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kerstufen des Backbone zur Regelung in positiver oder negativer Richtung. Bleibt diese Taste ungedrückt, wird das Signal verstärkungsfrei und vollständig passiv durch-geschaltet. Eine aktive Verstärkung oder Absenkung kann zwei Gründe haben: Entweder man möchte Pegelungleich-heiten zwischen Links und Rechts ausgleichen, oder man versucht die Klangreaktion eingeschleifter Geräte mit mehr oder weniger Pegel zu beeinflussen. Bekannterma-ßen klingen analoge Geräte manchmal besser, zumindest aber anders, wenn man sie mit viel Pegel ansteuert. Die Phasenumkehrtaste dient nicht im klassischen Sinne der Phasendrehung zwischen Links oder Rechts, sondern in-vertiert die gesamte Phasenlage des Stereosignals. Auf den ersten Blick ist eine solche Funktion nicht sonder-lich sinnvoll, doch kann es vorkommen, dass der Misch-ingenieur aus verschiedenen Gründen die Phase eines Im-pulses negativ angelegt hat. Derartige Impulse ziehen die Lautsprechermembran nach innen und es entsteht ein et-was merkwürdiges Druckgefühl. Hat der Mastering-Inge-nieur das Gefühl, die Invertierung der Originalphase nützt dem Sound, hat er hier eine einfache Schaltmöglich-keit zur Verfügung. Auf die beschriebene Tastenkombina-tion folgen die beiden Drehschalter für den Eingangspe-gel, der in exakten 0.5-dB-Schritten separat pro Kanal im Bereich von -5.5 bis +6 dB variiert werden kann. Darüber befindet sich ein weiterer Drehschalter gleicher Ausfüh-rung, der im M/S-Betrieb die Balance zwischen Summen- und Differenzkanal ebenfalls in 0.5-dB-Schritten regelbar macht, und zwar in einem großen Bereich von +/-5.5 dB. Rechts daneben folgen acht Lumitas-Tasten, die die acht in die Signalkette einschleifbaren Stereogeräte in den Zu-griff stellen. Ist der Einschleifpunkt nicht aktiviert, liefert der Backbone intern ein Fake-Signal über vier ICs. Die Ein-schleifpunkte 1, 6 und 7 verfügen über keine besonderen Funktionen, sondern binden bestimmungsgemäß ein ex-ternes Gerät in die Signalkette ein. Die Einschleifpunkte 2 und 3 sind mit einer zusätzlichen Taste ausgestattet, die für zwei Geräte eine interne, symmetrisch beschalte-te M/S- oder Summen/Differenz-Signalmatrix aktivieren. Ei-nige Hinweise zur praktischen Arbeit folgen in einem spä-teren Abschnitt. Ist die M/S-Matrix aktiv, regelt der lin-ke Kanal eines angeschlossenen Gerätes das Mittensignal (Summensignal L+R) und der rechte Kanal das Seiten- oder Differenzsignal L-R. Auf diese Weise erhält man sepa-raten Zugriff auf alle in der Phantommitte angeordneten und die räumlichen Informationen des Stereosignals. Im Rückweg des Einschleifpunktes wird das ‚aufgetrennte‘ Si-gnal wieder ins normale Stereoformat zurückgewandelt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass man im M/S-Betrieb ei-nen normalen Insert-Punkt verliert, da die auf 2 und 3 eingeschleiften Geräte zusammen in den M/S-Modus ge-schaltet werden. Im deaktivierten Status arbeiten beide Inserts ganz normal im Stereobetrieb. Die Einschleifpunkte 4 und 5 sind mit einer Pre/Post-Funktion ausgestattet. Be-tätigt man die dazugehörige Swap-Taste, wird die Reihen-folge der angeschlossenen Geräte vertauscht. In der Pra-xis bedeutet das in den meisten Fällen, dass man hier ei-nen EQ und einen Kompressor anschließen wird. Entwe-der arbeitet der EQ dann wahlweise vor oder hinter dem Kompressor, mit einem einfachen Tastendruck. Einschleif-punkt 8 steht in direktem Zusammenhang mit dem stufen-los arbeitenden Penny & Giles Leitplastik-Regler und der Umschaltung der Regler-Betriebsart. In der unteren Posi-tion ‚Fader‘ kann der Regler für handbetriebene Ein- und Ausblenden verwendet werden. Obwohl man Fade-Outs heute meistens mit einer editierbaren Pegelkurve inner-halb der DAW macht, kann es durchaus auch mal gün-stiger sein, eine Ausblende nach spontan-musikalischen Gesichtspunkten manuell zu gestalten. In der mittleren Position ‚Mix‘ wird der Regler zu einem ‚Stereo-Mischer‘, das heißt, dem Signal, wie es bis inklusive Einschleif-punkt 7 durch externe Geräte bearbeitet wurde, kann man das Ergebnis des an Insert 8 angeschlossenen Bearbei-tungsgerätes stufenlos zumischen. In der Praxis kann man hier die Funktion der Parallel-Kompression nennen, die dazu dient, ein härter begrenztes oder komprimiertes Si-gnal im unteren Pegelbereich zuzumischen, um eine Si-gnaldichte zu erzeugen, die trotzdem die Transienten und die Grunddynamik des Originals, in unserem Fall der bis dahin gültigen Signalkette, unbearbeitet lassen. Diese Funktion ist auch in der Produktion sehr beliebt, um bei-spielsweise einem Schlagzeug das stark komprimierte Si-gnal einer Stereo-Raummikrofon-Kombination hinzuzufü-


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