hörtest ein bisschen von allem mehr. Bei unseren Gesangsaufnah- Lewitt LCT 940 men gehörte dieses Mikrofon zu unseren Überraschungs- kandidaten, vielleicht auch deshalb, weil man sich vor- Zu Beginn muss ich das einmal sagen: Dieser Herstel- her gefragt hat, warum die meisten Hersteller runde an- ler hat eine wirklich fantastisch gestaltete Website – statt eckiger Membranen einbauen. Das CC-22 hat einen sehr edel und trotzdem sehr übersichtlich. Diese Qualität starken Auftritt, wenn man so sagen will, mit einer ‚et- überträgt sich auch auf das Produktdesign und die ex- was besseren Realität‘. Der Klang ist sehr attraktiv und zeptionelle Verarbeitung. Das LCT 940 ist das Flaggschiff eben doch noch ein bisschen echter als echt, falls Sie ver- des Lewitt-Angebots aus der Authentica-Serie und kom- stehen, was ich meine. Die eckige Membran klingt sehr biniert ein FET- und Röhrenmikrofon in einem Gehäuse, rund in den Tiefen und unteren Mitten, liefert klare, neu- etwas, was die Welt in dieser Form bisher noch nicht ge- trale obere Mitten ohne Überzeichnung und sehr schö- sehen hat und einen neuen Gestaltungsfreiraum beim ne, offene Höhen. ‚Klanglicher Mehrwert‘ könnte man viel- Einsatz von Mikrofonen eröffnet. Beide Signale stehen leicht sagen, oder einfacher: ein wirklich geil klingendes permanent zur Verfügung und können über das Speise- Mikrofon – es stimmt einfach alles. Der Preis stimmt auch: teil stufenlos zwischen reinem Röhren- und reinem FET- 1.199 Euro brutto. Betrieb gemischt werden. Neun Richtcharakteristiken, drei Dämpfungsstufen und drei wählbare Hochpass-Fre- Pearl ELM-C quenzen (6/12 dB pro Oktave) werden geräuschlos elek- tronisch geschaltet. Neu ist auch eine Automatik-Funkti- Die langgestreckte rechteckige Kapsel mit einem Maß- on für die Dämpfung. Die Röhre leuchtet durch ein trans- verhältnis von 7 zu 1 ist sozusagen ein Meisterwerk der parentes Sicherfenster im Mikrofongehäuse. Die 1-Zoll- schwedischen Kapseltechnologie. Der Frequenzgang zeigt Kapsel in Kombination mit einer Doppeltriode liefert über einen weiten Bereich keinerlei Abweichungen – von einen tollen, warmen Sound, der jedoch keine spezi- vielleicht 60 Hz bis 10 kHz absolut linear. Die aus dieser elle Farbe liefert, sondern eindeutig in die Spitzengrup- Konstruktion abgeleitete Richtcharakteristik ist prinzipiell pe der neutralen Testkandidaten gehört. Die Abbildung die einer Niere (in der Horizontalen), aber mit einer sehr ist ‚vollständig‘, hat in Richtung FET sogar eine gewisse starken Richtwirkung in der Vertikalen, die Raumreflexi- Schlankheit oder Neutralität in den Tiefen, liefert ein onen beziehungsweise sekundäre Schallanteile außer- sehr dynamisches Höhenbild, hat ein sehr gutes Tran- halb der vertikalen Mikrofonachse wirksam sientenverhalten und ist extrem homogen im Mittenbe- unterdrücken. Um diesen Effekt zu nut- reich. Auffällig ist auch die frontale Präsenz der Gesangs- zen, ist es bisweilen sinnvoll, das Mikro- stimme. Je mehr man sich in Richtung Röhrenbetrieb be- fon quer aufzustellen. Klanglich hat das wegt, desto wärmer wird die Abbildung, ganz so, wie ELM-C große Ähnlichkeit mit dem CC-22, man es auch erwarten würde. Aber auch im reinen Röh- lässt aber tendenziell dessen runde Wär- renmodus bleibt das Mikrofon me etwas vermissen. Im Gegenzug lie- sehr authentisch ohne ausge- fert es sehr viel Detail in den Höhen, die prägten färbenden Eigencha- die Konsonanten unserer Gesangsauf- rakter. Mit rund 1.400 Euro nahme wie mit einer Lupe darstellten. brutto für das komplette Pa- Das betont sowohl die Präsenz als auch ket in einem Transportkof- die Fokussierung der Stimme. Ich sehe fer sorgt auch der Preis es im Spitzenfeld der neutralen Mikro- für eine positive Über- fone unserer Testkandidaten, wür- raschung. Eine sehr de es aber eher als ‚Sondermikro- interessante Ent- fon‘ für einen universellen Einsatz wicklung auf hohem bezeichnen. Das klassische Vocal-Mi- Qualitätsniveau. krofon mit warmer Intimität ist es je- denfalls nicht, verfügt jedoch über außergewöhnlich authentische Übertragungsqualitäten. Der Preis: 1.650 Euro brutto. 76 | 77
Studio eMagazin 03-2012
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