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Wir haben schon sehr oft darüber diskutiert, ob eine Emu-lation 42 | 43 ohne Einschränkungen einem analogen Original ent-spricht oder wie lange es denn noch dauern könnte, bis es darüber keinen Zweifel mehr gibt. Dieser gedankliche An-satz ist eigentlich müßig, denn man kann Plug-In-Emulati-onen, ganz gleich, welche berühmte Marke dahinter stecken mag, ja auch einfach als eigenständiges Werkzeug betrach-ten, das eben so klingt wie es klingt und selbst entschei-den, ob es einer persönlichen, individuellen Klangvorstel-lung oder Erwartung dienen kann. Etwas ‚störend‘ dabei ist eigentlich nur, dass der Hersteller sich auf real existierende Analog- oder Digitalhardware bezieht, die man als Anwender zu benutzen glaubt, weil man auch ständig die Originalop-tik des Vorbildes auf dem Bildschirm vor Augen geführt be-kommt. Als Pro-Audio-Redakteur ist man dadurch gezwun-gen, die Frage zu beantworten, ob und was die Emulati-on mit dem Original verbindet, anstatt zu konstatieren, dass man es einfach mit einem guten Hall, einem guten Kompres-sor oder einem schönen Equalizer zu tun hat. Vor etwa zwei Jahren trat ich an, eine kleine Serie mit persönlichen Favo-riten aus dem UA-Angebot aufzulegen, so dass es jetzt schon etwas merkwürdig klingt, selbige fortzusetzen. Wir müssen jedoch bei der Redaktionsplanung so viele Geräte und Ent-wicklungen proportional ausgewogen berücksichtigen, dass vor diesem Hintergrund eine längere Pause einfach nicht zu vermeiden ist. Wir selbst betreiben eine Quad-Core-UAD-2 in unserem Studiorechner und können dank Unterstützung von Universal Audio stets auf alle Plug-Ins des riesigen An-gebotes zurückgreifen. Ich habe mich also erneut hingesetzt und mich gefragt, was ich spannend finden könnte und bin dabei auf einige Nachhall- und Ambience-Plug-Ins gestoßen, die ich Ihnen heute gerne etwas näher bringen möchte. Dazu gehören das extrem interessante Ocean Way Studios Plug-In und die Emulationen des Lexicon 224, des AMS RMX16 und der EMT 140 Hallplatte. Ocean Way Studios Die Ocean Way Studios in Hollywood gehören zu den be-rühmtesten Produktionsstätten dieses Planeten. Studio A und B dienten als Vorlage für eine neue Technologie, die nicht nur die Emulation eines Raumklanges mit traditioneller Fal-tungstechnologie beinhaltet, sondern auch die Impulsant-worten von Mikrofonen und Quelleneigenschaften mit einbe-zieht. Im Ergebnis kann sich der Anwender im Rahmen seiner Produktion die Signatur der Aufnahmeräume mitsamt einer beindruckenden Mikrofonsammlung und deren Positionierung im Raum zunutze machen und sich virtuell dort bewegen, als wäre er selbst vor Ort. Mit empfohlenermaßen trockenen Si-gnalquellen kann man in Räumen produzieren, die von Uni-versal Audio Gründer Bill Putnam Sr. raumakustisch geplant und gebaut wurden. Entstanden ist das Plug-In in enger Zu-sammenarbeit mit dem früheren Inhaber der Studios Allen Sides. Heute befinden sich die Studios im Besitz einer groß-en amerikanischen Filmproduktion, jedoch blieben die Räu-me selbst unangetastet. Zusätzlich stellte Allen Sides sei-ne legendäre Sammlung von Mikrofonklassikern zur Verfü-gung, die als drei separate Stereopaare virtuell im Raum po-sitioniert werden können. Universal Audio hat ein Verfahren namens ‚Dynamic Room Modelling‘ entwickelt, das DSP und spezielle Messtechniken kombiniert. Auch wenn es etwas ‚gruselig‘ klingt, vor diesem Hintergrund kann der Anwender Mikrofon-Setups nutzen, die schon bei Produktionen mit den größten Künstlern aller Zeiten zum Einsatz kamen und von Allen Sides entwickelt wurden. Das klingt wie ein Erfolgsver-sprechen, ist aber eher die Ausgangsbasis für die eigene kre-ative Arbeit. Selbst die einzigartigen Mischpulte in den da-zugehörigen Regien wurden in den Klang der Mikrofone ein-bezogen – die Focusrite ISA 110 Konsole in Studio A und die Sonderanfertigung der Putnam/Dalcon-Konsole in Studio B. Man kann sich vorstellen, wie viel Arbeit in einem solchen Raum/Mikrofon-Emulator stecken muss und wie viele Impul-santworten unter der persönlichen Direktive von Allen Sides aufgenommen werden mussten, um dem Anwender das rea-listische Gefühl zu vermitteln, selbst an Ort und Stelle in die-sen Räumen und mit diesen Mikrofonen zu arbeiten. Verschiedene Mikrofon und Instrumentenanordnungen testbericht


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