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Studio eMagazin 03-2012

hörtest der klanglichen Gestaltung des rückwärtig einfallenden hier und da den Verdacht aufkommen, man würde sich Diffusschalls. Die Grenzfrequenz kann ab 1 kHz auf- zu sehr von einer ‚reinen‘ Lösung entfernen. Ich konn- wärts gesetzt werden. In der ‚einfachen‘ Software-Versi- te bei meinen Hörversuchen keine Artefakte, Phänomene on wird das Filter bei Reglerstellung ganz rechts abge- oder Klangfärbungen ausmachen, die mir das Gefühl ge- schaltet. In der erweiterten Fassung gibt es einen zusätz- geben hätten, mich außerhalb der Authentizität des Origi- lichen ‚Schalter‘. Als Matrix-Ausgangsformate lassen sich nals zu bewegen. Extrem überzeugend! 5.0 Surround, L/R-LS/RS, LCR und L/R (Stereo) abrufen. Jeder Ausgangskanal (L/R, LS/RS und C) verfügt über ei- Audio Technica AT 2031 nen Stummschalter und einen Pegelregler von 0 dB bis ‚Aus‘. Im grafischen Display werden fünf Polardiagramme Der Hersteller preist sein 2031 als ideales Mikrofon für Sai- in unterschiedlicher Farbgebung dargestellt, die den je- teninstrumente an, sowohl für den Studio- als auch den weils eingestellten Richtcharakteristika entsprechen. Die Bühneneinsatz. Das Kondensatormikrofon ist mit einer per- Darstellung und auch das Hörergebnis erfolgen unterbre- manent vorpolarisierten Kapsel ausgestattet und verfügt chungsfrei. Man hört sofort, was man sieht. Schließlich über eine feste Nierencharakteristik. Mit einem schaltbaren werden auch noch die Pegel der drei Eingangs(mikrofon) Hochpass-Filter lässt sich der Frequenzbereich unterhalb signale und der fünf virtuellen Ausgänge mit kleinen Seg- von 150 Hz wirkungsvoll mit einer Steilheit von 6 dB pro mentanzeigen abgebildet. Die von mir getestete erwei- Oktave absenken. Das 2031 überträgt den vollen Frequenz- terte Version bietet darüber hinaus zusätzlich optimierte umfang von 20 Hz bis 20 kHz und ist von Hause aus mit Richtcharakteristika mit ausgeprägterer Richtwirkung und einer moderaten Höhenanhebung versehen worden. Im Lie- Kanaltrennung, die über eine Software-Algorithmik er- ferumfang ist eine klassische, unentkoppelte Klammerhal- reicht werden. Mit ‚Ambience‘ kann der Diffusschall un- terung enthalten. Mit einem Preis von 149 Euro plus Mehr- abhängig vom Direktschall beeinflusst werden, mit einer wertsteuer ist es auch für den Homerecording-Anwender zusätzlichen Option zur Dekorrelation. Mit ‚Rotate‘ lässt erschwinglich, der mit diesem Produkt ein hochwertiges sich das gesamte Surround-Feld schrittweise um 360 Kleinkapsel-Mikrofon erhält, das mit seiner klanglichen Si- Grad drehen. Ein entsprechender ‚Anfasspunkt‘ im Polar- gnatur auch mit Mikrofonen in einem höheren Preisseg- diagramm-Display steht hierzu zur Verfügung. Klanglich ment mithalten kann. Im Test mit akustischer Gitarre prä- steht das System aufgrund der verwendeten Kapseln au- sentierte sich das Mikrofon sehr authentisch, mit einer ge- ßer Frage, mit einer vollständigen, extrem neutralen Si- wissen Wärme in den unteren Mitten und Tiefen. Die pro- gnatur, feinster Detail- und Transientenabbildung, sowie pagierte leichte Anhebung in den Höhen war in dieser einer ausgeprägt plastischen Darstellung eines Schaller- Aufnahmesituation nicht auszumachen, eignisses. In unseren Versuchen als Schlagzeug-Overhead auch nicht im Vergleich mit den ande- (ein Orchester hatten wir gerade nicht zur Hand) war vor ren, von uns getesteten Kleinmembran- allem die authentische Abbildung des Instrumentes auf Modellen in gleicher Position, sondern Anhieb überzeugend, später in meiner Regie hatte ich die trägt eher zu einem neutralen Klangbild Gelegenheit, mit der Räumlichkeit der Doppel-MS-Anord- bei, das eine angenehme, aber nicht nung via Plug-In zu experimentieren. Es ist kaum mög- sehr ausgeprägte Wärmeanmutung be- lich, auf einzelne Aspekte einzugehen, da die stufenlosen inhaltet. Die Detail- und Transientenab- Einstellmöglichkeiten viele Szenarien realisierbar machen. bildung ist als gut zu bewerten, so dass Wohl aber kann ich sagen, dass sich mit dem Schoeps ein insgesamt sehr ehrlicher, echter und Doppel-MS System ein weites ‚Spielfeld‘ der (auch expe- ‚vollständiger‘ Klangeindruck entsteht, rimentellen) M/S-Manipulation eröffnet, ganz gleich, wel- auf sehr, unter Berücksichtigung der ge- cher Aufnahmesituation man sich damit stellen möchte. testeten Mitbewerber und vor allem der Man nimmt drei Signale auf und entscheidet hinterher, Preisklasse, zufriedenstellendem Niveau, wie das Surround- oder Stereo-Klangbild in seiner Richt- das auch einen professionellen Einsatz wirkung und räumlichen Ausprägung aussehen soll. Dies als universelle Mikrofonlösung denkbar kann vor allem unter schwierigen Aufnahmebedingungen erscheinen lässt. Unterschiede zu Mi- eine wichtige Hilfe sein, bietet sich aber in besonderem krofonen im oberen Preissegment wer- Maße auch für die künstlerisch-klangästhetische Gestal- den vor allem im Bereich der Feindyna- tung an. Manipulation in weitestem Sinne lässt vielleicht mik hörbar. 66 | 67


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