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Studio eMagazin 03-2012

BeesNeez Tribute 1 wohl beim Hören. Die Stimme steht sehr klar zwischen den Lautsprechern, dezent, intim und kriecht ins Ohr. Das Vorhin sagte ich, dass alle BeesNeez-Mikrofone Vornamen Tribute 1 klingt ‚besser als im richtigen Leben‘ und gene- tragen, jedoch gibt es wie immer Ausnahmen. Hier ist die riert seine eigene Realität, eine, von der man sich wün- erste: Tribute 1. Das Lieferprogramm des australischen schen würde, dass sie tatsächlich existiert. Wer also ein Herstellers ist in drei Serien strukturiert: Studio, Produ- U 47, das bekanntlich und berechtigterweise zu Höchst- cer und Tribute. Tribute 1 ist keine Kopie, wie der Herstel- preisen gehandelt wird, gerne sein eigen nennen würde, ler betont, sondern eine Ehrerbietung an das Neumann kann sich für etwa die Hälfte des Liebhaberpreises ein Tri- U 47 in seiner ursprünglichsten Form. Im Innern befindet bute 1 in den Mikrofontresor legen. Die ‚Hälfte‘ bedeutet sich dennoch, nach eigenen Aussagen, eine Replik des in diesem Fall knapp 4.000 Euro brutto. Man sollte sich U 47 Übertragers und die australische Interpretation der ja nicht zu sehr vom Visuellen bestimmen lassen, aber für K7 Kapsel mit einer NOS EF Stahlröhre aus den 40er Jah- diesen Preis hätte ich etwas mehr Vollendung im Finishing ren, woher diese auch immer beschafft worden sein mag. erwartet. Aber wie auch immer, der Klang hat wirklich et- Das Tribute 1 ist schwer, ganz so, als wollte Ben Sneesby was ganz Besonderes… Ach ja, das T1 kommt in einem ro- den Preis mit einem hohen Gewicht rechtfertigen. Die Ver- busten Kunststoff-Koffer mit Speiseteil, Verbindungskabel arbeitung hat für meine Augen etwas von einem Märklin- und Spinne. Baukasten, mit den herausstehenden Rundkopfschrauben. Schaut man sich Topmikrofone deutscher Herkunft an, BeesNeez Tribute 2 so erzeugt die edle Verarbeitung und aufwändige Mecha- nik ein gutes Gefühl und selbst die Chinesen können das Zum gleichen Preis führt BeesNeez eine weitere ‚Ehrer- besser. Wenn man aber Ben Sneesby Glauben schenken bietung‘ im Katalog. Dieses Mal ist das Telefunken ELA M will, so baut er das gesamte Mikrofon selbst, sozusagen 251 das Objekt der Begierde. Rein äußerlich sind, bis auf von Grund auf, inklusive Kapsel und Übertrager. Ich habe die Farbe der Gehäusehülse, keine Unterschiede zum T1 im Netz einige Kommentare von Pressekollegen gelesen auszumachen. Telefunken USA bietet dieses Mikrofon als und sie finden dieses Design großartig. Deshalb: Über Ge- Neuware für etwas über 9.000 Euro brutto an und als Ori- schmack sollte man nicht streiten und einfach seine Oh- ginal, sofern vorhanden, würde man sicher noch mehr da- ren aufsperren. Ich würde mir nicht zutrauen, den Klang für bezahlen. Für mich ganz persönlich, aber das ist eben eines U 47 Originals aus der Erinnerung abrufen zu kön- eine Frage des Geschmacks, ist das T2 das ‚bessere U nen, aber es gibt ein paar auffällige Merkmale, die den 47‘. Es hat einen größeren Wärmeanteil und wuchtigeren Sound charakterisieren. Außerdem habe ich schon andere Tiefenanteil als das T1, hat im Hörergebnis dadurch etwas U 47 ‚Ehrerbietungen‘ gehört, deren Charakter zumindest zurückgenommenere obere Mitten und Höhen, liefert in eine ähnliche Richtung geht. Das jedoch ein dynamischeres (oder weni- Tribute 1 fällt durch seine Seidig- ger statisches) Höhenbild als das T1. keit in den Höhen genau in die- Die Stimme wirkt dadurch authen- se Kategorie, die der Stimme un- tischer und echter. Der Klang kriecht serer Sängerin einen ‚Hauch‘ ver- auch hier sehr intim in die Ohren lieh, einen ‚Silberstreif‘, der sich und steht im Stereobild frontal. Ob- durch das gesamte Klangbild wohl der optische Unterschied zwi- zieht, was für eine Griffigkeit schen T1 und T2 praktisch und Plastizität sorgt, die sehr nicht vorhanden ist, von der attraktiv, aber keineswegs Farbe einmal abgesehen, ha- authentisch klingt. Der Sound ben wir es hier doch mit zwei ist rund, sogar tendenziell et- sehr unterschiedlich klingenden was schlank in den Tiefen ‚Klassikern‘ zu tun. Sollte (hier kommen noch andere bei meinen Formulierungen Beispiele aus gleichem Hause) ein wenig Skepsis durchklin- und in besonderer Weise ‚an- gen, so liegen Sie mit dieser genehm‘, wie eine warme Du- Interpretation nicht falsch. sche vielleicht. Man fühlt sich Ich bin hin- und hergerissen.


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