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Beide Plug-Ins sind eine Gemeinschaftsarbeit von Paul Wolff (Ex-API, Ex-Tonelux, jetzt Fix Audio Designs) und dem Soft-warespezialisten Softube. In den 70er Jahren baute Paul Wolff eine Hardware mit analogen Eimerkettenspeichern, den Real Time Auto Doubler AD-2, mit dem man ADT mit elektro-nischen Mitteln erzeugen konnte, und zwar bis in einen Zeit-bereich von drei Millisekunden ohne Neigung zum Flanging. Das Gerät hat es zwar nie zur Serienreifen gebracht, diente aber jetzt als Vorlage für den Fix Doubler, der als Plug-In ei-nige Verbesserungen hinsichtlich Rauschverhalten, Zeitbe-reich und Funktionalität erfahren konnte. Hauptentwicklungs-ziel war jedoch der analoge Sound, der aus diesem Proto-typen kam. Sozusagen als Ableger entstand gleich noch ein zweites Plug-In, der Fix-Flanger. Beide Effekt-Plug-Ins wollen wir uns heute genauer ansehen. ADT und Flanging ADT ist auch heute noch gängige (oft manuelle) Praxis, um Stimmen anzureichern, in dem man sie zwei- oder mehr-fach aufnimmt und mit unterschiedlichen Pegeln zusammen-mischt. Schon in früheren Jahren verhalfen wir vor allem et-was weniger begabten Sangeskräften damit zu einer volleren Stimme und mischten Intonations- und Timing-Abweichungen zu einem hübschen und erträglicheren Brei zusammen. Ken Townsend in den Abbey Road Studios kam auf die Idee, die-se Arbeitsweise zu rationalisieren und elektronisch nachzu-bilden. Alles, was er dazu hatte, waren Bandmaschinen. Die Studer C37 gehörte zu den Maschinen, die ein exzellentes Si-gnal am Sync-Kopf ausgeben konnte, das heißt, es entstand ein Signal, das zeitlich gesehen früher als das eigentliche ‚Original‘ am Repro-Kopf der Maschine zur Verfügung stand. Mit einer Variac-basierten Varispeed-Einrichtung (prinzipiell einem regelbaren Transformator) konnte man nun das Tape- Signal gemischt mit dem Original zeitlich versetzt und modu-liert ausgeben, so dass der Eindruck entstand, die Aufnahme hätte zweimal stattgefunden. Prinzipiell unterscheiden sich Doubling und Flanging nur durch den gewählten Zeitabstand Die virtuelle Abbildung von zeitlich variierenden Tonköpfen vor und hinter dem Originalsignal ‚Source‘ stellt dar, wie sich die drei Signale zueinander verhalten und die Art der Modulation. Je näher das zweite, modulierte Signal an das Original heranrutscht und je gleichförmiger die Modulation, desto mehr neigt es zur Erzeugung kammfilter-artiger Auslöschungen, bis hin zu einer Totalauslöschung am zeitlichen Nullpunkt, wenn man eines der beiden Signale in der Polarität umschaltet. Erweitern konnte man den Effekt durch eine zweite Bandmaschine, die an ihrem Reprokopf ein zweites Signal des gleichen Originals erzeugte, allerdings später als das Original, so dass man nun zwei zeitlich unter-schiedlich modulierte Signale zur Verfügung hatte, die das Ergebnis noch dichter und breiter machten. Die Teilabbildung aus dem Waves Plug-In ‚Reel ADT‘ macht deutlich, wie man sich das Ganze prinzipiell vorstellen muss. Die zeitliche Modulation des Signals hatte natürlich auch ei-ne Tonhöhenvariation zur Folge, so dass man nicht nur zwei Signale in einem kurzen, sich verändernden Zeitabstand hö-ren konnte, sondern sich zusätzliche leichte Tonhöhenunter-schiede ergaben, so wie bei einer weiteren fast identischen Gesangsdarbietung. Was man in der Bandmaschinenzeit ma-nuell ausführen musste, kann man in einer Hardware und ei-ner Software natürlich auch automatisieren, mit einem VCO (spannungsgesteuerten Oszillator), der bestimmten Wellen-formen in einer variierbaren Geschwindigkeit folgt (Dreieck, Sinus oder Zufallsgenerator). Woher die Bezeichnung ‚Flan-ger‘ kommt, sei auch noch kurz erwähnt. Als man Bandma-schinen noch nicht elektronisch in ihrer Geschwindigkeit re-geln konnte, musste man die Tonbandspulen zweier Band-maschinen mit dem Daumen abwechselnd ausbremsen, da-mit Zeitversatz und Tonhöhenmodulation um den zeitlichen Nullpunkt des Originals herum möglich wurden, denn durch Ausbremsen nur einer Tonbandspule bewegte man sich aus-schließlich in Richtung Vergangenheit im Verhältnis zum Ori-ginal und konnte nicht mehr zeitlich aufholen. Das funkti-onierte erst, als man mit Varispeed in beiden Richtungen


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