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hintergrund auch noch nachträglich erfolgen kann. Was für die MS-Mi-krofonanordnung 18 | 19 und deren Umsetzung gilt, kann natür-lich auch auf ‚elektrischem‘ Wege mit jedem Stereosignal veranstaltet werden, denn LR beziehungsweise MS sind in beiden Richtungen (theoretisch) verlustfrei erzeugbar. Die Methode Hersteller wie Elysia, TC, Brainworx, Vertigo-Sound oder Tomo Audiolabs, um nur einige wenige Beispiele zu nen-nen, integrieren in ihre Mastering-Geräte MS-Schaltungen, um ihren Kunden diese besondere Art des klanglichen Ein-griffs zu ermöglichen. Aber auch, wenn man nicht in die-ser Liga spielt oder spielen kann, ist es mit einfachen Mit-teln möglich, MS-Signalbearbeitung zu betreiben. Da-zu sind beispielsweise innerhalb einer DAW nur weni-ge Handgriffe erforderlich. Zäumen wir einmal das Pferd von hinten auf, in Anlehnung an die Vorgehensweise bei der Mikrofonaufnahme. Da wir bereits wissen, dass das M-Signal die Summe aus L und R darstellt und das S-Si-gnal die Differenz aus L und R, lässt sich ein DAW-Mischer schnell entsprechend konfigurieren. Ausgehend davon, dass das Stereosignal als zwei Mono-Spuren zur Verfü-gung steht, exakt gleiche Pegel und exakte Panorama-Ein-stellungen hergestellt wurden, bildet man nun zunächst aus den beiden Mono-Spuren eine einzelne Mono-Spur (L + R). Im zweiten Schritt dreht man die Phase der rech-ten Spur des Stereo-Signals und bildet zusammen mit der phasenrichtigen linken Spur eine neue einzelne Mono- Spur (L - R). Damit liegen die Kanäle M und S bereits ‚ge-brauchsfertig‘ vor. In der nun folgenden Konfiguration legt man das M-Signal auf einen Kanal und stellt den Panora-ma- Regler exakt auf die Mitte (was in der digitalen Ebene mit absoluter Präzision gelingt). Das S-Signal muss (durch zeitrichtiges Kopieren) zweimal anliegen, also verfügen wir jetzt über insgesamt drei Spuren in unserem MS-Pro-jekt, damit wir auch in ‚korrektem‘ Stereo hören können. Die beiden Kanäle, die das doppelte S-Signal führen, wer-den im Panorama hart links und hart rechts angelegt. Der rechte Kanal wird 180 Grad phasengedreht (R = M - S), der linke bleibt mit M in Phase (L = M + S). Sinnvoller-weise verkoppelt man die Regler der beiden S-Kanäle, da-mit das Pegelverhältnis exakt erhalten bleibt, wenn man den S-Pegel verändern möchte. Ebenso wichtig ist das An-legen einer Audiogruppe für die beiden S-Signale, damit man den S-Kanal zweikanalig identisch mit einem EQ oder Kompressor bearbeiten kann. Der Mono-Kanal benötigt diese Konfiguration logischerweise nicht. Praxis und Anwendung Abgesehen von einer Pegelvariation, die eine mehr mono- oder stereoorientierte Darstellung bewirkt, je nach dem, ob eines der beiden Signale im Pegel angehoben oder abgesenkt wird, liegt der größte Reiz in der separaten Bearbeitung des M- und/oder S-Kanals mit einem EQ oder Dynamikprozessor. Um sinnvolle Maßnahmen ergreifen zu können, muss man sich eine Vorstellung davon machen, welche Art von Signal diese beiden Kanäle überhaupt be-inhalten. Da hilft im Zweifelsfall nur Zuhören. Wenn man sich das Monosignal anhört, wird man feststellen, dass sich erwartungsgemäß eine prominentere Darstellung der-jenigen Signale ergibt, die sich von Anfang an in der Po-sition der Phantommitte befanden und meistens auch am lautesten gemischt werden, zum Beispiel Gesang, Bass, Snare- und Kick-Drum (bei Pop- und Rockmusik). Schaltet man den M-Kanal stumm, bleibt ein (für jeden von uns mehr oder weniger erträgliches) phasengedrehtes Signal übrig, das je nach Korrelation vor allem Raumanteile, In-strumentenflächen, Schlagzeugbecken und ‚Reste‘ von In-strumenten enthält. Diese Signalaufteilung auf je einem Bearbeitungsweg eröffnet zahlreiche Spielarten und Ein-griffsmöglichkeiten. Geht in einer Mischung die Solo-Stim- Elysia Alpha


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