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Ohne zu weit vom Thema abweichen zu wollen – Separa-tion- und Stem-Mastering sind eine Methode, Mischungen im Mastering-Studio als Stereogruppen abzuliefern, die sich bei gleichem Mischpegel zur beabsichtigten Stereo-mischung zusammenfügen. Dem Mastering-Ingenieur wird es dadurch möglich, die Mischungsverhältnisse zu ändern, und bestimmten Instrumenten oder Stimmen nachträg-lich mehr Vorzug oder Abwesenheit zu verleihen. Es gibt aber auch noch schlauere Toningenieure, wenn man sie überhaupt so nennen soll, die einfach ein komplettes Pro Tools Projekt abgeben, so dass der Mastering-Ingenieur notfalls auch komplett neu mischen kann. Aber das ist ein anderes Thema… Der Ursprung In den frühen Tagen der Studiotechnik und Stereoaufnah-me wurde die Stereobühne nicht mit dem Panorama-Reg-ler gestaltet, sondern es wurden Mikrofon-Aufnahmetech-niken entwickelt und angewendet, die geeignet waren, die reale räumliche Position von Musikern abzubilden. Eines der Verfahren war die MS-Stereofonie, die das Stereosi-gnal nicht mit den Kanälen L und R beschreibt, sondern in einen Mitten- und Seitenkanal aufteilt. Noch heute sen-den die Radiostationen zweikanalig in MS, so dass man in schlechteren Empfangsgebieten zumindest den Mitten-kanal, also Mono hören kann, bei gutem Empfang jedoch das S-Signal und damit das Programm in Stereo genieß-bar wird. MS gehört zu den Verfahren der Intensitätsste-reophonie, die die Ortung oder Richtung durch Pegeldif-ferenzen und nicht durch Laufzeitunterschiede zwischen den Kanälen erzeugt. Bei der Aufnahme werden zwei Mi-krofone in möglichst identischer Position aufgestellt, und zwar ein Kugel- oder Nierenmikrofon für den M-Kanal und ein dagegen um 90 Grad verdrehtes Mikrofon mit Achter-charakteristik für den S-Kanal. Der Norm entsprechend zeigt die positive Polung der Acht nach links. Durch Sum-men- und Differenzbildung können aus dieser Anordnung die Stereokanäle L und R gewonnen werden. In der Pra-xis dienen dazu entweder eine MS-Matrix, ein herkömm-liches Mischpult mit (oder ohne) Richtungsmischer oder der interne Mischer einer digitalen Audioworkstation. Da die Grundlage eine mathematische ist, leuchtet ein, dass auf der digitalen Ebene mögliche Toleranzen einer analo-gen Schaltung beseitigt sind, hier also die Summen- und Differenzbildung theoretisch ideal ausfällt. Das M-Signal wird mit identischem Pegel gleichphasig auf beide Kanä-le der Stereosumme gelegt und erscheint daher als Phan-tommitte, das S-Signal wird mit positiver Polung auf den linken und gleichzeitig mit negativer Polung auf den rech-ten Kanal der Stereosumme geführt. Um nun die Sum-men- und Differenzbildung und deren Auswirkung zu ver-stehen, hier ein Beispiel: Kommt ein Signal von links, nimmt es das Mikrofon mit Achtercharakteristik phasen-richtig auf. Dieses Signal addiert sich mit dem ebenfalls phasenrichtigen M-Signal. Also ergibt sich daraus die Be-ziehung L = M + S. Auf dem rechten Kanal addiert sich das Signal durch Phasenauslöschung entsprechend R = M + (S invertiert). Kommt nun ein Signal von rechts, ergibt sich folgende Situation: Das Achtermikrofon nimmt das Si-gnal phasengedreht auf und löscht sich mit dem phasen-richtigen Signal des M-Kanals links aus, während es sich auf dem rechten addiert M + S = (L + R) + (L - R) = 2L; M - S = (L + R) - (L - R) = 2R. Es versteht sich von selbst, dass der Grad der Addition oder Auslöschung vom Pha-senwinkel abhängt, so dass natürlich nicht nur Signale betroffen sind, die ganz außen im Ste-reobild angeordnet sind. Auf diese Wei-se wird die Positi-on jedes Signals im Stereobild durch Pe-gelunterschiede be-stimmt. Die hier be-schriebene Form der Intensitätsste-reophonie ist voll-ständig monokom-patibel. Eine Pege-lerhöhung des S-, beziehungsweise ei-ne Pegelabsenkung des M-Kanals führt zu einer Verbreite-rung der Stereoba-sis und umgekehrt zu einer stärkeren Mono-Orientierung. Das Pegelverhältnis zwischen M und S kann man auch als Variation des Öff-nungswinkels einer XY-Stereo-Anord-nung verstehen, die


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