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hintergrund Loudness Finale Abbildung 1: Lou- Opener Explosion dness-Sprünge Target oder -Stufen kön- nen sehr groß Lärm Abspann sein, solange sieDialog 2 Dialog 1 Liebes- in einem Sinnzu- szene sammenhang ste- hen (grüne Pfeile) Zeit Ich weiß, dass das gemein war. Aber ich lasse meine Le- tig‘ gemischt hat, so dass der Messwert am Ende mit der ser mit solchen Aussagen natürlich nicht allein, das wis- lauteren Musik noch auf dem Target ankommt? Natürlich sen Sie auch. Dennoch bleibt meine Behauptung zu- kann man dies probieren und im dritten Durchgang dann nächst im Raum stehen. Schauen wir noch einmal kurz, so abgestimmt sein, dass der Messwert stimmt. Aber das was es bedeutet, nach R 128 zu arbeiten. Zunächst geht muss man gar nicht. Wer nach Messwert mischt, ist im es nur darum, dass der über die gesamte Programmdau- hektischen Produktionsalltag zum Scheitern verurteilt. er integrierte Loudness-Messwert einen Zielwert, nämlich -23 LUFS (das sogenannte Target) erreicht. Wie er dies Natürlichkeit tut, spielt im ersten Moment überhaupt keine Rolle. Und es gibt auch keine verbindlichen Aussagen darüber, dass Tatsächlich spielt es aber in der Produktion überhaupt es zum Erreichen des Ziels eine bestimmte Vorgehenswei- keine Rolle, wann welcher Messwert gehalten werden se erfordert. Eigentlich wird niemand daran gehindert, ei- muss, damit am Ende das Target stimmt. Selbst am En- ne hyperkomprimierte Produktion in zwei Teile zu schnei- de ist es vollkommen egal, ob das Target stimmt oder den und einen der beiden Abschnitte so leise zu drehen, nicht. Machen wir uns noch einmal kurz bewusst, dass dass die Summe doch das Target trifft. Der gesunde Men- die Empfehlung R 128 in erster Linie dafür sorgen soll, schenverstand verhindert diese Vorgehensweise zwar, dass Lautstärkesprünge zwischen Programmabschnitten, aber dennoch wäre sie nicht prinzipiell falsch. Schließ- Programmen und Sendern minimiert oder gänzlich ver- lich sollte der gesunde Menschenverstand eigentlich auch hindert werden. Durch die Umsetzung ergibt sich jedoch die Hyperkompression verhindern, hat es aber nicht ge- auch eine neuer Referenzpegel, der es erlaubt, wesentlich tan. Man sollte sich also nicht zu sehr auf ihn verlassen. dynamischer zu arbeiten, wenn man dies denn wünscht. Kommt man allerdings von diesem überspitzten Beispiel Die Idee der Loudness-Normalisierung sieht keinen Zwang weg und schaut einmal in die realistische Arbeitswelt, so zur Dynamik vor, sondern erlaubt es lediglich (man kann wird deutlich, wie viele Unklarheiten sich für die Praxis auch endlich sagen), ungestraft Dynamik zu nutzen, wenn wirklich ergeben, wenn man einmal genauer über die Pro- man es denn möchte. Konkret bedeutet dies, dass nie- blematik nachdenkt. Wie kann ein Toningenieur zum Bei- mand mehr zur Hyperkompression seines Werkes greifen spiel beim Mischen überschauen, wann er eigentlich den muss, um sich gegen die vermeintliche Konkurrenz be- Targetwert erreichen muss. Angenommen, man sitzt an haupten zu können. Wenn die Aufreihung von Stücken der Mischung eines Kurzdokumentarfilms, an dessen An- nicht mehr anhand der Spitzenpegel erfolgt, sondern fang eine opulente Einstiegsszene mit Offsprecher und der Energieinhalt herangezogen wird, kann es keine Aus- Geräuschen gezeigt wird. Nun folgen mehrere Minuten nutzung der menschlichen Schwäche ‚lauter gleich bes- Wanderung durch die Landschaft, die nur von gelegent- ser‘ geben. Es ist aber ganz klar zu sagen: Wer weiterhin lichen Geräuschen, Atmosphäre und Kommentaren erfüllt komprimieren möchte, der darf auch dies ungestraft tun. sind. Am Ende kommt ein Abspann mit Musik. An wel- Er muss sich nur bewusst machen, dass die klanglichen cher Stelle muss denn nun der Targetwert stimmen? Wie Nachteile von übertriebener Kompression deutlicher zu weiß der Tonmeister bei der Hälfte des Films, ob er ‚rich- Tage treten werden, wenn sie nicht mehr durch den Lou- 34 | 35


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