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Studio eMagazin 03-2012

hörtest Bändchen-Mikrofone, die sich in den vergangenen Jahren wollten wir als Overheads für Schlagzeug einsetzen. Wir wieder steigender Beliebtheit erfreuen dürfen, waren bei- hatten insofern Glück, dass der neue Assistent des Keus- nahe gänzlich in Vergessenheit geraten und wurden nur gen Tonstudios, Matthias Höffgens, gleichzeitig auch noch von sehr erfahrenen Tonmeistern aus dem Schrank Schlagzeuger ist, uns also erfreulicherweise für zwei wich- geholt, die genau wussten, was sie an dieser Bauform ha- tige Aufgaben zur Verfügung stand. Klaus-Dieter Keus- ben und deren Stärken kannten. Heute gibt es eine Viel- gen hatte außerdem einen Saxophonisten mit großer Er- zahl vor allem preiswerter Bändchen, die zu einem groß- fahrung eingeladen – wie man mit etwas Stolz und Be- en Teil aus dem asiatischen Raum stammen und damit wunderung sagen kann, einen sehr prominenten Musi- ein wachstumsfähiges Marktsegment zu besetzen verstan- ker dieses Genres, der seit einigen Jahren in Bocholt lebt: den. Namen wie Royer und Coles repräsentieren hinge- Malcolm ‚Molly‘ Duncan, Gründungsmitglied der Average gen das weitaus kostspieligere, aber auch deutlich hoch- White Band, einer der wenigen weißen Soulbands, die wertigere Segment. Auch den amerikanischen Hersteller 1972 ins Leben gerufen wurde und etwa 20 Alben veröf- AEA muss man zu dieser Oberliga zählen, kann das Unter- fentlichte. Der wohl bekannteste Titel und echte Klassi- nehmen doch auf eine lange Historie zurückblicken, des- ker dieser Formation ist ‚Pick Up the Pieces‘ aus dem Jah- sen Inhaber Wes Dooley sich schon seit 40 Jahren mit die- re 1974. Molly hat einen unglaublich warmen und satten ser Materie beschäftigt. Ein Bändchen-Mikrofon, nur zur Ton, so dass wir neben den Sprachaufnahmen eine tol- Auffrischung ihrer Erinnerung, ist ein dynamisches Mikro- le Bewertungsgrundlage für alle Mikrofone zur Verfügung fon nach dem Prinzip der Induktion. Die Membran hat hatten. Inzwischen sind wir dazu übergegangen, sämt- die Form eines schmalen Aluminiumstreifens, der wie ei- liche Mikrofonaufnahmen mitzuschneiden und ein zweites ne Ziehharmonika gefaltet ist. Die Materialstärke bewegt Mal in der verlagseigenen Regie zu einem späteren Zeit- sich im Bereich weniger Mikrometer. Ein solches Bänd- punkt abzuhören, um unsere unmittelbare Bewertung bei chen ist zwischen den Polen eines Permanentmagneten der Aufnahme zu verifizieren. Es hat sich nämlich heraus- eingespannt und schwingt mit dem auftreffenden Schall. gestellt, dass der visuelle Kontakt zu den Mikrofonen in Die Bewegung im Magnetfeld induziert eine Spannung, der Aufnahmesitzung die Neutralität der Bewertung doch die am Ende des Bändchens abgegriffen und mit einem in ein wenig beeinflussen kann, zumindest, was die Größen- der Regel nachgeschalteten Übertrager um einen beträcht- ordnungen der Unterschiede betrifft. Alle Mikrofone wer- lichen Faktor von vielleicht 30 erhöht wird. Damit einher den während des Tests mit den (identischen) Vorverstär- geht auch die Anhebung der Ausgangsimpedanz auf studi- kern des 5MT ADT-Pultes betrieben, so dass hier keinerlei oübliche 200 Ohm. Die äußerst leichte Membran verleiht Bevorzugung und Benachteiligung vorliegen kann. Als Be- einem Bändchen-Mikrofon ein sehr gutes Impulsverhalten, zugspunkt, nicht als absolute Referenz, läuft jedes Mal ein was in erster Linie der Grund für den vermehrten Einsatz Brauner VM1 mit, damit wir unsere Ohren bei jedem Test bei der Aufnahme sein dürfte. Auch Aufnahmen aus grö- ‚kalibrieren‘ können und auf diese Weise auch Bezüge in ßeren Distanzen klingen noch sehr direkt und transienten- unterschiedlichen Folgen unserer Testserie hergestellt wer- reich. Da das Bändchen von beiden Seiten beschallt wer- den können. den kann, ordnet man die akustische Bauweise in die Ka- tegorie der Druckgradienten-Empfänger ein. Folge- richtig haben diese Mikrofone die Charakteristik einer Acht, mit einer positiven und negativen Po- larität, die beispielsweise beim MS-Verfahren Ein- satz findet, aber eben auch dazu geeignet ist, sehr räumliche Aufnahmen zu machen, oft unter Ausnut- zung der seitlichen Unempfindlichkeit der Acht. Vorbereitung Die Auswahl der Mikrofone brachte uns auf den Gedanken, dieses Mal schwerpunktmäßig Instru- mental- und Sprachaufnahmen zu machen, vor allem die Bändchen- und Kleinkapselmikrofone 22 | 23


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