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wenig isoliert in gefilterten Bereich. Der Sontec gefiel uns sehr gut, und zwar so gut, dass wir ihn und den Massen-burg (!) dem Avalon vorziehen würden, denn der Avalon wurde uns etwas zu weich und schwächte beispielswei-se die Präsenz einer Snare-Drum (im Sinne von Anwesen-heit) etwas zu stark ab. Die FIRBox/2 klang auch in dieser Disziplin hervorragend. Sie war dem analogen Klang wie-der am nächsten. Sontec, Massenburg und FIRBox/2 lie-gen so dicht beieinander, dass man wirklich keinen Unter-schied mehr hört. Der TC MD-3 EQ greift sehr stark an und man braucht nur ein dB absenken, um den gleichen Hö-reindruck zu bekommen (was in den Höhen nicht der Fall war). Der Z-Qualizer zeigte sich in der Mitten-Disziplin un-auffällig und völlig in Ordnung. In diesem Durchgang, das merken Sie auch schon an den spärlich werdenden Kom-mentaren, zeichnete sich ab, dass mit sinkender Frequenz auch die Unterschiede zwischen analog und digital (und auch den einzelnen Geräten) geringer werden. Durchgang 5 Der fünfte und letzte Durchgang bezog sich auf einen Ver-such mit tiefen Frequenzen, genauer gesagt einer Anhe-bung von 8 dB bei 70 Hz als Neigungsfilter. In dieser Disziplin trat kurz der Massive Passive von Man-ley in Erscheinung, dem man in den Tiefen Wunderdin-ge nachsagt. Gehört haben wir schöne runde, weiche Tie-fen vom Manley, aber festere, konturiertere Impulse von den digitalen Geräten. Insgesamt sind die Unterschiede in den Tiefen am geringsten. Auch die FIRBox/2 fiel hier nicht mehr auffällig positiv heraus. Der Massenburg EQ klang sehr fest, der Weiss etwas weicher, der Z-Qualizer rund und definiert. In den Tiefen kommt natürlich die Stärke der digitalen EQs zum Tragen, extrem schmalbandig ein-greifen zu können, auch in unmittelbarer Frequenznach-barschaft, etwa, um Resonanzen zu beseitigen oder ei-nen ungleichmäßigen Bass in einem bestimmten Bereich zu korrigieren. Das war mit unseren beiden analogen Kan-didaten von Avalon und Sontec natürlich schlichtweg un-möglich, denn sie sind klassische Mastering-Produkte zur Verschönerung, nicht zur Reparatur. Fazit Die Überschrift ‚Alle gegen alle’ ließ vielleicht vermuten, dass wir ein ‚Shootout‘ der Mastering-EQs im Auge hat-ten. Doch waren die individuellen Eigenschaften der Test-kandidaten dieses Mal viel weniger wichtig als ihre tech-nologische Herkunft. Dass es nicht nur zwischen analo-gen und digitalen Equalizern hörbare Unterschiede gibt, sondern auch zwischen den einzelnen Geräten inner-halb der Gattung, untermauert einmal mehr, dass es sich lohnt, sich mit diesen Unterschieden zu beschäftigen, um sich für das geschmacklich und funktionell richtige Pro-dukt zu entscheiden. Unser Test markiert zwei wichtige Er-kenntnisse: 1. analoge Entzerrer klingen überwiegend bes-ser als digitale; 2. Die Unterschiede nehmen mit sinken-der Frequenz ab. Während wir in den Höhen durch einen konzentrierten A/B-Vergleich noch wirklich signifikante Un-terschiede ausmachen konnten, fielen diese in den Mit-ten schon deutlich geringer aus und waren in den Tiefen schließlich kaum noch erkennbar. In den Mitten und Tie-fen standen eher geschmackliche Unterschiede zur Debat-te, während man in den Höhen durchaus auch von qua-litativen Unterschieden sprechen kann. Für den Maste-ring- Ingenieur heißt dies ganz konkret in der Praxis, dass für breitbandige oder ‚großzügige’ klangliche Verschöne-rungen die Wahl immer auf den analogen EQ fallen sollte, ebenso bei in den Höhen kritischem Material. In den Tie-fen hingegen bieten sich bei ‚Reparaturen’ eindeutig digi-tale Entzerrer mit ihren schmalbandigen Möglichkeiten an. Ich muss Ihnen nicht erzählen, dass in Sachen Klang letzt-lich alles ein Frage des Geschmacks ist, doch würde ich unsere Erkenntnisse durchaus als allgemein gültige Re-geln einstufen wollen. Man kann da eigentlich nicht an-derer Meinung sein. Als einen Überraschungskandidaten würden Jürgen Lusky und ich die FIRBox/2 bezeichnen, die sich als digitales Gerät eine analoge Anstecknadel ver-dient hat, obwohl ihr Funktionsprinzip nicht dafür spricht, das Verhalten analoger Filter nachzubilden, denn genau das tut sie als FIR-Filter nicht. Ein solches Gerät mit Echt-zeitbedienung würde nach unserem Eindruck ganz vor-ne in der Liga digitaler Mastering-Entzerrer mitspielen. Ich darf am Schluss Jürgen Lusky, der dieses Projekt ermögli-cht hat, für seinen Einsatz danken und will auch nicht ver-heimlichen, dass uns diese Aktion bei aller Konzentrati-on sehr viel Spaß gemacht hat. In Themen wie diesen ver-bergen sich doch eigentlich die wahren Geheimnisse der hohen Kunst der Tonproduktion, oder? Ich denke, es wird nicht das letzte Projekt dieser Art gewesen sein. Ach üb-rigens: Wir haben bei unseren Tests auch mal interesse-halber ein recht hochwertiges Produkt aus der PC-Plug- In-Fraktion zu Gehör gebracht, dessen Herkunft und Pro-duktbezeichnung wir aus Gründen der Fairness verschwei-gen wollen. Meine lieben Kollegen, es war mehr als eindeutig, dass ein solches Software-Produkt angesichts der angetretenen digitalen und analogen Konkurrenz wirk-lich nur in der Holzklasse spielt…


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