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Originalgetreue Abbildung der Bedienoberfläche des RMX16 over-Frequenz, Treble Decay, Depth und Pre Delay ein. Wenn ich mir das heute so anschaue, kann ich kaum glauben, wie unübersichtlich die ergonomische Struk-tur dieses Gerätes war, die mir in den späten 70ern noch so selbstverständlich und logisch vorkam. Schauen Sie sich die Abbildung an und bilden sich selbst ein Urteil. Die Lektüre der Bedienungsan-leitung ist schlicht unumgänglich. UA hat das wohl auch selbst erkannt und zumin-dest die Shift-Ebene mit den Funktionen wegerfunden, die in einem Plug-In nicht mehr erforderlich sind. Praxis und Hören Natürlich war die Begegnung mit diesem Plug-In für mich eine Reise in die Vergan-genheit. Ich würde behaupten, dass man mit diesem Plug-In wirklich ein Lexicon 224 zur Verfügung hat. Die Signatur und die Strukturen der frühen Reflexionen schafften unmittelbar eine klare Erinne-rung an dieses Gerät. Für diejenigen, die es absolut nicht kennen: Der Nachhall ist etwas ruppig und ‚grob‘, recht zer-klüftet durch viele Reflexionsmuster, hat aber einen sehr diffusen, elegant und et-was ‚wabernd‘ ausklingenden Diffusan-teil, alles irgendwie ‚falsch‘, fast unnatür-lich nach heutigen Gesichtspunkten, aber dennoch mit einem starken Reiz, dem man sich nicht entziehen kann. Das Ge-rät (das Plug-In) ist im Vergleich zu heu-tigen Nachhallemulationen sehr spezi-ell und man muss es mögen. Nicht jeder wird auf Anhieb damit etwas anfangen können. Wenn man jedoch eine Wei-le damit gearbeitet hat, kann man sich auch sehr schnell verlieben. Ich werde Sie hier nicht überzeugen können, des-halb müssen Sie selbst ein paar Ver-suche damit unternehmen. Die Wahr-scheinlichkeit ist sehr groß, dass dieses Gerät zu einem festen Bestandteil Ihres ‚Nachhallportfolios‘ wird, denn dieser Nachhall ist wirklich wie kein anderer. Dazu muss ich Ihnen nicht die Unter-schiede zwischen den einzelnen Nach-hallalgorithmen erklären. Sie folgen alle einem bestimmten Charakter, der einen hohen Wiedererkennungswert generiert, wenn man Solo abhört. Verblüffender-weise fügt sich dieses Nachhallsignal extrem geschmeidig in einen Mix ein, und die ganze ‚Ruppigkeit‘ samt Refle-xionswald ist plötzlich verschwunden. Tolle Sache! AMS RMX16 Das RMX16 von AMS und seinem In-haber und Mastermind Mark Crabtree war ein, vor allem in der britischen Mu-sikszene epochales Hallgerät in den 80ern. Wie immer, rückt Universal Au-dio sehr nahe an den Ursprung eines zu emulierenden Gerätes heran und so entstand auch die RMX16-Nachbildung in sehr enger Zusammenarbeit mit Mark Crabtree. Es ist vielleicht leichter nach-zuvollziehen, dass ein auch ursprüng-lich schon digitales Gerät auf einer digi-talen Plug-In-Plattform ‚leichter‘ nachzu-bauen ist. So wurden bei der Entwick-lung eines mittlerweile deutlich über 30 Jahre alten Designs die ursprünglichen Schaltpläne und Algorithmen zugrun-de gelegt, um das RMX16 wieder auf- erstehen zu lassen. Tatsächlich finden sich Originale dieses Nachhallprozessors auch heute noch in vielen Studioracks wieder. Ich hatte in den 80ern sehr viele reale Begegnungen mit diesem Ge-rät und meine Favoriten waren das Am-bience und das Non-Lin-Programm. Wir suchten damals nach räumlichen Signa-turen, die nicht wie ein ‚simpler‘ Nach-hall daherkamen, sondern eine Räum-lichkeit erzeugen konnten, die eher ei-ner Wolke um das Instrument herum gleichkamen, oder wie im Fall von Non- Lin etwas taten, was es in der Realität nicht geben konnte. Für mich war der Nachhall des RMX16 immer eine ‚hoch-glanzpolierte‘ Version von mechanischen Nachhallgeräten, mit einer speziellen Äs-thetik, die ‚unnatürlich schön‘ klang. Zu den Programmen des RMX gehörten Am-bience, Room, Hall, Plate, Echo, Cho-rus (meistens ein ‚Abfallprodukt aus den Nachhallalgorithmen, bei denen oft ei-ne Modulation zum Einsatz kam, um das Ergebnis harmonischer zu gestal-ten), Nonlinear und Reverse (also so ei-ne Art Rückwärts-Hall), den wir sonst nur sehr aufwändig mit rückwärts ange-spielten Tapes generieren konnten). Na-türlich wurde die Bedienoberfläche des Originals auch im Plug-In penibel ge-nau nachgebildet, was nicht immer zu einer Bedienungserleichterung mit der Maus führen muss. Zusätzlich beinhal-tet das Plug-In Funktionen, die im Origi-nal nicht zu finden waren: Dry/Wet-Blen-de, Wet-Solo und erleichterte Bedienung durch Klicken und Eintippen von Para-meterwerten. Da die Bedienstruktur des RMX16 recht simpel gehalten war, gibt es auch nur vergleichsweise wenige Pa-rameter, die im Zugriff stehen. Ein- und Ausgangspegel, Abkling-(Decay)-Zeit, vom gewählten Programm abhängig ein-stellbare Hi/Low Decay Filter und die ei-gentliche Programmwahl. Das Plug-In berücksichtigt in diesem Fall nicht das Systemrauschen des Originals, sondern ist wesentlich ‚leiser‘.


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