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hintergrund auffallen. Letztendlich sollte man sich nicht allzu viele Ge- Idee nicht notwendig, mehr als ein Summenmessgerät danken machen. In Live-Situationen werden in Zukunft, zu haben, aber bei der praktischen Übung für die Vielka- wie bisher Regelprozessoren über die Arbeit des Toninge- nalmischung kann es hilfreich sein, ein zweites Meter in nieurs wachen und (hoffentlich so unauffällig wie möglich) den AFL-Weg zu schalten. Zur Kontrolle können so einzel- gegensteuern. Es ist manchmal ein unschöner Gedanke zu ne Elemente in ihrem Loudnessverlauf überwacht werden. wissen, dass man als Fachmann nicht die letzte Kontrolle Auch hier ist die Short-Term-Messung über drei Sekunden über das Sendematerial haben kann. Es darf aber davon das Werkzeug der Wahl. Man wird nach wenigen Minuten ausgegangen werden, dass eine korrekte Mischung mit Si- Praxis den Zielwert der einzelnen Elemente gefunden ha- cherheit weniger Regeleingriffe verursachen wird, als eine ben, so dass die Gesamtmischung das Target erreicht. Am in sich nicht stimmige. wichtigsten ist hier das Motto der Artikelüberschrift: Üben, üben, üben. Es war über viele Jahre häufige Praxis bei Live-Sendungen, aktiv mit dem -9 dBFS-Ausgangslimiter zu arbeiten. Das LRA vs. Dynamikumfang heißt zum Beispiel, dass in einer Talkshow etwa so ausge- steuert wurde, dass die Sprecher alle eine leichte Signal- Wenn man sich überhaupt über die ästhetische Entschei- limitierung ausgelöst haben. Dies hat dabei geholfen die dung hinaus Gedanken machen muss, um die Loudness- verschiedenen Stimmen in ihrer Loudness besser aufei- Konformität einer Mischung, dann um die sogenannte nander anpassen zu können. Vor allem bot es aber auch Loudness Range (LRA), also die berechnete Spanne zwi- eine Art Sicherheitsnetz, welches ein plötzlich zu lautes schen der größten und der kleinsten Loudnessmessung Signal frühzeitig in ihrem Pegel begrenzt hat. Leider hat des Programmabschnitts. Durch die Neufestlegung des diese Vorgehensweise auch zu vielen Artefakten geführt, Pegelbezugspunkts hat sich in der Produktionspraxis ei- wenn man sich zum Beispiel die seltsamen Pumpeffekte niges verändert. Auf der anderen Seite der Strecke, also eines applaudierenden Publikums anhört, wenn der Mo- beim Kunden, wird sich jedoch nicht so schnell eine Än- derator bereits wieder spricht. Dieses Sicherheitsnetz wird derung der vorhandenen Heimtechnik ergeben, wodurch mit der Einführung der Loudness-Normalisierung ersatz- sich die bisherigen Regelungen zur Einhaltung der er- los gestrichen. Verständlicherweise macht dieser Gedan- laubten Dynamik absehbar nicht ändern werden. Für HD- ke manchen Kollegen ein flaues Gefühl. Aber dafür gibt Programme wird im Allgemeinen ein etwas größerer Dy- es keinen Grund, wenn man sich mit den Alternativen ver- namikumfang angenommen, als für die Ausstrahlung in traut macht. Die einfachste, wenn auch ‚unschönste‘ Va- SD. Ob diese einfache Überlegung in der Praxis zutrifft, riante ist die Verwendung von Limitern in den einzelnen bleibt dabei durchaus umstritten. Klar ist allerdings, dass Mikrofonkanälen. Wer sich wirklich nicht von dieser Si- seit vielen Jahren eine feste Übereinkunft für Programme cherheit trennen möchte, kann jeden Kanal mit einem Li- in SD besteht, nach der rund 40 dB Dynamikumfang ge- miter versehen, welcher im Notfall frühzeitig die Spit- stattet sind. Den Mittelpunkt dieser zur Verfügung stehen- zen kappt. Auf diese Weise können Applaus und Zuspie- den Dynamik bildet der Targetwert von -23 LU, wodurch lungen ohne Begrenzung und Pumpeffekt mit den Spre- sich nach oben und unten etwa 20 dB ergeben, die bei chern gemischt werden und es muss keine Übersteuerung der Aussteuerung nicht über-, aber natürlich auch nicht gefürchtet werden. Wie bereits oben erwähnt, soll nie- unterschritten werden dürfen. In diese 40 dB muss die mand zu mehr Dynamik gezwungen werden, schon gar anvisierte Loudness-Range hinein passen. Im täglichen nicht, wenn er sich die Verantwortung darüber nicht zu- Sprachgebrauch muss besonders darauf geachtet werden, traut. Die subtilere Methode ist allerdings, statt der Limit- dass der Dynamikumfang nicht mit der Loudness-Ran- er zurückhaltend parametrierte Kompressoren einzusetzen ge verwechselt oder gar gleich gesetzt wird. Der Dynami- und die verbleibenden Signalspitzen zu akzeptieren. Di- kumfang, auch wenn er in der Praxis nicht so streng limi- es fällt insofern nicht sehr schwer, als dass die Spitzen für tiert ist, stellt den technischen Umfang dar, der von den den Loudnesseindruck nur eine sehr untergeordnete Rol- Spitzenpegeln eingehalten werden muss. Damit beim Hö- le spielen. Vorsicht ist natürlich trotzdem geboten, denn rer nichts im Rauschen der Fernsehlautsprecher untergeht, ein erkälteter Talkshowgast kann mit einem Niesen schon muss auch die untere Grenze relativ eng definiert wer- einen kräftigen Pegelschub verursachen. Bei der Aussteu- den. In diesen so entstehenden Dynamikumfang muss die erung der einzelnen Mikrofone kann das Loudness-Me- Loudness-Range hinein passen. Als zusätzliche Schwierig- ter eine große Hilfe sein. Zwar ist es nach der eigentlichen keit muss bedacht werden, dass die Loudness-Range ein 38 | 37


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