hintergrund Wandlung Abbildung 4: Wird eine Spitze von Inter-Sample-Peak mindestens zwei Samples (blau) er- fasst, so bleibt sie als Inter-Sample- Peak (roter Kreis) im Signal enthal- 0 dBFS ten. Diese verursachen erst am Ausgang Probleme, wobei dort oh- nehin eine True-Peak-Messung und -Limitierung durchgeführt wird. Erst bei drei Fullscale-Samples treten auch am Eingang Probleme auf, lö- Analog Digital ge aussen jedoch auch die Over-Anzei- Standardeinstellungen geladen werden, was in den mei- nicht nur die technischen Gegebenheiten, sondern auch sten Fällen aber die schlechteste Alternative darstellt. die Notwendigkeit. Im konkreten Beispiel ist es nicht ein- Aber was geschieht nun, wenn, absichtlich oder nicht, der mal wirklich relevant, den Spitzenpegel nach True-Peak falsche Dialnormwert angegeben wird? Wie in der letzten zu messen, da der Eingangswandler rein technisch nicht Darstellung zu sehen ist, führt der Decoder eine Bearbei- übersteuert werden kann, ohne dass es eine sample- tung durch, deren Mittelwert der Dialnorm entspricht. Na- genaue Messung bemerken würde, solange sie nach drei türlich verlässt sich der Decoder bei der Eingabe nicht Fullscale-Samples eine Übersteuerungsmeldung ausgibt. auf diesen Metawert, sondern hat wie jede Dynamikstu- Dies ist bei den meisten Geräten Standard und somit be- fe einen Arbeitspunkt. Sitzt der Schwerpunkt der Loud- steht keine Gefahr. Abbildung 4 zeigt den Grund für die- ness tatsächlich auf der Dialnormachse, so werden nur die ses Verhalten. Die Messung der Loudness muss also fak- Spitzen bearbeitet. Durch falsche Metadaten verschiebt tisch erst auf dem Mischpult erfolgen. Hier ist sie auf sich der Schwerpunkt und größere Abschnitte werden in dem Summenbus entscheidend (wenn auch manchmal den Kompressionsbereich verschoben, was zu einer signi- praktisch in den Subgruppen) und muss hinter dem Aus- fikanten Erhöhung störender Kompressionsartefakte führt. gangsregler und dem True-Peak-Limiter gemessen wer- Schummeln wird hier also sofort mit schlechtem Sound den. Abbildung 5 zeigt die korrekte Verschaltungsreihen- bestraft und bringt auf der Hörerseite keinerlei Steige- folge. Dies löst übrigens auch eines der am häufigsten rung der Loudness! Abbildung 3 illustriert diese Verschie- unterschätzten Dilemma der digitalen Tonstudiotechnik: bung. Natürlich ist die Versuchung hier etwas nachzuhel- Schnittstellenübersteuerung. fen groß, was die Ingenieure bei Dolby vermutlich dazu gebracht hat, sich gegen eine Deaktivierungsmöglichkeit Schnittstellenübersteuerung der DRC zu entscheiden. Betrachtet man die aktuell häufig verwendete Verschal- Wen betrifft es? tung in einem Rundfunkstudio oder Ü-Wagen, so wird das Signal des digitalen Mischpultes über AES3 oder ande- Zurzeit ist ein sehr kleiner Personenkreis von der Notwen- re Digitalschnittstellen an einen Sende- oder Produktions- digkeit betroffen, nach R128 zu messen und seine Pro- limiter weitergeleitet, der sich um die Einhaltung der ma- duktionen anhand der Empfehlung auszugestalten. In er- ximalen, digitalen Aussteuerung kümmert. Diese liegt je ster Linie werden die Anforderungen bald an alle Mitar- nach Anwendung entweder knapp unterhalb von 0 dB- beiter der ARD-Länderanstalten gestellt. An diesem Schritt FS oder eben bei den in der letzten Folge erwähnten -8 hängen jedoch sehr viele privatwirtschaftliche Betriebe, oder -9 dBFS. Durch die strickte Brickwall-Limitierung denn auch die zuliefernden Tonstudios werden nicht sehr kann es am Ausgang niemals zu Pegeln oberhalb dieser lange darum herum kommen, bereits konformes Aus- Grenze kommen, wobei manche Geräte aus klanglichen gangsmaterial bereit zu stellen. Dabei muss natürlich dif- Gründen mit einer Vorverzögerung (Look-Ahead) arbei- ferenziert werden. Ein Tonmeister bei der O-Tonaufzeich- ten. Rein technisch wäre diese Vorverzögerung nicht nö- nung wird sich weiterhin nicht mit dem Loudness-Pegel tig, da ein Sample in jedem Fall in Echtzeit analysiert und seiner Aufzeichnung beschäftigen können. Hierzu fehlen geregelt werden kann. Am Ausgang ist unser Signal al- 28 | 29
Studio eMagazin 04-2012_opt
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