktion kann eine beste-hende Konfiguration auf einen anderen Speicherplatz gelegt und dort nach Wunsch modifiziert werden. Der Limiter bietet sowohl die Funktion eines Brickwall-Begrenzers mit einstell-barem, maximalem Ausgangspegel, als auch die eines Loud-ness- Maximizers mit einem einzigen Regler für den Grad der Loudness. Mit so viel ‚Equipment‘ ausgestattet begab ich mich an die finale Bearbeitung einer Mischung. Was soll ich sagen, ich war einigermaßen verblüfft, wie schnell und intuitiv man mit dem Rig umgehen und auch vorzeigbare Ergebnisse erzie-len kann. Ein paar Module geladen, ein bisschen Tweaking nach spontanen Vorstellungen mit einem dB hier und einem dB dort, und der Mix begann Formen anzunehmen, mit guter Präsenz und Dynamik, Druck und auch warmer Anmu-tung, was sich für den bearbeiteten Titel anbot. Das ersetzt für mich kein detailliertes analoges Mastering, dem ich nach wie vor den Vorzug geben würde, aber man bekommt mit ein paar schnellen Handgriffen ein Ergebnis, mit dem man sich keinesfalls verstecken muss. Ich sage es ungern, aber mit diesem Plug-In kann ein Musiker oder Produzent auch selbst einen wettbewerbsfähigen Sound hinbekommen, vo-rausgesetzt, er weiß, wo man eingreifen muss. Das ist, wie immer, das eigentliche Problem: Ein Hammer macht noch keinen Zimmermann. Für mich ist MasterRig ein gutes Werk-zeug, um im Mastering-Studio schnell eine Soundidee zu entwickeln – und wenn man sein Handwerk versteht, kann man auch mal die allmächtige Analog-Orgel beiseite stellen. Ich denke, besonders abhängig vom Musikgenre, ist Mas-terRig oder ein digitales Mastering in manchen Fällen auch einfach die bessere Wahl. Volle M/S Unterstützung Mit der vollständigen M/S-Integration ist Steinberg ein echtes Husarenstück gelungen. Im gesamten Arbeitsprozess hat man direkten Zugriff auf das Mitte- und Seite-Signal eines Stereoprogramms, sowohl im Audio-Editor als auch in der Audiomontage (Abbildung 10). Das erkennt man sehr leicht an einem kleinen Umschalter, der die Wellenformen der beiden Stereo-Kanäle in die Mitte- und Seite-Darstel-lung verwandelt. Damit eröffnet sich gleichzeitig auch ei-ne neue Form von Schnitt- oder Blendenbearbeitung (der S-Kanal kann schneller ausgeblendet werden als dem M-Ka-nal, um ein profanes Beispiel zu nennen). Die durchgängige M/S-Funktionalität impliziert natürlich auch das Solo-Hören von Mitte und Seite, was manchmal, wie ich aus eigener Er-fahrung sagen kann, sehr hilfreich ist. Viel spannender ist jedoch, jedes beliebige Plug-In, dass man in die Master- Sektion insertiert, kann nun dafür hergerichtet werden, nur den Mitten-, nur den Seiten, nur den linken oder rechten Stereokanal und natürlich auch die komplette Stereospur zu bearbeiten (Abbildung 11). Um dem ganzen noch eins drauf zu setzen: Jedes beliebige Plug-In kann im M/S-Betrieb auf einen Clip, auf eine Spur oder als Ausgangseffekt mittels Ef-fekt- Sektion angewendet werden. Im letzteren Fall wird das Mischverhältnis durch einen festen Pegel oder eine Automa-tionskurve bestimmt.


EM_21_03-16
To see the actual publication please follow the link above