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Studio eMagazin 03-2012

hörtest Als wir 1998 mit dieser Testreihe begannen, suchten wir frische Mitten und Höhen und einen extremen Fokus des nach einem Bezugspunkt, der uns bei der Bewertung Mono-Signals. Die Stimme steht zwischen den Lautspre- von Großmembranmikrofonen über einen langen Zeit- chern einen Schritt weiter vorn. Auch in den Tiefen lie- raum einnordet. Es hätte jedes beliebige, auch durchaus fert das MA-301fet ein sattes Fundament, wirkt aber den- weniger hochwertige Mikrofon sein können, denn ‚Be- noch insgesamt ein wenig zurückhaltend in den Mitten. zugspunkt‘ heißt ja nicht ‚Referenz‘. Jetzt, nach annä- Ein kurzer Blick in den Frequenzschrieb bestätigt diesen hernd vierzehn Jahren, sind wir froh, dass uns dieser As- Eindruck: In der Einstellung ‚Niere‘ gibt es eine nennens- pekt damals wichtig war, denn so lassen sich alle ge- werte Senke im Bereich von 1 kHz, die etwa 5 dB aus- hörten Mikrofone in ein faires Verhältnis setzen. Wir ent- macht. Die daraus resultierende Balance gibt den obe- schieden uns 1998 für ein Brauner VM1 und dieses wird ren Mitten und Höhen mehr Gewicht, was zusammen bei jeder Sitzung (übrigens immer noch das Gleiche) als mit dem ausgezeichneten Transientenverhalten zu einem erstes aufgebaut. Es ist für uns wie so eine Art ‚Reset- sehr lebendigen, luftigen und auch detailreichen Klang- Taste‘ und wir beurteilen dadurch immer vom gleichen bild bei gleichzeitig kraftvollem Tiefenanteil führt. Der Ausgangspunkt aus. Preis? Der Exklusiv-Vertrieb Audio Import nannte mir 899 Euro brutto, die ich erst gar nicht glauben wollte. Das Mojave MA-301fet nenne ich wirklich ‚Bang for the buck‘! Dieses neue umschaltbare Großmembran-Kondensator- Mojave MA-300 mikrofon basiert auf der Technologie des bekannten MA- 201fet mit fester Nierencharakteristik. Es gibt im neuen Hier gibt es einige Parallelen zum MA-301fet, denn auch Modell einen Umschalter für Niere, Kugel und Acht, ei- dieses Mikrofon mit seiner stufenlos am Speiseteil zwi- ne schaltbare 15 dB Dämpfung und eine ebenso schalt- schen Kugel, Niere und Acht einstellbaren Richtcharakte- bare Tiefensperre mit 6 dB pro Oktave unterhalb von ristik basiert auf dem Modell MA-200 mit fester Richtcha- 100 Hz. Herzstück des neuen, von David Royer entwi- rakteristik. Das Design stammt selbstverständlich wieder ckelten, phantomgespeisten Mikrofons ist die Kapsel mit von David Royer, der eine Doppelmembran-Kapsel, hoch- ihrer 3 Mikron dünnen, goldbedampften 1 Zoll Membran. wertige Jensen-Übertrager und eine JAN 5840 Röhre zu Der Einsatz hochwertiger Jensen Übertrager und ausge- einem attraktiven Klangpaket zusammenführte. Wie beim suchter Bauteile verleiht dem MA-301fet einen unver- MA-301fet finden wir am Mikrofongehäuse eine schalt- wechselbaren Klang. Als ‚Hans Dampf in allen Gassen‘ bare 15 dB Dämpfung und das gleiche Hochpassfilter mit kann das Mikrofon in jeder denkbaren Aufnahmesituati- 6 dB pro Oktave unterhalb von 100 Hz. Dieses Röhren- on zum Einsatz kommen und er- mikrofon empfiehlt sich wie sein FET- weist sich als echtes Allround-Ta- Bruder für einen universellen Einsatz lent für Rundfunksprecher oder im Studio. Es hatte beim Hörtest eine Sänger, als Raummikrofon oder ähnliche Frontlokalisierung, wirkt aber vor der Bassdrum, an der akusti- tonal linearer oder neutraler und in schen Gitarre oder vor dem Bass- den Höhen etwas zurückgenommener oder Gitarrenverstärker. ‚Bang oder weicher, mit schönen, klaren Mit- for the buck‘, pflegt der Amerika- ten und definierten, kräftigen Tiefen. ner dazu zu sagen. Unser Test- Im direkten Vergleich mit dem MA- signal (für alle jetzt noch fol- 301fet wirkt es dezenter oder rund- genden Großmembran-Modelle) er und weniger frisch, jedoch ist war die menschliche Stimme, in diese Frische dem MA-301fet of- diesem Fall die von Sänge- fensichtlich auch ‚angezüchtet‘ rin Lisa Long, die mit groß- worden. Auch das MA-300 als er Disziplin auf eine gleich- hochwertiges Röhrenmikrofon in förmige Darbietung und präzi- der Topliga überraschte mich mit se Mikrofonabstände zu achten seinem Preis: Knapp 1.300 Euro für hatte. Das Mojave (sprich: ‚Mo- ein solches Flaggschiff? Auch das hawie‘) überzeugte durch sehr ist doch wirklich ein Angebot… 72 | 73


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