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Ja, dünnes Eis. Das wissen wir doch. Und wir werden mit Si-cherheit auch nicht noch einmal den einen Fehler machen, mit dem wir den Pfad der reinen Lehre einst verlassen ha-ben. Tatsächlich geht es uns auch überhaupt nicht darum, Zweifler von irgendetwas zu überzeugen oder Anhänger bloß-zustellen. Im Gegenteil soll diese Serie einen weitestgehend neutralen Blick auf das Thema anbieten. Die neutralste In-stanz in unserem Verlag ist Kollege Audio Precision. Und so soll er als Stellvertreter der Objektivität verraten, was sich denn eigentlich messtechnisch erfassen lässt, wenn man nach den Auswirkungen der Stromversorgung auf die Audio-qualität sucht. Einführung Dass die Stromversorgung eines Gerätes einen Einfluss auf seinen Klang hat, ist vermutlich den meisten Anwendern völ-lig klar. Es genügt ein sehr rudimentäres Wissen über Elek-tronik um dies zu erkennen. Nehmen wir als einfaches Bei-spiel einen Class-A Verstärker. Ein idealer Verstärker hat die Aufgabe, eine Wechselspannung am Eingang in eine Wech-selspannung am Ausgang umzusetzen, die sich ausschließ-lich im Spannungspegel von der Eingangsspannung unter-scheidet, also einen Verstärkungsfaktor aufweist. Jegliche Ab-weichung von der idealen Verstärkung provoziert lineare, nichtlineare oder intermodulierende Verzerrungen. Der Ver-stärkungsfaktor wird durch die Stromversorgung physika-lisch begrenzt. Verlangt die Konfiguration mehr Strom als das Netzteil liefern kann, so ist eine lineare Verstärkung (kon-stanter Verstärkungsfaktor) nicht mehr möglich. Der Aus-gangspegel kann nicht mehr erhöht werden, obwohl es das Eingangssignal verlangen würde. Das System verzerrt. Nun kann es verschiedene Ursachen haben, warum das Netzteil nicht genug Leistung bereitstellt. Es kann falsch dimensio-niert sein, ein Designfehler des Gerätes. Es kann aber auch instabil sein, so dass die Leistung zwischenzeitlich zusam-menbricht und es kurzzeitig zu Verzerrungen kommt. Die-ser Zusammenhang zwischen Stromversorgung und Verstär-ker gilt universell und für jede Anwendung. Wenn die Strom-versorgung, auch temporär, zu klein ausgelegt ist, können Schaltungen ihre technischen Spezifikationen nicht ausrei-zen. Der Headroom könnte sinken, der Frequenzgang sich verschlechtern, der Rauschpegel steigen. Dabei kommt es zu zwei entscheidenden Fragen. Erstens, in wie weit lassen sich solche Effekte tatsächlich aufzeigen und zweitens, sind sie entdeckt, was kann man dagegen tun? Um all dies ein wenig zu sortieren, haben wir versucht, dem Problem mit verschie-denen Experimenten auf den Pelz zu rücken. Problem 1: Schlechte Gerätenetzteile Ein Phänomen wird vor allem in der Hi-Fi- und sogenann-ten High-End-Szene bis ins Unendliche diskutiert. Die ‚Sau-berkeit‘ des Stroms. Die grundlegende Theorie dabei ist, dass der im Gerät eingehende Wechselstrom einer möglichst perfekten Sinuskurve folgen soll. Die Notwendigkeit für die spektrale Reinheit der Wechselspannung wird im Störungs-potential zusätzlicher Obertöne oder Einstreuungen gese-hen. Das klingt im ersten Moment plausibel, hat jedoch ei-nen Pferdefuß. Denn, neben der Transformation auf eine ge-ringere Spannung, ist die wichtigste Aufgabe des Gerätenetz-


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