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Ocean Way Studio A Ocean Way Studio B Kurvendarstellung Master-EQ Überblick Ocean Way Studios, ab jetzt als Produktname für ein Plug-In OWS genannt, ist ein hybrides System, also weder eine Fal-tungsmaschine noch ein Nachhallalgorithmus, sondern eine Kombination aus beidem. Aufgenommene Impulsantworten werden mit algorithmischen DSP-Techniken verknüpft. OWS bietet zwei real existierende Aufnahmeräume und eine gigan-tische Anzahl von modellierten Raumpositionen, Mikrofonen und Abstrahlmustern verschiedener Schallquellen. Obwohl die Bedienoberfläche sehr einfach gehalten ist, steckt ein un-überschaubar großer Aufwand dahinter. Grundsätzlich arbei-tet OWS in den beiden Betriebsarten ‚Re-Mic‘ und ‚Reverb‘, die sich jedoch fundamental voneinander unterscheiden. Wann immer eine Schallquelle in einem natürlichen rauma-kustischen Umfeld aufgenommen wird, kann man sie in drei wesentliche Komponenten unterteilen: das Direktsignal, die frühen Reflexionen und den ‚spät‘ abklingenden Diffusschal-lanteil. Im Unterschied zur realen Aufnahmesituation existiert das Direktsignal bereits als fertige Aufnahme in der DAW, die mit Hilfe eines bestimmten Mikrofons in einer raumakus-tischen Umgebung entstanden ist. Dieser Zustand ist wesent-lich für den Re-Mic-Modus, der das in der DAW vorhandene Originalsignal durch eine andere Mikrofon/Raum/Mischpult- Kette ‚ersetzt‘. Prinzipiell wird dieses Signal über eine an-dere Impulsantwort oder eine Kombination daraus gefaltet, die die Studioakustik, das ersetzte Mikrofon und ‚eine‘ Ab-strahlcharakteristik in sich trägt. Algorithmische Nachhallpro-zessoren tasten das Originalsignal nicht an, sondern dieses dient als Stimulus für eine räumliche Signatur. Dieses Modell entspricht dem OWS Reverb-Modus. Im Re-Mic-Modus spie-len die emulierten Mikrofone und das daran angeschlossene Mischpult mit seinem Vorverstärker die Hauptrolle, denn das Originalsignal, gleich, wie es entstanden ist, ob als ei-gene Aufnahme, Sample oder synthetisch erzeugtes Signal, wird so ‚verändert‘ als wäre es im Raum mit einem Mikrofon der zur Verfügung stehenden Auswahl mit einer ebenfalls zur Auswahl stehenden Abstrahlcharakteristik aufgenommen wor-den. OWS bietet zu diesem Zweck die beiden Aufnahmeräu-me A und B mit ihren raumakustischen Eigenschaften, 11 ver-schiedene Mikrofone mit entsprechend wählbarer Richtcha-rakteristik und zahlreiche Abstrahlcharakteristika, die aus Einzelinstrumenten oder Instrumentengruppen ‚entlehnt‘ wur-den. Es ist also durchaus möglich, eine akustische Gitarre so wie eine Streichergruppe zu ‚behandeln‘. Ob eine Konfigura-tion funktioniert oder nicht, bleibt den Ohren und der Ent-scheidung des Anwenders überlassen. Bis zu drei Mikrofon-paare oder Monomikrofone (Near, Mid, Far) können virtuell positioniert werden, die auch alle drei gleichzeitig aktiv sein können. Jedes Mikrofon(paar) hat sein eigenes Parameterset, das unabhängig von den anderen eingestellt werden kann: Mikrofonauswahl (damit einhergehend auch Richtcharakteri-stik), Mikrofondistanz, Hi- und Lowcut-Filter, Polaritätstausch, Mute, Stereobalance und Pegel. Das Ganze verhält sich ge-nauso wie im ‚richtigen Leben‘: Je dichter ein Mikrofon an der Quelle steht, desto immanenter wird der Direktschallan-teil. Dementsprechend nimmt ein weit von der Schallquel-le positioniertes Mikrofonpaar fast nur noch Diffusschall auf. Ganz real sind auch die Auswirkungen verschiedener Mikro-fonpositionen zueinander. Es entstehen Phasenprobleme oder durch den Raum injizierte Resonanzeffekte. Man arbei-tet, das sollte man sich immer vor Augen führen, so wie in einer realen Aufnahmesituation mit allen Vor- und Nachtei-len. Genau das ist auch für den verblüffenden Realismus ver-antwortlich, den man mit OWS erzeugen kann. Die Mikrofon-positionen in den beiden Studios wurden von Allen Sides vor dem Hintergrund seiner Expertise als Toningenieur und sei-ner Kenntnis der Räume vorbestimmt. Diese Positionen kön-


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