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ganisches Verhalten‘ bezeichnen. Veränderungen sind auch immer eine Reflektion ihrer selbst in anderen Be-reichen. 12 | 13 Das ist ein Effekt, der sich sehr angenehm für unsere Ohren auswirkt und er fühlt sich für alle Hörer besser an, egal ob sie sich der Hintergründe bewusst sind oder nicht. Analogtechnik ist in ihrer Bedienung sehr vordergründig und intuitiv. Man findet schneller den Sound, der sich in der eigenen Vorstellung entwi-ckelt hat. Es gibt einige digitale Geräte, die unter der gleichen Prämisse entwickelt wurden, aber nicht sehr viele. Man darf die Intuition einer Bedienoberfläche nicht unterschätzen. Sie kann uns durch Unübersicht-lichkeit aus einem kreativen Denkprozess abdrängen. Eine Taste in Menü 15 zweimal zu drücken, ist nicht ge-rade ideal, um unmittelbar auf einen Klang zu reagie-ren. Manchmal sind wir angehalten, in Zahlen und Para-metern zu denken, aber beim Mastering kommen eher Begriffe wie Energie, Druck oder Glanz zum Tragen. Die technische Ebene ist nicht die richtige Kommunikations-basis herauszufinden, was der Kunde hören will oder zu hören erwartet. Sie ist auch nicht die geeignete Ba-sis zu denken. Die Mastering-Konsole Die Vorteile einer analogen Mastering-Konsole liegen in der extrem hohen Übersteuerungsreserve. Solange man keine Bearbeitungsgeräte eingeschleift hat, erscheint das Eingangssignal ohne jeden Einfluss und ohne jede Pegelveränderung exakt wieder am Ausgang – zumin-dest sollte es so sein. So simpel das auch klingen mag, es ist nicht wirklich selbstverständlich und technisch nur mit großem Aufwand zu realisieren. Aufgrund der Übersteuerungsfestigkeit und der Präzision der Signal-wege nehme ich, wann immer möglich, sämtliche Pegel-veränderungen innerhalb der Konsole vor. Die SPL Ma-stering- Konsole, die ich zur Verfügung habe, ist tatsäch-lich vollkommen transparent. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit und ich kann mein Signal an vielen Stellen abhören, auch hinter der aufzeichnenden Workstation, denn dort kontrolliere ich typischerweise das Ergebnis. Natürlich ist das Pult nicht nur ein über-dimensionaler Monitor-Controller, aber es liefert diese Funktionen automatisch mit. Verglichen mit einer Pro-duktionskonsole ist ein Mastering-Pult ein sehr puristi-sches, minimalistisches Werkzeug und in dieser Eigen-schaft die Zentrale für alle klanglichen und Pegel-Ein-griffe, nicht zu vergessen, mit einer Pegelreserve im analogen Bearbeitungsprozess, die mir die digitale Um-gebung nicht bieten kann. Im Vergleich dazu würde ei-ne digitale Konsole immer durch die Abtastrate be-grenzt sein, mit der sie arbeitet, auch hinsichtlich wech-selnder Zielraten. Lautsprecher und Hören Die Lautsprecher sind das wichtigste Werkzeug des Ma-stering- Ingenieurs, und auch sie sind vorzugsweise ana-log, zumindest in meiner Vorstellung. Ich persönlich denke, ein Lautsprecher sollte weder eine digitale Wei-che, noch einen digitalen Verstärker haben – aus den bekannten Beschränkungen der Digitaltechnik heraus. Man muss als Mastering-Ingenieur genau wissen, also hören, was man tut, natürlich auch die Kollegen wäh-rend der Aufnahme und Mischung. Ich würde mich kom-plett behindert fühlen, wenn ich in einem anderen Raum arbeiten müsste, denn die Einstellungen, die ich in meinem Raum ohne nachzudenken vornehmen kann, mastering


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