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faktor vergrößert am Ausgang abgeben. Den Verstärkungsfaktor nennt man auch Geradeausverstärkung. Die Geradeaus-verstärkung ist generell sehr hoch, sie kann zum Beispiel bei 1:10.000 oder so-gar noch höher liegen. Damit würden die 0,2 V Differenz, die am Eingang an-liegen, auf rund 2000 V verstärkt, was die Versorgungsspannung natürlich nicht zulässt. Der Ausgang des OpAmps wird also bis zu seiner physikalischen Grenze, knapp unterhalb der Versorgungsspan-nung, ausgesteuert und gerät in die Sät-tigung. In dieser Geradeausverstärkung kann der OpAmp also selbst bei kleins-ten Spannungsdifferenzen nur als Kom-parator arbeiten. Seine Schaltstellungen sind: Ausgang 0 V – beide Eingangssi-gnale sind gleich. Dieser Zustand spielt praktisch keine Rolle. Ausgang maxi-mal Positiv – das Signal am nichtinver-tierenden Eingang ist größer. Ausgang maximal negativ – das Signal am inver-tierenden Eingang ist größer. Nur, was können wir in der Audiotechnik mit die-ser Komparatorfunktion anfangen? Die Antwort ist: fast nichts, es sei denn, wir benötigen einen elektronischen Schal-ter oder einen einfachen A/D-Wandler. Wie aber wird nun aus diesem Schalt-chaos ein Verstärker? Der Trick liegt in der Rückkopplung. Ein extrem verein-fachtes Bild soll uns beim Verständnis helfen: Der Ausgang des OpAmps wird mit dem invertierenden Eingang (-) kurz-geschlossen. Am nichtinvertierenden Ein-gang (+) soll eine Spannung von 2 V an-liegen. Die Geradeausverstärkung will die 2 V auf 20.000 V verstärken, die Span-nung wird jedoch auf den invertierenden Eingang zurückgeführt und wirkt dort der Differenz zwischen den beiden Eingängen entgegen. Also stoppt die Verstärkung nach einem kurzen Anstieg auf dem Wert des Eingangspegels. In dieser Schleife bleibt der Verstärker gefangen und die + - R1 R2 UEingang UAusgang Abbildung 4: R1 und R2 bilden einen Spannungsteiler, mit dessen Hilfe der OpAmp zum Verstärker wird Ausgangsspannung entspricht fast ge-nau der Eingangsspannung, da jeder Ver-such der weiteren Ausregelung durch die Rückkopplung unterbunden wird. Abbil-dung 3 zeigt diese Regelschleife. Die Ge-schwindigkeit, mit der dieser Spannungs-anstieg am Ausgang vollzogen wird, be-zeichnet man als Anstiegsgeschwindig-keit oder Slew Rate. Sie wird in Volt pro Mikrosekunde angegeben und stellt eines der wichtigsten Auswahlkriterien für OpAmps im Audiobereich dar. In die-


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