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hintergrund matisch sein. Um diesem Umstand zu entgehen wurde der das Programm in die Werbung oder zu einem Trailer, so Begriff des True-Peak eingeführt, der eigentlich nur erfun- wird der Spitzenpegel auf seinen Maximalwert ‚festgena- den werden musste, da die ‚alten‘ Messverfahren gar kei- gelt‘. Die Programmloudness verläuft ausgeglichener über ne wirkliche Peakdarstellung erlauben und die Bezeich- den Film und beginnt sich im Werbungsblock stark dem nung ‚Peak‘ nicht ganz zu Recht im Namen tragen. Für eine Spitzenpegel anzunähern. Dieser in Abbildung 3 schema- True-Peak-Darstellung muss die Messung verschiedene Kri- tisch gezeigte Verlauf ist die klassische Ursache für den terien erfüllen. Diese sind vor allem die Verkoppelung der Griff zur Fernbedienung. Technisch betrachtet sind die Si- Messabtastrate mit der Signalabtastrate und die Überab- gnale absolut im grünen Bereich, da selbst die durch die tastung (Oversampling). Eine True-Peak-Messung wird um- starke Limitierung verstärkten Intersample-Overs nur in so genauer, je größer diese Überabtastung gewählt wur- den Sicherheitsbereich von -9 dBFS hinein ragen. de. Empfohlen wird mindestens vierfache Überabtastung, bei der die True-Peak-Messung eine Ungenauigkeit von un- Die Probleme ter einem dB aufweist und somit im praxisgerechten Be- reich liegt. Abbildung 2 zeigt die bereits bekannte Wellen- Nun, da die aktuelle Situation verstanden ist, werden form bei vierfacher Überabtastung. Die angegebenen Werte auch die daraus resultierenden Probleme deutlich. Erstens beziehen sich jedoch, wie bereits erwähnt, immer nur auf entsteht das berühmte und jeden Abend vor dem Fernse- starr mit dem Nutzsignal verkoppelte Messabtastraten. Der her wieder erlebte Problem der Pegelsprünge. Sobald ein Fehler steigt ohne Verkopplung deutlich an. Es muss al- Sender in die Werbung schaltet, schreit einen die jeweilige so festgestellt werden, dass die zur Zeit verwendete Mess- Verkaufsbotschaft an und man kann vor lauter Schreck technik mit QPPM und Samplepeakmetern im besten Fall nicht schnell genug zur Fernbedienung greifen, um die problematisch, im schlechtesten Fall unbenutzbar ist. Zur Lautstärke deutlich zu reduzieren. Auch beim Umschalten Verteidigung der beiden Messverfahren muss natürlich an- zu anderen Sendern muss die Lautstärke permanent nach- geführt werden, dass QPPM in der analogen Welt durchaus korrigiert werden. Darüber hinaus wurde die Programmdy- seine Berechtigung aufweist und ein Samplepeakmeter bei namik so weit komprimiert, dass die Qualität des Tonpro- anderen Anwendungen vollkommen ausreichend ist. gramms (vor allem bei Musik, Werbung und Trailern) deut- lich beeinträchtigt wird. Noch krasser wird dies im Radio Die Peak-Normalisierung deutlich, wo bereits vom Masteringingenieur hyperkompri- mierte Musiktitel durch die Sendemaximierung nochmals Betrachtet man die Ausgangspegel einer Fernsehstation, ‚gegen die Wand gefahren‘ werden. Wer diesen Lärm er- so wird sich der Spitzenpegel über die Zeit verändern. Bei trägt muss ein sehr beiläufiger Hörer sein, oder sich be- Filmen gibt es Abschnitte, in denen sich der Spitzenpegel sonders junger Ohren erfreuen, die leider heute an die Ab- nah am Maximalpegel bewegt und andere Teile, in denen wesenheit von Dynamik gewöhnt zu sein scheinen. Auf er sich stärker dem Loudness-Pegel annähert. Wechselt der Haben-Seite steht natürlich die eingeschränkte Dyna- mik als positives Merkmal für die Verständlichkeit, selbst auf dem ältesten Telefunken-Fernseher von Oma Inge oder im Autoradio bei 180 km/h auf der Autobahn. Dieser Punkt mag im ersten Moment albern klingen, sollte jedoch nicht so einfach abgetan werden. Im Abschnitt Dynamic-Range wird darauf noch etwas genauer eingegangen. Loudness Dem ganzen Problem liegt eine einfach Tatsache zu Grun- de: Der Mensch empfindet die Lautstärke eines Signals nicht so, wie es ein Schallpegelmessgerät misst. Schon al- lein der Begriff Lautstärke hat eine wertende Konnotati- Abbildung 3: Der Ist-Zustand der Peak-Normalisierung. Der on, da damit die menschliche Lautstärkeempfindung ge- Lautstärkesprung beim Beginn des Werbeblocks. Durch die meint ist und nicht etwa der technische Pegel. Letzte- schwarzen Orientierungsbalken wird deutlich, wie sehr die rer spielt für den Hörer eine sehr untergeordnete Rolle empfundene Lautstärke schlagartig ansteigt 10 | 11


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