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Studio eMagazin 04-2012_opt

hintergrund Lautsprecherkalibrierung nach EBU-Empfehlung Lautsprecher Testsignalform Testsignalpegel Schallpegel Surround Links, Rechts, Bandbegrenztes -18 dBFS RMS 78 dB(C) SPL Center, Rosa Rauschen pro Lautsprecher Surround Links, (500 Hz – 2 kHz) Surround Rechts Stereo Abbildung 3: Die Empfeh- Links, Rechts Breitbandiges -18 dBFS RMS 82 dB(A) SPL lungen der EBU zur Kalibrie- Rosa Rauschen pro Lautsprecher rung der Lautsprecher für Mi- schungen nach EBU und ITU. (20 Hz – 20 kHz) sollte man ein wenig darauf achten, dass man genug Beides ist möglich, egal ob nach Loudness-Regeln oder ‚Platz nach oben‘ hat, da die ‚Decke‘ erweitert wurde und ohne. Genau genommen wird man allerdings feststellen, man auch gern kräftig stapeln darf. dass das Schlüsselelement je nach Dichte der Mischung unterhalb des Targets liegen muss. Die Erfahrung wird hel- Normalisieren fen, diese Abweichung einzuschätzen. Für Einsteiger emp- fiehlt es sich lieber etwas zu leise zu beginnen und zur Nun bleibt natürlich die Frage offen, warum ausgerech- Not vorsichtig nach oben zu korrigieren. Eigentlich ist es net ich, als großer Verfechter der gesamten Idee der Loud- dafür nicht notwendig, sich mit einer kalibrierten Hörsitu- ness-Normalisierung schreibe, dass bei der Mischung nicht ation auseinander zu setzen. Dies kann praktisch gesehen auf die integrierte Programm-Loudness geachtet werden natürlich trotzdem relevant werden, vor allem, wenn es in- muss. Allerdings ist die Antwort darauf sehr einfach, wenn nerhalb eines Produktionsbetriebs mehrere Arbeitsplät- man die Regel der Natürlichkeit bei der Mischung beach- ze und Anwender gibt, die mit einer kalibrierten Hörumge- tet hat. Schließlich ist es am Ende überhaupt kein Pro- bung problemlos und schnell arbeiten und vor allem ohne blem, die fertige und in sich stimmige Mischung mit ei- größere Umgewöhnungen den Arbeitsplatz wechseln kön- ner einfachen Pegelanpassung ‚auf Kurs‘ zu bringen. Zu- nen. In Abbildung 3 finden Sie die Kalibrierungsempfeh- rück zum eben erwähnten Musikbeispiel fällt nun eine lungen der EBU. Steht die Möglichkeit der Lautsprecherka- sehr spannende Beobachtung auf. Hat man die Mischung librierung nicht zur Verfügung, dann kann es sinnvoll sein, beendet, alle Elemente geschickt übereinandergestapelt sich mit der anderen Seite der Abhörsituation zu beschäf- und sie stimmt in sich, so kann man das Ergebnis auf tigen und sich eine Strategie für die ‚Eichung‘ des Gehörs den Targetwert normalisieren. Die fertig normalisierte Mi- zurechtzulegen. Hierfür gibt es prinzipiell zwei einfache schung hat nun die Überraschende Eigenschaft, dass das Möglichkeiten. Entweder man beginnt die Mischung, wie Element, welches mit der größten Wichtigkeit in die Mi- eben erwähnt, mit dem Schlüsselelement und erschafft schung eingefügt wurde (also zum Beispiel die Gesangs- sich so nicht nur den Schwerpunkt der Mischung, sondern stimme) plötzlich den Schwerpunkt des Stückes und so- auch gleich den messtechnischen Bezugspunkt. Oder man mit die Loudness-Richtschnur für die Hörempfindung bil- legt sich eine Referenzdatei (am besten je eine für jedes det. Warum sollte eine Mischung also in sich besser wer- Kanalformat) auf der Festplatte oder einem Speicherstick den, nur weil man von Anfang an auf das Target geachtet ab, über die man sich vor jeder Produktion kurz auf die hat, anstatt am Ende eine Normalisierung durchzuführen. Referenz ‚einnordet‘. Dies kann zum Beispiel ein kurzes Im Umkehrschluss kann man sich jedoch auch eine Hilfe Stück Sprache sein, da die meisten Menschen sehr prä- bei der Mischung erschaffen, indem man das Schlüsselele- zise auf die Eigenschaften der menschlichen Stimme rea- ment zunächst auf den Targetwert bringt und den Rest der gieren und sich ihre jeweiligen Parameter recht gut mer- Mischung anschließend drum herum entstehen zu lassen. ken können. Besser ist es allerdings, eine breitbandige Si- Dies ist im Prinzip kein Unterschied zu den klassischen gnalstruktur zu wählen, also einen kurzen Abschnitt aus Philosophien unter Mischern; beginnt man die Mischung einer korrekt normalisierten Mischung, damit die Abwei- mit dem Schlüsselelement oder ‚von unten nach oben‘. chung (siehe oben) zum Target geringer ist. Hat man sich 36 | 37


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