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Studio eMagazin 04-2012_opt

editorial Laut oder laut? Fritz Fey Chefredakteur Studio Magazin Wenn wir am Regler unserer Stereoanlage nach rechts ge: Hintergründe, Praxis und Werkzeuge, denn der Bedarf drehen, wird es lauter. Logisch oder? Was aber, wenn an Wissen ist auf diesem Gebiet extrem hoch. Hyperkom- man so leise drehen kann, wie man will, und es ist im- primiertes Audio wird seiner gerechten Strafe zugeführt, mer noch laut? Das klingt unlogisch, gehört aber zum All- denn diese Produktionen werden zukünftig auf dem Sen- tag des Tonverbrauchers. Als gemeiner Fernsehzuschau- der klein und hässlich klingen. Das birgt im Übrigen ei- er kennen wir alle das Übel eines lärmenden Werbeblocks ne große Chance der Rückkehr zum Professionalismus, und das hemmungslose Tosen von Sender-Trailern – der denn jeder konnte bisher seine Produktionen in die Tonne anschließend wieder einsetzenden Spielfilm wirkt dage- eines Loudness-Maximizers treten. Unterschiede zwischen gen jedoch so leise, dass man die Dialoge kaum noch qualitativ hochwertig produziertem und im Hinterzimmer verstehen kann. Selbst beim ‚Zappen‘ stellt man noch auf einem Laptop zusammengeschustertem Material wer- fest, dass alle TV-Sender eine unterschiedlich wahrgenom- den wieder deutlich wahrnehmbar. Es kommt wieder auf mene Lautstärke an den Tag legen. Das ist nicht nur lä- Hörerfahrung, Klangvorstellung und Know-how an. Natür- stig, sondern auf die Dauer auch entnervend. Der Zwang, lich gibt es immer noch die Freizone des Radios, des Ton- mit an der Hand festgewachsener Fernbedienung den TV- trägers und des Internets, wo bisher keine Anstalten er- Abend zu verbringen, um ständig die Lautstärke nachzu- kennbar werden, sich mit dem Thema ‚Loudness‘ ausein- führen, hat viele Verbraucher in den vergangenen Jahren anderzusetzen. Aber vielleicht wird die Vorreiterrolle der zu Protesten veranlasst. Was treibt Ihr da eigentlich? Ihr Fernsehanstalten ihre Auswirkungen haben. Niemand hat seid doch die Experten, oder? Lässt sich das nicht abstel- wirklich Lust, Musik oder ganz generell Audioprogramme len? Ja, es lässt, seit der Einführung der Loudness-Norma- mit einem Dynamikbereich von 2 oder 3 dB zu hören. Das lisierung R128 gemäß EBU-Empfehlung, aber bisher nur ist keine Vermutung, sondern ein Faktum. In grauer Ver- vereinzelt und daher keineswegs durchgängig. Die Funk- gangenheit wurde noch Musik mit viel Dynamik produziert häuser und die Tonproduzenten sind im Zuge dessen auf- und dementsprechend war es ein Genuss, den Lautstärke- gerufen, wieder mehr Dynamik zu generieren, damit das regler nach rechts zu drehen. Heute hat Musik sehr häufig ‚Lautdrehen auf Wunsch‘ auch wieder Spaß macht. Für den Charme eines Presslufthammers, den man bei welcher die Hörer ist R128 ein Segen, denn der ewige Anpas- Lautstärke auch immer, einfach nicht hören will. Hoffen sungsdrang der Lautstärke hört (theoretisch) auf, zumin- wir also gemeinsam auf die Segnungen einer neuen Ära, dest beim Fernsehen. Da das Fernsehen auch im Zeital- die Raum für Klangästhetik bietet und die dem Geschrei ter des Internets einer der wichtigsten Verbreitungskanäle, ein für allemal das verdiente Ende setzt. Um es noch ein- zum Beispiel für Musik, ist, muss sich die Produktionssei- mal auf die Musik zu beziehen: Eine Band kann von sich te anpassen und lernen, andere Kriterien für Aufmerk- aus leise oder laut spielen und man braucht dazu keinen samkeit zu entwickeln. Lautes Anschreien geht ab sofort Hyperkompressor/Limiter, der außer wenig Dynamik auch nicht mehr. Inzwischen nimmt der Zug namens R128 spür- noch Verzerrungen in rauen Mengen produziert. Machen bar an Fahrt auf, und Werkzeuge für Metering und Norma- Sie sich also schlau, mit Hilfe dieser Ausgabe des Studio lisierung erfreuen sich einer fast überwältigenden Nach- eMagazins und bereiten Sie sich auf eine neue bessere frage. In dieser Ausgabe des Studio eMagazins beschäf- Klangwelt vor. Es gibt keine Kochrezepte, da hilft wirklich tigen wir uns daher ausschließlich mit der Loudness-Fra- nur Üben, Bilden und das Sammeln von Erfahrungen… 4 | 5


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