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vorgegebenen Mustern. Einzig die Distanz ist frei bestimm-bar. Dies ist wahrscheinlich der Tatsache geschuldet, dass man nicht unendlich viele Impulsantworten in einem solchen Plug-In zur Verfügung stellen kann. Mit dem, was tatsächlich geht, hat man jedoch bereits extrem viele Variationsmöglich-keiten. Bei meinen Experimenten bin ich zunächst vom ge-ringstmöglichen Abstand des Nah-Mikrofons ausgegangen und habe den Klang mit dem Original verglichen. Prinzipi-ell ist bei einem minimal möglichen Abstand von einem hal-ben Fuß, also etwa 15 cm, ein sehr direktes Signal möglich. Dieses wird jedoch in jedem Fall von einer gewissen Ant-wort des gewählten Raums überlagert, mit sehr geringem Pe-gel, aber wahrnehmbar. Auch dann, wenn man ein Nierenmi-krofon auswählt. Dies dürfte in der Realität, wäre man wirk-lich in einem der beiden Studios, nicht anders sein. Das heißt, so trocken wie das Eingangssignal kann das Re-Mic-Si-gnal niemals sein. Wer diese Trockenheit braucht oder will, muss in den Reverb-Modus wechseln, verliert aber dann die Möglichkeit, das Signal ‚neu aufzunehmen‘. Ich würde mich nicht trauen, eine Aussage darüber zu machen, wie ‚echt‘ ein jeweils gewähltes Mikrofon oder Mikrofonpaar klingt, je-doch ist der Klang sehr edel, weich und ‚schön‘, unabhän-gig vom gewählten Mikrofon, so dass man hier nichts falsch machen, sondern seinem persönlichen Geschmack folgen kann. Für die Nah-Mikrofone stehen ausschließlich C12 Ty-pen in Kugel oder Niere bereit, so dass der initiale Klang we-nige Variationsmöglichkeiten bietet. Mehr Variabilität gibt es bei den Mid- und Far-Mikrofonen, womit der Raumklang we-sentlich abwechslungsreicher gestaltet werden kann. So rich-tig interessant ist das Plug-In, wenn man eine Kombination aus mindestens zwei Mikrofonen oder Paaren und Räumlich-keit mit verschiedenen Distanzen herstellt. Die beiden Stu-dios klingen als Räume wirklich schön. Sich so etwas selbst zu bauen, scheitert in der Regel am Geld und allein schon deshalb ist OWS eine tolle Bereicherung. Man spielt mit den Mikrofonen wie in einem realen Raum und kann mit etwas Vorstellungskraft Realität und Virtualität übereinander brin-gen. OWS ist ein sehr mächtiges Werkzeug. Allerdings hat man auch mit ähnlichen Phänomenen wie in der Realität zu ‚kämpfen‘, denn beliebige Mikrofonpositionen funktionieren nicht automatisch. Man muss wirklich realitätsbezogen den-ken und dementsprechend die Parameter einstellen. Das Ex-perimentieren mit der Polarität oder verschiedenen, vorgege-benen Schallquellenpositionen ermöglicht dramatisch ande-re Ergebnisse. Ich hatte lange Zeit mit einem trocken einge-spielten Schlagzeug Versuche unternommen und bin dabei zufällig darauf gestoßen, dass genau dieses Schlagzeug als ‚Vocal‘-Signal besonders druckvoll und direkt klang. Das vor-gegebene Muster für die Gesangsaufnahme (Vocal Solo) be-inhaltet drei rückwärtig zum Sänger aufgestellte Gobos, die dieses Klangergebnis wohl positiv unterstützten. Wenn man dann vorsichtig ein entferntes Mikrofonpaar hinzumischt, geht wirklich die räumliche Sonne auf. Andere Setups, zum Beispiel ‚Strings‘ liefern bei einem ‚Mono-Signal‘ ein so dif-fuses Ergebnis, dass man damit nur in speziellen Fällen ar-beiten können wird. Man muss aber experimentieren, um alle Möglichkeiten des Plug-Ins ausschöpfen zu können. Auch ich betrat diesbezüglich Neuland und hatte viel Freude daran, möglichst viele Szenarien durchzuspielen. OWS ist eine fan-tastische Spielwiese mit einem sehr seriösen wissenschaft-lichen Hintergrund, was mich motivierte, endlos mit diesem Plug-In zu spielen und mich in dieser virtuellen Studiowelt zu bewegen. Die Echtheit des räumlichen Eindrucks ist verblüf-fend, weshalb mich die Rückkehr zum Originalsignal manch-mal staunend, mitunter sogar frustriert zurückließ. OWS ist ein sehr vielseitiges Werkzeug, das seinen Anwender in ei-ne wunderbare virtuelle Welt entführt, auf die man eigent-lich nicht mehr verzichten will. Probieren Sie es aus, ich kann hier wirklich nicht auf alle Details eingehen. Sie werden, ge-nau wie ich, absolut begeistert sein. So etwas kann man mit anderen Mitteln nicht erreichen, es sei denn, man beschäftigt sich zum Beispiel mit Altiverb, aber ein reiner Raumsimulator ist nur ein Teil der Strecke, die man mit Ocean Way Studios gehen kann. Der Reverb-Modus kommt einem klassischen Raumsimulator da schon näher. Man arbeitet mit einer unan-getasteten Originalschallquelle und fügt dieser eine variabel Im Reverb-Modus sind Pre-Delay und Wet/Dry-Blende aktiv


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