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hintergrund zeitstudie des Münchner IMAS Institutes in Frage, die mo- bei ist es ganz entscheidend einen Fakt zu beachten: R128 natlich seit 1994 erhoben wird. Unter dem Titel ‚Werbewir- kann und will keine unumstößliche Lösung darstellen, son- kung unterschiedlicher Spotformate – dern muss viel mehr als dynamischer Prozess verstanden Formate und gestalterische Einflussfaktoren‘ kommt diese werden, der sich mit den praktischen Erfahrungen rück- Studie zu den folgenden, für unsere Thematik relevanten koppelt. Vor allem die Anwendungen und Vorgaben bei der Ergebnissen: Messung innerhalb eines Produktionsabschnitts (also inner- halb eines Senders, einer Sparte oder einer Sendung) müs- 1. Je länger ein Spot, desto größer die Wahrscheinlich- sen sich mittelfristig bewähren, um konsequent angewen- keit, dass er Aufmerksamkeit erregt. det werden zu können. Erst wenn das Gesamtkonzept für 2. ‚Laute‘ Spots wirken kontraproduktiv. alle Beteiligten sinnvoll und logisch anwendbar ist, wird es 3. Häufige Nennung des Markennamens garantiert keine in der Praxis auch zu einer Qualitätssteigerung führen. zusätzliche Aufmerksamkeit. 4. Häufige Nennung des Namens macht eine Erinnerung Loudness Range im Detail an den Spot wahrscheinlicher. Doch bleiben solche Spots eher negativ im Gedächtnis. Neben der Messung der momentanen Loudness und seiner 5. Humor steigert die Werbewirkung deutlich. Lustige Entwicklung, empfiehlt die EBU auch die Maximalwerte, al- Spots fallen auf und wirken sympathisch. so den Loudnessumfang im Auge zu behalten. Dabei müs- 6. Radiowerbung muss nicht zwingend Musik enthalten. sen natürlich vereinzelte Spitzen, sowie Signale im un- Bekannte Songs in der Werbung kommen bei den Hö- tersten Dynamikbereich aus der Messung ausgeschlossen rern jedoch gut an. werden, um Praxisrelevanz zu besitzen. Der Algorithmus ar- beitet mit verschiedenen Bezugswerten. Der wichtigste Be- Zusammengefasst lässt sich also sagen: Die Steigerung zug ist die integrierte Loudness (ILK). Relativ zu diesem auf kurze, nervige, laute und marktschreierische Spots Wert arbeitet ein Threshold bei 20 LU unter dem ILK-Wert. führt beim Hörer eher zur Abwertung des beworbenen Liegt der ILK-Wert also bei -23 LUFS, so werden alle Wer- Produktes. Eine Argumentation für die Nutzung dieser Me- te unterhalb -43 LUFS aus der Messung entfernt. Um die thoden ist also schwierig und kann spätestens seit 2005, Verfälschung der ersten Messwerte durch Stille zu vermei- als die Zusammenfassung der seit 1994 (und bis heute) den, ist ein fester Threshold bei -70 LUFS vorgesehen, der laufenden Untersuchungen zu dieser Studie zusammenge- aber sonst keinen weiteren Einfluss auf die Messung hat. fasst wurden, nur noch als Konservativismus betrachtet Die eigentliche Erfassung der Loudness Range erfolgt al- werden. Möchte man den Hörer für sein Produkt begei- so aus -X LUFS (ILK - 20 LU) und 0 LUFS. Aus den gewon- stern, muss man seine Emotionen ansprechen. Schreien nenen Daten werden wiederum die höchsten 5 % und die Sie doch mal ihrem Partner ‚ICH LIEBE DICH‘ ins Gesicht... niedrigsten 10 % der Messwerte entfernt. Die Messung er- Die Angst ‚leiser‘ zu sein als der Spot vorher oder danach folgt über eine Integrationszeit von 3 Sekunden, wobei auf- überschattet scheinbar sogar die wissenschaftlichen Stu- einanderfolgende Abschnitte mit rund 66 % (2 Sekunden) dien der marketingpsychologischen Forschung. An dieser Überlappung verrechnet werden, um auch für kurze Pro- Stelle ist es also sinnvoll wieder auf die technische Um- grammteile halbwegs valide Ergebnisse liefern zu können. setzung einzuwirken und die Verantwortlichen der Werbe- Trotzdem ist eine Messung von Abschnitten unter 10 Sekun- branche quasi zu ihrem Glück zu zwingen. Aber dies soll den eigentlich nicht sinnvoll möglich. Durch die drei dyna- kein Abwälzen der Verantwortlichkeiten auf die Werbe- mischen Grenzwerte (-20 LU unter ILK, niedrigste 10 % der branche sein, das Problem ist, und das muss leider noch- Messung, höchste 5 % der Messung) wird die Messung ge- mal betont werden, größtenteils hausgemacht und nur wir nauer, je länger das Programm läuft. Abbildung 1 zeigt die können es beseitigen. Bezugspunkte der Messung und die Thresholds. Im Ergeb- nis kommt ein Wert der Loudness Range heraus, für den Technik die EBU keinen Zielwert definiert. Ein Orientierungswert kann hier zum Beispiel bei maximal 20 LU für Fernsehbei- In der letzten Ausgabe ging es um die technischen Grund- träge liegen, aber erst die Praxis wird zeigen, ob es Vorga- lagen der Empfehlung 128 der EBU. Aber wie diese Emp- ben oder Empfehlungen für Maximalwerte geben kann und fehlung in der Praxis umgesetzt werden kann, soll nun wird. Der in der Abbildung gezeigte Film ‚Matrix‘ weist eine in dieser Ausgabe etwas genauer betrachtet werden. Da- Loudness Range von 25 LU auf. 26 | 27


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