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Drei Hallplatten-Emulationen in einem Plug-In tronik von Martech und klingt am breitbandigsten von allen dreien. Auch die Emulation des EMT 80 Hz Shelving-Filters wurde berücksichtigt, ebenso wie das Martech 12 dB pro Ok-tave Cut-Filter in Plate C. Da keine Hallplatte wie die andere klang, auch nach sorgfältiger Optimierung der Aufhängung, haben wir es also hier mit einer individuellen Modellierung von Hallplatten zu tun, die in einem bestimmten Studio ste-hen und dem dortigen Kalibrierungs- und Servicestand ent-sprechen. Ergänzt wurden weitere Bedienungselemente, die in dieser Form nicht am Original existieren konnten, wie zum Beispiel Stereobreite und -balance, Modulation und ‚räum-liche Tiefe‘ oder Pre-Delay, was wir in damaligen Zeiten nur durch den Kopfversatz einer Bandmaschine abhängig von der Bandgeschwindigkeit erzielen konnten. Für den direkten Channel-Insert sind auch eine stufenlos regelbare Dry/Wet- Blende und ein historisch anmutendes VU-Meter zur Pegel-anzeige vorhanden. Mit Bildschirmgrafik natürlich überhaupt kein Problem. Praxis und Hören Ich hatte mir überlegt, was man über einen Plattenhall wohl noch sagen könnte und da fiel mir ein, dass die Hall-platte etwas kennzeichnet, was man in früheren Jahren vielleicht als nicht so wesentlich empfand: Sie liefert prin-zipbedingt keine frühen Reflexionen und daher auch kei-ne Größenwahrnehmung. Eine Raumgröße konnte man in früheren Jahren nur aufnehmen, es sei denn man hatte ei-nen Hallraum zur Verfügung. Aus diesem Grund nehmen die Hallplatte und ihre zahlreichen Emulationen eine Son-derstellung ein. Sie liefern Diffusion, ohne dem Signal ei-ne Dimension zuzuordnen. Die drei im Plug-In angebote-nen Hallplatten unterscheiden sich in erster Linie durch ih-re Farbe, wobei Plate B einen etwas wärmeren und auch ‚tiefer gestimmten‘ Ton generiert. Um ein Beispiel heraus-zugreifen: Mit der kürzesten Einstellung für die Nachhall-zeit und einer moderaten Zumischung des Effektanteils entsteht eine sehr attraktive Räumlichkeit, die das Signal kaum wahrnehmbar umhüllt, es aber damit sehr rund, ge-fällig und auch etwas weicher und echter macht. Die Emu-lationen sind im Plug-In wirklich sehr gut gelungen und ich würde sie anderen Plattenemulationen vorziehen, wenn es um die Echtheit der Darstellung geht. Viele Kollegen wollen mit einer Hallplatte ein wenig ‚Blech‘ und dessen Farbe er-zeugen. Meine Erfahrung ist, dass viele Emulationen dies-bezüglich übertreiben und den Klang der Stahlplatte be-wusst herausstellen. Aber so blechern ist eine echte Hall-platte nie gewesen, was im UA Plug-In sehr realistisch um-gesetzt wurde. Allein schon die feinen Unterschiede der drei im Plug-In angebotenen Färbungen sprechen dafür, dass Originale Pate gestanden haben müssen. Fazit Meine Auswahl für diesen zweiten Teil meines Powered- Plug-In-Berichtes kommt natürlich nicht von ungefähr, son-dern schnürt drei epochale Eckpfeiler der frühen digitalen Nachhallerzeugung zu einem Paket zusammen, kombi-niert mit einem auf innovativer Modelling-Technologie ba-sierenden Plug-In, das als Gegenpol echte Raumakustik ins Spiel bringt. Mit einem solchen Paket ist das Thema ‚Nach-hall und Räumlichkeit‘ extrem gut abgedeckt, zu einem Preis, der den Greis der professionellen Audiotechnik heiß macht. Die Einzelpreise habe ich im UAudio Online Store nachgesehen: Aktuell kostet das Ocean Way Plug-In 279 US-Dollar, das Lexicon 224 229 US-Dollar, das AMS RMX16 279 US-Dollar und das EMT 140 nur 99 US-Dollar. Verges-sen wir für einen Moment die Diskussion darüber, wie au-thentisch Plug-Ins analoge Originale nachbilden können. Was Universal Audio in der hier behandelten Disziplin ablie-fert, ist wirklich allererste Sahne und auf keinen Fall mehr die Mühe wert, nach einem Original zu suchen. Wer wun-derschön, fast unrealistische Räume bauen möchte, ist mit dem Lex 224 sicher gut bedient, denn es ist anders als je-der Nachhall, den man sonst für Geld kaufen kann, auch anders als ein Lex 480, das mit wesentlich ausgereifteren Algorithmen aufwarten konnte. Der Charme des 224 liegt aber genau in der ‚Unvollkommenheit‘. Das RMX16 ist bri-tisch angehaucht, und beeinflusste mit seinem dichten, ele-ganten Sound viele erfolgreiche Produktionen. Drei Hallplat-ten für 99 Dollar in dieser Qualität – dazu muss man nicht mehr viel sagen. Bleibt ein kurzer anschließender Kom-mentar zum Ocean Way Plug-In: Wer mit der Akustik zwei-er Weltklasse-Räume spielen und auch noch die Ästhetik hi-storischer Mikrofone mit einbeziehen möchte, sollte OWS in seine Sammlung aufnehmen. OWS ist ein ganz besonderes Plug-In, mit dem man einzigartige Sounds generieren kann. Für mich war dieses Plug-In die größte Überraschung und daher bekommt es auch fünf von fünf Sternen von mir.


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