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hat nämlich die ‚Angewohnheit‘, leise Signale unterhalb des Arbeitspunktes bis an sein Limit von 30 dB zu verstär-ken, in Anhängigkeit von der Zeitkon-stanteneinstellung. 30 | 31 Das können (und wollen) ausschließlich abwärts regeln-de Kompressoren nicht. Durch diese Ei-genschaft wurde der Omnipressor für mich zu einem sehr wertvollen Werk-zeug, denn er konnte die Dynamik ei-ner Stimme oder eines Instrumentes sehr elegant ausregeln. Mit dem Reg-ler für die Begrenzung der Verstärkung stellte ich einen Bereich von vielleicht 3 bis 5 dB ein und ließ den Kompres-sor das Signal auch um einen ähnlichen Maximalbetrag reduzieren. So bewegte sich der Zeiger für die Pegelredukti-on immer knapp um den Nullpunkt he-rum, verstärkte leise und reduzierte lau-te Signale im Bereich des eingestellten Arbeitspunktes. Leise Stimmpassagen und Atemgeräusche wurden auf diese Weise angehoben und schafften einen wesentlich intimeren Klangeindruck, der wie eine Lupe feine Details herausar-beitete. Ich habe in meinem V700 Ma-steringrack von ADT-audio einen genau-so arbeitenden Kompressor zur Hand, der mir viel Automationsarbeit für leise Passagen abnimmt, und als Kompressor trotzdem nur wenige dB Hub zu vollzie-hen hat. Die ‚Effektabteilung‘ des Omni-pressors war für mich daher immer nur eine hübsche Dreingabe. Benutzt ha-be ich ihn fast ausschließlich in der ge-schilderten Art und Weise, die ich Ih-nen wärmstens zur Nachahmung emp-fehlen möchte. Man kann Stimmen he-ranholen, sie schön atmen lassen und trotzdem ist die Regeltätigkeit sanft und, wenn man will, auch sehr unauf-fällig. Gleiches kann man praktisch mit jedem dynamisch gespielten Instrument machen. Becken rückwärts oder explo-sionsartig steigender Pegel kann aber hier und da auch spannend sein. Man hat beim Omnipressor stets die volle Kontrolle. Harmonizer H910 Ich glaube, es ist wichtig, zu hö-ren, dass alle Harmonizer-Plug-Ins, so auch das Eventide H910 Erstlings-werk aus den 70ern, eine große Ähn-lichkeit zu den Hardware-Originalen ha-ben, so dass man sich mit den Widrig-keiten eines Gerätes, das kaum noch einer reparieren kann, heute wahrhaf-tig nicht mehr herumschlagen muss, zu-mindest in diesem speziellen Fall. Als ich das H910 Plug-In in eine Gesangs-spur einfügte, mit der von mir seiner-zeit präferierten ‚Double-Tracking‘ Ein-stellung, war der gewohnte Sound so-fort da – und – das Plug-In produziert die gleichen Artefakte wie das Origi-nal, glücklicherweise. Mein erster H910 Einsatz haute mich schier vom Hocker: 0.99 oder 1.01 Verstimmung machen die Stimme richtig dick. Das klingt auch nach heutigen Maßstäben noch richtig gut. Vielmehr noch, mit der Anti-Feed-back- Funktion, die eigentlich durch ei-ne kontinuierliche, dynamische Verstim-mung in einem kleinen Bereich tatsäch-lich Feedback zwischen Mikrofon und Lautsprecher auf der Bühne verhindern sollte, macht den ADT-Effekt noch über-zeugender, weil er, zusammengemischt mit dem Originalspur, nicht mehr sta-tisch ist. Was vielleicht heute etwas ‚armselig‘ klingt: Der H910 konnte auch Delay, das man in 7.5 ms Schritten bis 112.5 ms einstellen konnte. Mit Feed-back können in bekannter Manier Teile des verzögerten Signals auf den Ein-gang zurückgeführt werden und eine kontrollierte Rückkopplung generieren, in diesem Fall bis zu einer unendlichen Oszillation. Das Gute an fast allen Plug- Ins in diesem Bundle, die mit Zeitmo-dulation arbeiten, ist der Mix-Regler zwischen Wet und Dry. So können Ef-fektanteile direkt insertierter Plug-Ins fein ausgeregelt werden. Mit der Dual- Funktion stellt das Stereo-Plug-In zwei H910 Harmonizer in einer Bedienober-fläche zur Verfügung. Um hier nicht wei-ter ins Detail gehen zu müssen, es gibt Link- und Reverse-Link, einen Stere-obreiten- Parameter und vieles andere mehr. Den Luxus von zwei Harmonizern konnten sich damals nicht viele Studios leisten, heute lädt man einfach das ent-sprechende Plug-In. Da die Harmoni-zer auf MIDI Note On und Pitch Bend reagieren, kann man die Tonhöhenver-änderungen auch auf einem MIDI-Key-board spielen. H949 Dieser Abschnitt wird deutlich kürzer, denn der H949 war der in vielerlei Hin-sicht verbesserte Harmonizer als Nach-folger des H910. Vor allem die Algorith-men erzeugten weniger Artefakte, es gab erweiterte Funktionen wie ein Hi/ testbericht


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