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hintergrund Loudness l 8 l zu komplexen Signalen oder gar zu Messergebnissen nach BewertungskMichael Kahsnitz dB(A) kann jedoch nicht wissenschaftlich hergestellt, son- dern nur grob abgeschätzt werden. Nun hat die Skala in phon allerdings auch wieder einen Haken. Sie trifft keine lineare Aussage über die Zu- oder Abnahme der Lautstär- (gültigeR2LB keempfindung. Das heißt, dass es keine Linearität über die Standar Verdopplung oder Halbierung der Lautstärke gibt. Um die- RTW sem Problem aus dem Weg zu gehen, entstand die Einheit sone, bei der eine Werteverdoppelung einer Verdoppelung der empfundenen Lautstärke entspricht. Diese Betrachtung ist zwar unter Fachleuten nicht unumstritten, muss aber als wissenschaftlicher Konsens betrachtet werden. Als Be- zugspunkt wurde der Wert 40 phon gewählt, dem 1 so- ne entspricht. Den Zusammenhang zwischen phon und so- ne zeigt Abbildung 4. Es gibt also eine vom technischen Pegel messbar abweichende, empfundene Lautstärke, die vom zeitlichen und spektralen Verlauf des Signals ab- hängt. Wie bereits erwähnt, lässt sie sich für komplexe, Abbildung 5: Die R2LB-Kurve wird heute als K-Gewichtung be- zeichnet. Sie weist eine deutliche Tiefensperre und eine Hö- also reale Signale nicht in einen Pegelwert in dB umrech- henanhebung auf. Quelle: RTW nen. Aber was nun? Messparameter Messung. Theoretisch ist das menschliche Ohr in etwa ge- nauso ‚schnell‘, wie eine Aufzeichnung bei Standardabta- Die Pegelmessung muss also in einer Form durchgeführt strate. Das das für die Hörempfindung keine große Rolle werden, dass sie sich den spektralen und zeitlichen Be- spielt, kann sich jeder vor Augen führen, wenn er die Laut- sonderheiten des Ohres nähert. Diese Annäherung kann stärkeempfindung eines Rasenmähers mit der eines etwa natürlich auf Grund der unterschiedlichen Hörgewohn- gleich lauten Klatschens vergleicht. Das heißt, dass das Ge- heiten jedes Menschen nie auf jeden Hörer zutreffen. Das hirn den Pegel in gewissen Bereichen integriert und sich spielt insofern nur eine geringe Rolle, als dass es eher hinsichtlich der Lautstärkeempfindung eher für den Effektiv- selten sein wird, dass der Hörer mit seiner Empfindung wert einer Klangwahrnehmung ‚interessiert‘, als für dessen stark abweicht und messtechnisch ähnliche Signale den- Spitzen. Diese kann zum Beispiel beobachtet werden, wenn noch mit großen Lautstärkesprüngen wahrgenommen wer- man ein VU-Meter betrachtet, welches dem Hörerlebnis re- den. Viel wahrscheinlicher ist eine absolute Abweichung, lativ gut zu folgen scheint. Der Nachteil eines VU -Meters die jedoch intuitiv über den Lautstärkeregler auf der Fern- ist der quasi nicht vorhandene technische Nutzen für die bedienung angepasst wird. Bei der Definition der neuen Spitzenpegelmessung und die zu große Ungenauigkeit für Skala mussten verschiedene Parameter einbezogen wer- eine wirkliche Loudness-Messung. Die Signale der einzel- den, die auf die unterschiedlichen Probleme eingehen. Zu- nen Ausgangskanäle werden also zunächst durch das K-Fil- nächst musste eine Anpassung des Frequenzgangs erfol- ter geformt und anschließend wird der RMS-Wert ermittelt. gen, die die durchschnittliche Empfindlichkeit des Gehörs Da die Messung nicht nur für Mono und Stereo, sondern (sehr grob) kompensiert. Abbildung 5 zeigt den resultie- auch für Mehrkanalanwendungen geeignet ist, muss be- renden Frequenzverlauf. Die Filterung wird als K-Gewich- rücksichtigt werden, dass das Gehirn auf Signale von hin- tung bezeichnet. Der Buchstabe K ist in diesem Fall als er- ten besonders empfindlich reagiert. Dies ist wohl zu Zeiten ster freier Buchstabe im Alphabet gewählt worden und hat des Urmenschen sinnvoll gewesen, damit eine Gefahr von nichts mit dem Masteringingenieur Bob Katz oder seinem hinten schnell erkannt werden konnte. Dieser Empfindlich- K-Metering zu tun. Diese Frequenzanpassung stellt natür- keit wird dadurch Rechnung getragen, dass die Surround- lich auch eine Vereinfachung dar, da das Gehör bei unter- kanäle mit einer Verstärkung von 1,5 dB versehen werden, schiedlichen Lautstärken auch unterschiedlich empfind- bevor sie mit allen anderen Kanälen summiert werden. Die lich reagiert. Sie hat sich in der Praxis als tauglich heraus- Summierung ist einer der wichtigsten Punkte in der prak- gestellt. Der zweite Punkt ist das zeitliche Verhalten der tischen Anwendung der Messung. Auf diese Weise soll si- 12 | 13


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