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ner Bläser-Gruppe gemacht, die dadurch an ‚Üppigkeit‘ und Breite gewinnen konnte. Der wesentliche Faktor ist immer der Mischpegel zwischen Original und verzögertem Signal. Es kann sich auch anbieten, wildere Modulationen einzustellen, und diese dann nur mit ganz geringem Pegel als ‚Farbe‘ hin-zuzumischen. 40 | 41 Prinzipiell nicht anders als bei einer Parallel-kompression. Ganz witzig ist die Erzeugung von Gleichlauf-schwankungen einer Bandmaschine. Ich erinnere da an Eric Claptons Gitarrensound auf ‚While my guitar gently weeps‘ von den Beatles. Mit einem kurzen Delay Offset und gering-fügig eingestelltem Sweep in zufälliger Wellenform und lang-samer Geschwindigkeit fängt das Band mehr oder weniger stark zu ‚eiern‘ an. Dazu muss der Mix-Regler natürlich auf Rechtsanschlag stehen, damit man nur das verzögerte, modu-lierte Signal hört. Wenn man das Zusammenspiel der Regler und die Auswirkungen der Parameter erst einmal verstanden hat, kann man auch Chorus- oder Vibrato-Effekte erzeugen. ADT soll aber eigentlich nie nach einem Effekt klingen, son-dern möglichst echt die Multiplikation von Stimmen generie-ren. Das ist mit dem Fix Doubler ausgezeichnet gelungen. Praxis Fix Flanger Am meisten Spaß hat mir gemacht, den großen VSO-Reg-ler für einen manuellen Effekt zu verwenden. Wenn man rich-tig gut sein will, muss man diesen Regler wegen der Hap-tik allerdings auf einen Controller legen. Man schaut dann auf das Flange-Meter und versucht möglichst abwechslungs-reich um den Nullpunkt herumzufahren. Genau so haben es die Altvorderen gemacht, allerdings mit viel größerem Instal-lations- und Verkabelungsaufwand. Ich kann eigentlich nichts darüber sagen, wie populär Flanging heute als Effekt über-haupt noch ist. In den Anfängen war selbst ein rauschen-des 40 ms Delay auf einer Stimme ein wahres Klangerlebnis für uns. Phasing, Flanging, Chorus und ADT entstammen alle-samt der gleichen Idee, ein verzögertes Signal zeitlich zu mo-dulieren und mit dem Original zu mischen. Mit dem Fix Flan-ger ist es gelungen, einen sehr authentischen Klang zu erzie-len, den man aber eigentlich nicht beschreiben kann, denn jeder wird vielleicht etwas anderes unter einem guten Flan-ging- Effekt verstehen. Für mich sind es die leichten ‚Heuler‘ bei etwas Feedback (Regen), die Fast-Auslöschungen im zeit-lichen Nulldurchgang und die satt klingende Mischmodulati-on, die den Fix-Flanger so attraktiv und echt machen. Es gibt ja kein Flanger-Urmeter, das man zugrunde legen könnte. Ei-ner der besten Flanging-Effekte kam für mich immer vom Dy-nacord TAM 19, einem auch heute noch von Fans gepfleg-ten Effektgerät aus der ‚Kreidezeit‘. Der Fix Flanger kann da mühelos mithalten. The Small Faces ‚Itchycoo Park‘ nach-machen? Kein Problem. Man merkt, dass ein alter Hase wie Paul Wolff den richtigen Input gegeben hat, um einen Flan-ger zu entwickeln, den man auch als ‚alte‘ Hardware verkau-fen könnte. Man muss allerdings auch ein wenig experimen-tieren, bevor man das Plug-In sicher im Griff hat. Wer dazu keine Zeit aufbringen kann, bedient sich einfach aus der recht umfangreichen Preset-Bibliothek für beide Plug-Ins. Dort fin-det man bereits viele Stilistiken, die diese Effektfamilie aus-machen und die man schnell anpassen kann. Entwickelt wur-de an beiden Plug-Ins übrigens gute anderthalb Jahre. Fazit Es scheint ja so zu sein, dass alles, was von früher kommt, an Wert gewinnt. Insofern fühle ich mich selbst auch gerade ganz wohl in meiner Haut. Flanging mit Bandmaschinen ha-be ich Mitte der Siebziger noch selbst praktiziert, mit zwei Telefunken M21, die eigentlich als Kopiermaschinen oder zur Hallverzögerung genutzt wurden. Ganz ehrlich? Wir haben es wegen des Aufwandes und des Qualitätsverlustes einer Ko-piergeneration oft auch gelassen, denn leider hießen unse-re Kunden nicht The Beatles, The Small Faces oder The Who. Der Sound, zwei Bandmaschinen gegenseitig zu verbrem-sen, ist allerdings wirklich einmalig. Insofern dürfen wir uns freuen, dass man diese Aufgabe heute mit zwei Plug-Ins be-wältigen kann, die auch noch ausgesprochen preisgünstig sind: im Doppelpaket für eine UVP von 140 Euro brutto. Sol-che Preise lassen mich immer wieder sprachlos werden. Fix Doubler und Fix Flanger sind zwei sehr gut durchdachte Ef-fekt- Plug-Ins, die bei der Entwicklung direkten Bezug auf ih-ren Ursprung bei Bandmaschinen oder frühen elektronischen Analoglösungen nehmen, mit einem technischen Berater, der ein solches Ding in den 70ern selbst gebaut hat. Ich habe mit ihm gesprochen, und er ist absolut zufrieden mit dem Er-gebnis. Diese Plug-Ins liefern genau die klanglichen Details und Eigenschaften, den man erwartet, wenn man jemals ei-nen ‚richtigen‘ Flanging- oder ADT-Effekt gehört hat. Gute Ar-beit, die vielleicht eine kleine Flanging- und ADT-Renaissance auslöst!? Paul Wolffs AD-2-Prototyp testbericht


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